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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Tag.«
    Oma marschierte ins Haus und stieß die Tür hinter sich zu. Sie klemmte mehrmals, was den dramatischen Effekt ruinierte.
    Oma Wetterwachs schloß die Vorhänge, nahm im Schaukelstuhl Platz und schaukelte hingebungsvoll.
    »Darum geht es«, murmelte sie. »Ich kann mich nicht einmischen. Ja. Genau.«
     
    Die Wagen rollten langsam über holprige Straßen und näherten sich einem anderen Dorf, an dessen Namen sich die wandernden Schauspieler nicht erinnerten und den sie sofort wieder vergessen würden. Die Wintersonne hing tief über den feuchten dunstverschleierten Kohlfeldern der Sto-Ebene, und in der nebligen Stille klang das Knarren der Räder lauter als sonst.
    Hwel saß im letzten Wagen und ließ die kurzen Beine übers Lehnbrett baumeln.
    Er gab sich alle Mühe. Vitoller hatte ihm die Erziehung Tomjons überlassen: »Du kennst dich mit solchen Sachen besser aus«, meinte der Direktor und fügte mit dem für ihn typischen Taktgefühl hinzu: »Außerdem brauchst du dich nicht dauernd zu bücken, wenn du mit ihm sprichst.«
    Aber es klappte nicht.
    »Apfel«, wiederholte er und zeigte die Frucht.
    Tomjon lächelte. Er war jetzt fast drei Jahre alt und hatte noch kein einziges verständliches Wort gesagt. Argwohn und Mißtrauen begleiteten inzwischen Hwels Erinnerungen an die Hexen.
    »Aber er scheint recht intelligent zu sein«, meinte Frau Vitoller. Sie saß im gleichen Wagen und stopfte Kettenhemden. »Er kennt alle Dinge. Er gehorcht aufs Wort. Ich wünschte nur, er könnte endlich sprechen«, fügte sie hinzu und klopfte dem Knaben zärtlich auf die Wange.
    Hwel gab Tomjon den Apfel, und der Junge nahm ihn ernst entgegen.
    »Ich fürchte, die Hexen haben euch einen bösen Streich gespielt, gnä’ Frau«, sagte der Zwerg. »Du weißt schon. Wechselbalg und so. Meine Ururgroßmutter hat mir erzählt, daß so etwas auch einmal bei uns geschah. Feen vertauschten zwei Kinder – das eine stammte aus dem Volk der Menschen, das andere aus unserem. Wir schöpften erst Verdacht, als es mit dem Kopf immer wieder an die Decke stieß. Es heißt …«
     
    »Es heißt, diese Frucht sei ein Segen für die Welt, so süß. Oder, so meine ich, sie ist wie das Herz des Menschen, außen rot, und doch, verborgen im Innern, finden wir den Wurm, die Fäule, den Makel. Wie herrlich sie auch glänzen mag, ein Biß genügt, und man erkennt den Kern des Menschen, verdorben.«
     
    Hwel und Frau Vitoller drehten sich synchron um und starrten Tomjon an, der ihnen zunickte und den Apfel aß. »Das war der Wurm-Monolog aus Der Tyrann«, hauchte Hwel. Sein sprachliches Geschick ließ ihn im Stich. »Zum Teufel auch«, sagte er.
    »Aber er klang wie …«
    »Ich hole Vitoller.« Hwel sprang von der Ladeklappe, lief über gefrorene Pfützen und erreichte kurz darauf den ersten Wagen des Konvois. Dort begegnete er einem Theaterdirektor, der leise vor sich hin pfiff und der Bezeichnung seiner Truppe gerecht wurde, indem er wanderte.
    »Heda, B’zgda-h iara 7 «, erklärte er fröhlich.
    »Du mußt sofort kommen! Er spricht!«
    »Spricht?«
    Hwel hüpfte auf und ab. »Er rezitiert!« entfuhr es dem Zwerg. »Hör es dir an! Er klingt wie …«
    »Ich?« erwiderte Vitoller einige Minuten später, nachdem die Wagen neben der Straße in einem Wäldchen aus blattlosen Bäumen gehalten hatten. »Klinge ich so?«
    »Ja«, erwiderten die wandernden Schauspieler.
    Der junge Willikins, auf weibliche Rollen spezialisiert, gab Tomjon – er stand auf einem Faß im Zentrum der Lichtung – einen sanften Stoß.
    »He, Junge, kennst du meinen Vortrag aus Wie du willst?« fragte er.
    Tomjon nickte. »›Ich sage: Er ist nicht tot, der unter dem Steine liegt. Denn wenn der Tod hören könnte …‹«
    Alle lauschten in ehrfürchtigem Schweigen, während weitere Dunstschwaden über nasse Felder zogen und sich der rote Sonnenball dem Horizont entgegenneigte. Als der Junge seine Ansprache beendete, rollten heiße Tränen über Hwels Wangen.
    »Bei allen Göttern«, brachte er hervor, »ich muß in verdammt guter Form gewesen sein, als ich das geschrieben habe.« Er putzte sich laut die Nase.
    »Höre ich mich wirklich so an?« erkundigte sich ein blasser Willikins.
    Vitoller klopfte ihm gutmütig auf die Schulter.
    »Wenn du dich so anhören würdest, mein Lieber«, antwortete er, »stündest du jetzt nicht bis zum Allerwertesten im Schlamm dieser verdammten Felder. Und dann hättest du mehr zum Tee als nur gekochten Kohl.«
    Er klatschte in die

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