Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
Sie mir.«
Er wandte sich um.
Die beiden Besucher gingen hinter ihm her. Rani spürte deutlich, dass in diesem Schloss etwas vor sich ging. Dies war ein Hort dunkler Magie. Jeder Mauerstein schien den Einfluss der Dämonengöttin zu atmen …
Nun zweifelte er noch weniger als zuvor daran, dass die Menschen, deren Leichen seit einigen Monaten unter rätselhaften Umständen in der Umgebung gefunden wurden, innerhalb dieser alten Mauern gestorben waren.
Doch der Maler selbst schien ein Mensch zu sein – kein Dämon, wie Rani ursprünglich befürchtet hatte. Dennoch würde er ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit mit der Dämonenmaske testen.
Wenn er sich den unscheinbaren, an einen Damenstrumpf erinnernden Stofffetzen über den Kopf zog, ging mit diesem eine erschreckende Veränderung vor. Menschen sahen dann einen lebendigen Totenschädel auf Ranis Schultern sitzen – was ein Dämon erblickte, wusste niemand. Es war jedoch dermaßen entsetzlich, dass er augenblicklich verging …
Dann würde sich zeigen, welche Natur der Maler tatsächlich besaß. Ein Dämon vermochte sich möglicherweise so gut zu tarnen, dass er lange nicht entdeckt wurde und als scheinbarer Mensch sein verderbliches Spiel trieb.
Bornier führte sie in einen kleinen Speiseraum. Dort saß der ihnen bereits bekannte Andreas Bottlinger am Tisch; außerdem ein Mann, den Rani nie zuvor gesehen hatte. Der Unbekannte stellte sich als Friedrich Schmaranzer vor. Er war einer der anderen vier Gäste.
Wo sich die restlichen Teilnehmer befanden, erwähnte Bornier nicht.
Sie frühstückten nahezu schweigend.
Andreas Bottlinger gab sich in Gegenwart des Malers ganz anders als zuvor auf der kleinen Polizeistation des Nachbardorfes.
Schmaranzer blickte ständig auf die Tür, als erwarte er, dass noch jemand in den Raum kam. Rani sprach ihn darauf an.
»Eine Freundin«, antwortete Schmaranzer. Er war sichtlich durcheinander. »Hannah – sie ist im Atelier … im Atelier geblieben … Ich verstehe das alles nicht …«
»Sie war fasziniert von meinen Bildern«, unterbrach Bornier das Gestottere. »Ich habe ihr erlaubt, meine Kunst auf sich wirken zu lassen.«
Schmaranzer schob seinen Stuhl nach hinten, dass die Beine auf dem Boden knarrten. »Ich möchte zu ihr. Vielleicht ist sie ja auch in ihr Zimmer im ersten Obergeschoss …«
Der Maler sprang schneller auf, als Rani es ihm zugetraut hätte. »Sie bleiben hier«, zischte Bornier scharf.
»Aber …«
»Kein Aber! Dies ist mein Schloss! Hier bestimme ich!« Dabei warf er dem Journalisten einen scharfen Blick zu, den der Inder nicht deuten konnte.
Bottlinger lächelte schmallippig. »Setzen Sie sich, Herr Schmaranzer.«
Schmaranzer fuhr herum. »Wieso mischen Sie sich da ein?«
»Immerhin bin ich derjenige, der dieses Wochenende organisiert hat. Mir haben Sie die Einladung zu verdanken.«
Zum ersten Mal meldete sich Danielle zu Wort. »Offensichtlich kommen wir zu einem ungelegenen Zeitpunkt.«
Rani konnte sich nicht vorstellen, dass es ihr unangenehm war – wahrscheinlich wollte sie die Gelegenheit nutzen, mehr über die Spannungen herauszufinden, die ganz offensichtlich zwischen den Personen in diesem Raum herrschten.
»Unsinn«, wiegelte Bornier ab. »Es ist lediglich ein wenig Trubel ausgebrochen … mehr nicht.«
Rani räusperte sich vernehmlich und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich. »Wissen Sie, dass unterhalb des Schlosses eine Leiche gefunden wurde?«
Schmaranzers Augen weiteten sich.
Bottlingers Gesicht blieb regungslos.
Bornier dagegen schnappte nach Luft. »Eine Leiche?«
»Herr Bottlinger und wir stießen unabhängig voneinander darauf. Eine tote Frau. Emily Boman. Eine Engländerin, die aber seit einiger Zeit in Deutschland lebt. Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Was soll diese Frage?«, gab Bornier barsch zurück. »Woher sollte ich eine solche Frau kennen? Sie wissen doch, dass ich zurückgezogen in diesem Schloss lebe.«
»Immerhin empfangen Sie auch heute Gäste.«
Borniers blutunterlaufene Augen schienen Blitze zu verschießen. »Soll das ein Verhör sein? Wer sind Sie, Herr Mahay? Haben Sie sich etwa als Privatdetektiv bei mir eingeschlichen?«
»Bitte, Herr Bornier, Sie müssen unsere Sorge verstehen«, versuchte Danielle ihn zu besänftigen. »Eine Leiche findet man nicht alle Tage. Es ist doch verständlich, dass sich da Fragen stellen. Herrn Bottlinger geht es ebenso.«
Der Journalist gab ein nervöses Lachen von sich. »Zum Glück! Schließlich
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