Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
darauf aufmerksam werden. Das durfte ich nicht zulassen! Also verließ ich ihn, konnte ihn aber nicht töten, weil ich ihn einst bewohnte und er dadurch vor mir geschützt war. Als ich euch beide traf, da wusste ich gleich, dass ihr diese Aufgabe für mich übernehmen würdet …«
»Er hat sich selbst gerichtet«, widersprach der Inder.
Bottlinger widersprach. »Ihr habt ihn in die Enge getrieben. Aber das ist mir ganz recht so, denn auf diese Weise wird nie jemand erfahren, was sich im Schloss abgespielt hat. Die Leichen und die Blutspuren werde ich beseitigen, und nichts wird noch daran erinnern. Und wartet bloß nicht darauf, dass die Polizei kommt … Sie könnte mir ohnehin nichts anhaben. Außerdem gibt es niemanden, der sie verständigen könnte. Schmaranzer ist längst tot … ihr habt ihn meiner Obhut überlassen.« Der Dämon im Körper des Journalisten lachte.
Ein Ausläufer des Ektoplasmas kroch über den Boden. Rani musste hilflos zusehen, wie er sich um das Gitter im Boden schlang und es anhob.
In der nächsten Sekunde stürzte Danielle in die Tiefe. Rani hörte den Aufschlag – und glaubte die Schmerzen selbst zu verspüren. Dann schob ihn der Dämon selbst in Richtung der gähnenden Öffnung im Boden.
Als Rani keinen Halt mehr spürte, fiel er und schlug drei Meter tiefer neben Danielle auf.
Wie Tentakel krochen weißliche Nebelstränge blitzschnell nach unten und wickelten sich erneut um die beiden Leiber, ehe sie irgendetwas unternehmen konnten.
Dann sprang der Journalist selbst nach unten und kam geschmeidig neben Rani und Danielle auf. Bottlingers Gesicht war zu einer Fratze verzerrt. Dünne, kaum wahrnehmbare Ausläufer des Ektoplasma-Dämons verschwanden in seinen Gesichtsorganen.
Rani wurde jetzt ebenfalls von den Ektoplasma-Ausläufern gefesselt. Er konnte keinen Finger mehr rühren, und die Dämonenmaske lag irgendwo in dem Raum über ihnen auf dem Boden. Nutzlos.
Bottlinger ging neben Danielle in die Knie. »Ich spüre, dass ihr geeignet seid, um nach Itaron gebracht zu werden. Rha-Ta-N’my kannte eure Namen, und einst nannte sie sie mir, zusammen mit einigen anderen. Ihr gehört zu unserem Todfeind Björn Hellmark! Er befindet sich bereits in Itaron – und ihr werdet ihm folgen …«
Ri-la’rh wusste über Björn Bescheid? Rani ahnte, dass die Falle in die sie getappt hatte, von langer Hand vorbereitet war. Doch wer hatte sie vorbereitet? Bornier? Wohl kaum. Ri-la’rh. Vielleicht. Aber irgendwie hatte Rani das Gefühl, dass eine viel größere Macht hinter all dem stand. Eine Macht, die in der Lage war, sich nach Belieben des Erbes der Dämonengöttin zu bedienen …
»Was weißt du über Björn?«, stieß Mahay hervor.
Bottlinger kicherte. »Du fürchtest wohl um sein Leben, wie? Nun, zu recht. Er wird auf Itaron bereits erwartet …«
Mahay versuchte, die Ektoplasma-Fesseln zu sprengen. Ohne Erfolg.
Bottlinger alias Ri-la’rh stieß sich vom Boden ab und flog wie ein Insekt der Öffnung in der Decke entgegen. Die Nebeltentakel zogen sich von Ranis und Danielles Körpern zurück und folgten ihm. Die beiden konnten sich jetzt wieder frei bewegen, aber das nützte ihn nichts mehr. Die Dämonenmaske war fort, und sie konnten Ri-la’rh nicht nach oben folgen.
Krachend ließ der Dämon das Gitter zufallen. Verriegelungen rasteten ein.
Sie waren eingesperrt – und aus eigener Kraft konnten sie unmöglich entkommen.
Das höhnisch grinsende Gesicht des Journalisten tauchte in den Zwischenräumen des Gitters auf. »Ihr müsst nichts weiter tun als warten … Ich bereite alles vor … Bald werden alle Spuren beseitigt sein, dann wird es wieder so sein wie vor dem Zeitpunkt, ehe alles aus dem Ruder lief, weil Bornier die Kontrolle über sich selbst verlor. Dann werden wieder Menschen zum Schloss kommen, um die Bilder zu betrachten. Und ich werde diese Menschen nach Itaron führen …«
»Nichts wird so sein wie vorher«, rief Rani wütend. »Bornier ist tot. Man wird Fragen stellen.«
»So?« Eine unheimliche Wandlung ging mit Bottlingers Gesicht vor. Die Haut warf Blasen, die Konturen verschwammen … die Nase reckte sich in die Länge, die Augen sanken tiefer in die Höhlen, die Haare wurden länger und dünner …
Sekunden später starrte das hagere Gesicht des Malers durch das Gitter in das Verlies. Obwohl Rani wusste, dass es sich nur um eine Maskerade des Dämons handelte, konnte er keinen Unterschied zu dem echten Bornier ausmachen.
Nur dass der Ri-la’rh-Bornier
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