MacBest
So schlimm ist es nicht.« Der Narr zögerte. Er hatte für Felmet die Tür zur Welt der Worte geöffnet. Das war doch bestimmt besser, als Leute mit Schwertern zu erschlagen, oder? Gewannen sie dadurch nicht Zeit? Konnte man unter den gegenwärtigen Umständen mehr erhoffen?
»Aber du mußt nicht gehen! Du willst es doch gar nicht!«
»Das spielt keine Rolle. Ich habe dem Herzog Treue geschworen, bis zum …«
»Ja, ja, bis zum Tod. Aber das ist doch Unsinn! Du hast mir erzählt, wie sehr du die Gilde und alles andere haßt!«
»Nun, ja. Trotzdem bin ich gebunden. Ich habe mein Wort gegeben.«
Magrat hätte fast mit dem Fuß aufgestampft, sank jedoch nicht so tief.
»Und wir haben gerade damit begonnen, uns besser kennenzulernen!«
rief sie. »Du bist ein Schuft!«
Der Narr kniff die Augen zusammen. »Ich wäre ein Schuft, wenn ich meinen Eid bräche«, erwiderte er. »Ich bin nur sehr schlecht beraten. Tut mir leid. In einigen Wochen komme ich zurück.«
»Will es dir denn nicht in den Kopf, daß ich dich bitte, den Auftrag des Herzogs abzulehnen?«
»Tut mir leid«, wiederholte der Narr. »Äh, können wir uns noch einmal wiedersehen, bevor ich aufbreche?«
»Ich wasche mir das Haar«, sagte Magrat steif.
»Wann?«
»Wann auch immer!«
Hwel zwickte sich in den Nasenrücken und schielte auf das mit Wachsflecken übersäte Papier.
Er kam nicht gut mit dem Stück voran.
Vor einer Weile hatte er die Sache mit dem fallenden Kronleuchter in Ordnung gebracht und auch einen Platz für den Schurken gefunden, der sein entstelltes Gesicht hinter einer Maske verbarg. Des weiteren hatte er eine der komischen Stellen geändert, um zu berücksichtigen, daß der Held in einer Handtasche geboren war. Aber die Clowns bereiteten ihm nach wie vor Probleme: Sie veränderten sich ständig, wenn er an sie dachte. Er zog zwei vor – so entsprach es der Tradition –, doch jetzt schien ein dritter Gestalt anzunehmen, und dem Zwerg fielen einfach keine lustigen Bemerkungen für ihn ein.
Sein Federkiel kratzte übers letzte Blatt und versuchte, jene Stimmen einzufangen, die in Hwels träumender Phantasie ertönten und zunächst so humorvoll geklungen hatten.
Die Zunge schob sich zwischen den Lippen hervor. Schweiß perlte ihm auf der Stirn.
Dies ist Mein Kleines Arbeitszimmer, schrieb er. He, mit einem Kleinen Arbeitszimmer könntest du es weit bringen. Ich schlage vor, du machst dich jetzt auf den Weg. Wenn du nicht Sofort aufbrechen kannst, so gehe Sogleich. Wenn das zu schnell ist, solltest du Unverzüglich loslaufen. Hast du vielleicht einen Kugelschreiber? Oder einen Bleistift?
Hwel starrte entsetzt auf die Worte hinab. Auf dem Papier wirkten sie völlig unsinnig. Und doch, und doch, im bis auf den letzten Platz gefüllten Zuschauersaal …
Er tauchte den Federkiel ins Tintenfaß und lauschte wieder den Echos.
Zweiter Clown: Is’ geritzt, Boß.
Dritter Clown: (Ding aus Ballon und Stange) Tröt. Tröt.
Hwel gab auf. Ja, es wirkte komisch. Er wußte, daß es komisch war; in seinen Träumen hörte er ganz deutlich das Gelächter. Aber irgend etwas stimmte nicht. Noch nicht. Vielleicht nie. Er verglich diese Sache mit der anderen Idee bezüglich der beiden Clowns, der eine dick, der andere doof …(Klagende Stimme) Was hast du jeeetzt schon wieder angestellt, Stanleigh?– Hwel hatte gelacht, bis ihm der Bauch schmerzte, während er die verwirrten Blicke der Schauspieler auf sich ruhen spürte. In seinen Träumen war es zum Schreien.
Er ließ den Federkiel sinken und rieb sich die Augen. Inzwischen mußte es fast Mitternacht sein, und eine lebenslange Angewohnheit forderte ihn auf, mit den Kerzen sparsam zu sein – obwohl sie sich jetzt so viele Kerzen leisten konnten, wie sie wollten, auch wenn Vitoller etwas anderes behauptete.
Überall in der Stadt schlugen Stundengongs, und Nachtwächter verkündeten, daß es tatsächlich Mitternacht war. Sie bewiesen einen ziemlich gestörten Sinn für die Realität, indem sie hinzufügten, alles sei in bester Ordnung. Einige von ihnen brachten den Satz zu Ende, bevor man sie niederschlug.
Hwel öffnete die Fensterläden und blickte über Ankh-Morpork hinweg.
Es wäre verlockend, jetzt darauf hinzuweisen, daß die Metropole gerade die beste Zeit des Jahres erlebte. Aber das entspräche nicht ganz den Tatsachen. Die Zwillingsstadt befand sich in ihrer typischen Phase.
Der Ankhstrom, Kloake eines ganzen Kontinents, war bereits recht breit und schlammig, wenn er den
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