Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
selbst getötet.«
Mahay zweifelte daran. Borniers Tod kam zu plötzlich. Er war wahnsinnig und zu keiner klaren Reflexion mehr fähig gewesen. Nie hätte er eingesehen, dass er den Kampf verloren hatte. Rani ahnte, dass jemand anders der Grund dafür war, dass der Maler sterben musste. Bornier war das Glied in der Kette, das Rani und Danielle zu den Dämonen hätte führen können … Rha-Ta-N’mys Diener hatten ihre Spuren verwischt …
»Was er zuletzt sagte, ist hochbrisant«, meinte Rani. »Er sprach von einem Dämon, der aus Itaron gekommen sei … ausgerechnet Itaron, die Welt, in die Björn aufgebrochen ist. Von dort strömt der verderbliche Einfluss auf Marlos und offenbar auch auf die gesamte Welt ein.«
»Wir müssen nicht nur diesen Dämon finden, sondern auch die Chronik der Totenpriester.« Danielles Stimme zitterte. »Wenn es tatsächlich stimmt und das Original dieses schwarzmagischen Buches den Weg in dieses Schloss gefunden hat, bildet es vielleicht die größte Gefahr, die überhaupt denkbar ist! Denk daran, welches Unheil im Lauf der letzten Jahre schon die wenigen Abschriften angerichtet haben, mit denen wir zu tun hatten.«
Rani rekapitulierte, was der Maler vor seinem Tod preisgegeben hatte.
Er hatte sich nicht sehr klar ausgedrückt, aber er hatte durchaus in gewisser Weise behauptet, dass die ›Chronik der Totenpriester‹ Rha-Ta-N’mys Vermächtnis enthielt. Was konnte er damit gemeint haben?
»Darum können wir uns kümmern, wenn wir das Buch gefunden haben«, sagte Danielle, nachdem Rani ihr von seinen Überlegungen berichtet hatte. »Zunächst aber müssen wir den Dämon ausschalten, den Bornier erwähnt hat.«
Ein Geräusch hinter ihnen ließ sie herumfahren.
Schon tastete Ranis Hand nach der Dämonenmaske – als sie erkannten, dass sich nur der Journalist Andreas Bottlinger näherte.
»Sie haben das Schwein also gefunden«, sagte dieser mit kalter Stimme.
»Er hat sich selbst das Messer in den Leib gestoßen, ehe wir es verhindern konnten«, erklärte Rani. »Wie kommen Sie hierher, Andreas? Sie sollten doch die Polizei …«
»Friedrich ist alleine weitergegangen. Unterwegs wurde uns klar, dass es besser ist, wenn ich zurückgehe, um Ihnen beiden möglicherweise beizustehen. Friedrich kommt schon allein zurecht – er schwebt ja nicht in Gefahr.«
Hoffentlich, dachte Rani nur. Wenn sich dieser Ri-la’rh in den Wäldern um das Schloss herumtrieb, wollte er womöglich verhindern, dass Außenstehende auf das blutige Geschehen aufmerksam wurden.
Doch es war nun nicht mehr zu ändern – Schmaranzer war längst zu weit entfernt, als dass sie ihn noch einholen könnten.
»Womöglich ist es tatsächlich gut, dass Sie zurückgekommen sind«, sagte Rani. »Sie haben mir gegenüber erwähnt, dass Bornier zu bestimmten Gelegenheiten von der ›Chronik der Totenpriester‹ gesprochen hat. Hat er je Andeutungen gemacht, wo sich das Buch befindet?«
Bottlinger überlegte. »Einmal erwähnte er, dass er es in einem Versteck verbirgt.«
»Denken Sie genau nach! Es ist wichtiger, als sie sich in Ihren kühnsten Träumen vorstellen können!«
Bottlinger lachte nervös. »Sie haben Nerven! Neben uns liegt eine Leiche, das Schloss ist ein einziger Friedhof, und ich soll mich auf etwas konzentrieren, was ich als Spinnerei abgetan habe.«
»Denken Sie nach«, verlangte Rani erneut.
Der Journalist fuhr sich nervös durch die Haare. »Das … das alte Verlies in den Kellerräumen! Ja, das hat er erwähnt. Ein Geheimversteck im Verlies. Dort sei es sicher, sagte er, weil dort niemals jemand hinkommt.«
Rani Mahays Züge wurden hart.
Er begriff, dass sich ihnen hier eine einmalige Chance bot.
Die ›Chronik der Totenpriester‹ war legendär. Immer wieder waren Menschen an Abschriften einzelner Seiten gelangt – und immer wieder hatten diese Abschriften schreckliches Unglück über andere Menschen gebracht.
Rha-Ta-N’mys Vermächtnis …
Sie mussten das Buch unbedingt sicherstellen. Wenn es dem Falschen in die Hände fiel, konnte das zu einer Katastrophe führen.
Die Tür öffnete sich knarrend und offenbarte den Blick auf ein kaltes, feuchtes Kellergewölbe.
Der Lichtschein, der durch den Türrahmen in die Finsternis fiel, ließ einige Ratten fiepend Reißaus nehmen.
»Ich war einmal dort unten«, sagte Bottlinger, »als ich mit Bornier übereingekommen war, exklusiv über ihn und seine Werke berichten zu dürfen. Damals zeigte er mir das gesamte Schloss. Ich bat darum, auch
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