MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
dich aber noch nicht einmal einer nähern kannst.«
Wut hatte ihn in einer heißen Welle erfasst, aber Lochlan hatte sich geweigert, sich ihr zu ergeben. »Du bist restlos betrunken.«
»Ich bin nicht der Einzige, der so denkt. Braden, Ewan, sogar unsere Mutter und unser Vater. Pa hat mir von der Hure erzählt, die er dir gekauft hat, die du aber verschmäht hast. Er sagte, du seiest bloß ein nutzloser Wallach.«
Dafür hatte Lochlan ihm eine schallende Ohrfeige gegeben. Ja, er hatte die Frau weggeschickt und ihr Geld gegeben, weil kein menschliches Wesen seinen Körper verkaufen müssen sollte, um nicht zu verhungern. Es hatte ihn geärgert, dass sein Vater so gefühllos war. Dass er nicht mehr über Menschen nachdachte, als wofür er sie benutzen konnte.
Außerdem wollte Lochlan nie so ein Schürzenjäger werden wie sein Vater, der weder an die Frauen noch die diesen kurzen Begegnungen entsprungenen Bastarde einen Gedanken verschwendete, Er hatte die Folgen selbst beobachtet, wenn man mit den Gefühlen anderer spielte. Es hatte seine Mutter und Sin und zahllose andere ruiniert. Das Letzte, was Lochlan je wollte, war, dass ein Kind von ihm litt.
Kieran hatte sich dann mit dem Schwert auf ihn gestürzt, und sie hatten gekämpft. Am Ende hatte Lochlan seinen Bruder entwaffnet und ihn zu Boden gestoßen.
Kieran hatte dagelegen, flach auf dem Rücken, und hatte ihn finster angestarrt. »Lochlan, sei einmal in deinem Leben ein Mann. Töte mich.«
Aber Lochlan hatte sein Schwert nur weggesteckt. »Ich bin ein Mann, Kieran. Glaub mir. Zum Mannsein gehört viel mehr, als Bastarde zu zeugen und anderen Männern die Frauen zu stehlen. Ich bin nicht derjenige, der in seinen Krug heult, weil mein Bruder mit meiner Frau auf und davon ist. Wenn du auch nur halb der Mann wärest, für den du dich hältst, dann hättest du sie halten können.« Es war eine Lüge gewesen. Isobails Herz war eiskalt, sie hatte sie alle nur benutzt, aber in dem Moment wollte er Kieran so treffen, wie er ihn getroffen hatte.
Kieran hatte gelacht. »Wenigstens hatte ich eine Frau in meinem Bett. Ich bin nicht Ganymed mit den weichen Knien, der sich im Schatten seines Vaters versteckt.«
Lochlan hatte seine Finger fester um den Schwertgriff geschlossen. Aus Angst, am Ende seinem Bruder doch noch etwas anzutun, hatte er sich umgedreht und wollte gerade gehen.
»So ist es richtig, du Feigling. Lauf vor dem Betrunkenen weg, der unbewaffnet auf dem Boden liegt. Du hast doch vor allem und jedem Angst - Frauen, Streit, dem Leben. Du könntest genauso gut tot sein, so viel hast du von deinem Leben bislang gehabt. Du bist nutzlos, Lochlan, nutzlos!«
Da hatte er sich wieder umgedreht und seinen Bruder angestarrt. »Wenigstens versuche ich, mit meinem Leben nicht noch mehr Elend in die Welt zu bringen. Du nennst mich nutzlos? Alles, was du erreicht hast, ist, dass die Menschen, die dich lieben, deinetwegen Tränen vergießen. Du bist es, der tot sein sollte!«
Das waren die letzten Worte, die er zu seinem Bruder gesagt hatte, und sie hatten sich immer tiefer in sein Herz gebohrt, mit jedem Tag, der vergangen war, seit man Kierans Schwert und Plaid gefunden hatte und annehmen musste, er sei tot.
Kein anderer wusste von dem Zwischenfall im Kinderzimmer. Niemand wusste, wie viel Schuldgefühle Lochlan quälten und wie sehr es ihn schmerzte. Den Schmerz musste er allein tragen.
Wenn Kieran noch lebte und ihn durch diese Qualen schickte, und das aus keinem anderen Grund als selbstsüchtiger Eigenliebe, dann würde er ihn dieses Mal wirklich umbringen.
Doch sein Zorn konnte die schmerzliche Wahrheit nicht verdrängen. Wegen der rücksichtslosen Treulosigkeit seines Vaters und der Verantwortung für die Leitung des Clans, weil sein Vater ständig zu betrunken dafür war, war Lochlan schon früh in seinem Leben ein Einzelgänger geworden. Er hatte sein Bestes gegeben, um die Wahrheit über das Wesen seines Vaters vor allen zu verbergen. Vor seiner Mutter, seinen Brüdern und seinem Clan.
Das einzige Mal, da er Trost bei einer Frau gesucht hatte, hatte sie ihn verraten, und über diesen Verrat würde er so leicht nicht hinwegkommen. Es war ausgeschlossen, dass er sich einem anderen Menschen noch einmal so öffnete und solchem Schmerz aussetzte. Fr hatte für sein ganzes Leben genug davon.
Catarina räusperte sich neben ihm, lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
»Ich habe dich etwas gefragt, Lochlan, aber du warst ganz in Gedanken versunken. Ist
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