MacAllister 6 Die schottische Wildkatze
die schweigend in einer Ecke saßen. »Ihr könnt Eure Geschwister in ihrer Obhut lassen. Sobald das Turnier vorüber ist, wollte sie nach Schottland reisen. Wir können uns dort treffen.«
Lochlan konnte kaum glauben, dass Simon, Stryder und Bracken bei diesem Unternehmen an seiner Seite waren. Hatten sie vollkommen den Verstand verloren? Für sie stand mindestens ebenso viel auf dem Spiel wie für ihn. »Das kann ich von keinem von euch verlangen.«
»Nein«, erwiderte Simon lachend, »wir alle ...«, er machte eine kleine Pause, ehe er weitersprach, »nun, ich wenigstens habe schon wesentlich Dümmeres getan für Vorhaben, die wesentlich weniger edelmütig waren.«
Stryder nickte. »Ich auch.«
Lochlan war ihnen dankbarer, als er je mit etwas so Unzulänglichem wie Worten zum Ausdruck bringen konnte. »Danke.«
Nachdem er ihm aufmunternd auf den Rücken geklopft hatte, ging Simon, um mit seiner Frau zu sprechen, während Lochlan Stryder musterte, dessen Blick ihn aller möglichen Dummheiten bezichtigte. Das Traurige daran war, dass er mit ihm völlig einer Meinung war. Was er vorhatte, war dumm.
Auf der anderen Seite konnte er es einfach nicht lassen.
Catarina brauchte ihn, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie zu enttäuschen.
“Wisst Ihr«, erklärte Bracken, »es hört nie auf, mich zu verwundern,was Männer alles für die Liebe einer Frau zu tun bereit sind.«
»Ich liebe sie nicht.«
Brackens Miene spiegelte seinen Unglauben wider. »Natürlich tut Ihr das nicht«, erklärte er in ironischem Ton. »Warum sonst solltet Ihr so viel wagen?«
»Ich habe etwas versprochen.« Aber langsam kamen ihm selbst Zweifel. In Wahrheit bedeutete ihm Catarina viel mehr, als sie sollte.
»Ich finde es so romantisch«, erklärte Julia verträumt. »Es macht Lord Lochlan zu einem echten Helden.« Sie sandte Bryce einen vielsagenden Blick. »Wären doch nur alle Männer so ritterlich.«
Bryce stöhnte, als hätten ihn ihre Worte wie ein Pfeil getroffen. »Vorsicht, Lord Lochlan, ich fürchte, meine Schwester hat ein Auge auf Euch geworfen.«
Julia gab ihrem Bruder einen Klaps. »Du bist so ein gefühlloser Schuft!«
»Und du bist ein Strohkopf.«
»Und ihr beide zusammen seid schrecklich«, wies Bracken sie zurecht. »Um Himmels willen und bei allen Heiligen, ab mit euch zu Simons Zelt. Da könnt ihr dann seiner Ehefrau lästig fallen, während wir ohne euer Gezänk sicher besser nachdenken können.«
Julia und Bryce sahen beide zutiefst beleidigt aus. Zum ersten Mal verschränkten sie die Arme in vereinter Front gegen ihren Bruder und verließen hocherhobenen Hauptes das Zelt.
»Saubere Arbeit«, sagte Stryder anerkennend zu Bracken. »Ich dachte schon, ich müsste einem von den beiden den Garaus machen.«
»Bitte nicht. So anstrengend sie auch sein mögen, sie sind das Einzige, was mir noch geblieben ist, was mir etwas bedeutet. Sosehr sie mich auch manchmal ärgern, sie würden mir ernsthaft fehlen, wenn sie nicht mehr wären.«
Stryder lachte. »Als älterer Bruder, Vater und Ehemann verstehe ich das bestens.«
Bracken sah ihn dankbar an. »Es ist ein Wunder, dass Ihr Euch nicht schon längst angesichts dieses schweren Schicksals von den nächsten Zinnen gestürzt habt.«
»Nun, es gibt Zeiten ...« Stryder blickte zu Lochlan. »Wie es scheint, habe ich doch eindeutig selbstmörderische Tendenzen, da ich mich diesem Kreuzzug anschließe.«
Lochlan musste in sein Gelächter einstimmen. »Ja, und wenn man mich zum Galgen führt, erinnert mich bitte daran, dass ich alles der Ehre wegen getan habe.«
Bracken schnaubte abfällig. »Ich sage immer noch, Ihr tut es aus Liebe, aber jedes Mal, wenn ich das ausspreche, streitet Ihr es ab.«
»Das tue ich auch weiterhin.« Aber je mehr er es abstritt, desto mehr fragte er sich, ob er nicht zu sehr protestierte. Sein Herz wurde weich, wenn er an Catarina dachte, und wenn sie nicht da war, war da ein Schmerz in ihm, über den er lieber nicht weiter nachdenken wollte. Als ob ein Teil von ihm fehlte.
Das war lächerlich. Catarina war wie ein wunder Punkt für ihn. Sie beleidigte ihn.
Sie hatte ihn sogar gebissen.
Dennoch hielt er sie für eine Freundin. Eine, für die er willens war, sein Leben zu riskieren — und das Wohl seines Clans.
Oh ja, da war ganz bestimmt etwas mit ihm nicht in Ordnung.
Cat versuchte sich auf das zu konzentrieren, was Lady Anabeth sagte, die umringt von ihren Frauen bei Näharbeiten im Söller saß, aber es wollte ihr
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