Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
Ruf des Erstaunens aus. »Das Zimmer …! Was ist das für ein Dreckloch. Meine Unterkunft sieht viel besser aus …« Dann entdeckte er plötzlich die Leiche und verstummte. Alles Blut wich aus seinem Gesicht.
Rani zog die Tür zu. Er hätte dem Mann wohl eine Erklärung bieten können – mit schwarzer Magie war es leicht möglich, eine täuschend echte Illusion vorzugaukeln.
Der Anblick im zweiten Zimmer war schlimmer. Hier hatte sich Bornier offenbar in einen regelrechten Blutrausch gesteigert. Die Leiche auf dem Boden wies eine tiefe Stichwunde in Höhe des Herzens auf. Das Blut war bereits angetrocknet.
Friedrich Schmaranzer stöhnte erstickt und streckte die Hand nach dem letzten Türgriff aus. »Hannah …«, ächzte er.
»Lassen Sie mich hineinsehen«, forderte Rani. Sicher war sicher. Man wusste nie, was einen erwartete.
Die nächsten Sekunden boten einen kleinen Lichtblick. Das Zimmer war leer. Keine Leiche. Allerdings war auch hier die magische Illusion bereits erloschen, was Rani nichts Gutes erahnen ließ.
»Das Atelier!«, sagte Schmaranzer. »Sie ist mit Bornier ins Atelier gegangen! Ob er sie dort …« Er brach ab.
»Bottlinger, Sie führen uns«, forderte Danielle.
Wortlos nickte der Journalist. Es war ihm anzusehen, dass er sich große Vorwürfe machte. »Ich kannte Bornier nur flüchtig … Wie hätte ich ahnen können, was er in Wirklichkeit plant! Er muss vollkommen den Verstand verloren haben.«
»Sie wussten nichts über die Hintergründe«, gab Danielle zu bedenken.
»Aber ich hätte ihn aufhalten können. Ich war es, der diese Menschen auf das Schloss einlud – und jetzt sind sie tot.«
»Was geschehen ist, können Sie nicht rückgängig machen. Aber indem Sie uns helfen, verhindern Sie weitere Bluttaten.«
Bottlingers Gestalt straffte sich. Er eilte im Laufschritt heraus und führte sie zum Atelier. Vor der Tür blieb er wie angewurzelt stehen.
»Blut!«, keuchte er. »Auf dem Boden ist ein Blutstropfen.«
»Hannah!« Schmaranzer schrie den Namen – doch es kam keine Antwort.
Die Tür zum Atelier war abgeschlossen. Rani fackelte nicht lange. Er rammte die Schulter gegen das Türblatt; das Türschloss wurde sofort aus der Verankerung gerissen. Die Tür knallte gegen die Innenwand.
Der Blutgeruch aus dem Atelier war überwältigend. Ein weiter Bereich des Bodens war verschmiert, ein Bild lag auf dem Boden, ein Rahmenhalter zerbrochen – doch von Hannah fehlte jede Spur.
Rani durchschaute sofort, was hier gespielt worden war. Nur ein kranker Geist konnte sich das ausgedacht haben – was nützte Bornier schon, eine Leiche auf diese Art verschwinden zu lassen? Die Spuren im Raum waren unmöglich noch vollständig zu beseitigen.
Eine Blutspur zog sich zu der breiten Fensterfront gegenüber des Kamins … Bornier musste einen toten Körper durch den Raum geschleift haben. Eines der Fenster stand immer noch offen; die Blutspur reichte auch die Wand hoch und die schmale Innenfensterbank war vollständig besudelt. Ohne Zweifel hatte der Wahnsinnige Hannahs Leiche mit aller Kraft hochgewuchtet und dann aus dem Fenster geworfen.
»Ihr bleibt zurück«, sagte der Inder hart, ging zum Fenster. Er versuchte möglichst flach zu atmen, um dem süßlich-metallischen Gestank nach Blut zu entgehen. Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster genügte.
Grotesk verrenkt, weil der Sturz ihr wohl alle Glieder gebrochen hatte, lag die Tote einige Meter tiefer. Daneben erkannte Rani eine Gestalt, die einen Spaten in der Hand trug und sich gerade daran machte, ein Loch auszuheben.
Bornier!
Also war seine Aussage, die Polizei aufzusuchen, nur ein Vorwand gewesen. Rani hatte nichts anderes erwartet.
Dass Bornier die Leiche vergraben wollte, war nach Ansicht des Inders Beweis dafür, dass der Maler selbst höchstens unter dem Einfluss von Rha-Ta-N’mys Schergen stand. Wäre er selbst ein Dämon gewesen, hätte er über andere Mittel verfügt, die Leiche verschwinden zu lassen.
Also stammte die Magie, die im Schloss wirkte, nicht von Bornier selbst. Ob er diesen Zauber mithilfe der ›Chronik der Totenpriester‹ bewirkt hatte? Die Geheimnisse und Rätsel dieses uralten Buches waren noch lange nicht geklärt – sein eigentlicher Zweck nach wie vor unbekannt, obwohl sie schon seit Jahren immer wieder in den unterschiedlichsten Situationen auf Abschriften und Kopien getroffen waren.
Es gab noch eine andere Möglichkeit – dass Bornier einen dämonischen Helfer besaß, von dem sie bisher nichts
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