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Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Titel: Mach mal Feuer, Kleine - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Smaus
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Lipčak passten sogar einmal Mihalič ab und fragten ihn, warum er Zuwanderer beschäftige, noch dazu Zigeuner, obwohl es schon für die eigenen Leute weit und breit keine Arbeit gebe. Aber Mihalič hatte sich nicht einschüchtern lassen, wo seid ihr denn im Winter gewesen, hatte er gefragt, er wüsste doch genau, wer arbeiten könne und wer immer nur prahle und sich betrunken unterm Tisch suhle, bei diesen Worten hatte Mihalič auf Lipčak gezeigt |268| und den Riemen seines Gewehrs zurechtgerückt. Es schien, als hätte er noch etwas sagen wollen, vielleicht fragen, was sie neulich morgens so eilig nach Hause geschleppt hätten in ihrem Rucksack, aber dann winkte er ab, weshalb sollte er sich abmühen, schade um jedes Wort, und setzte seinen Weg fort.
    Verdammtes Arschloch, entfuhr es Saša. Er wusste selbst nicht, ob er damit Mihalič oder Andrejko meinte.
     
    Geld, Penunze, Moneten,
love
– darauf stand Anetka. Jeden Freitag wartete sie ungeduldig auf Andrejko, warf sich ihm schon in der Tür um den Hals und stülpte seine Taschen um, dann ordnete sie die Banknoten auf dem Bett, hielt sie prüfend gegen das Licht, und ihre Augen funkelten dabei vor Freude, sie warf das Geld in die Höhe, und die grünen Hunderter und roten Fünfziger segelten auf das Federbett herunter, manchmal leuchtete ein Fünfhunderter darunter oder sogar ein blauer Tausender mit dem streng dreinblickenden Komponisten Smetana. Anetka sammelte die Scheine auf und legte sie erneut aufs Bett, diesmal wie Spielkarten, aus denen sie ihr Schicksal lesen würde, und sie freute sich schon, dass sie das alles am nächsten Tag gegen einen Haufen Lebensmittel oder gegen neue Schuhe und Kleider eintauschen würde, damit die Weiber vor Neid platzten. Andrejko lächelte stolz, weil er wusste, dass er jetzt ein paar Tage Ruhe hatte von ihrem ewigem
Nane man so te urel
, Ich habe nichts zum Anziehen, er sah das Licht in ihren Augen brennen und traute sich nicht zu sagen, dass sie sogar in einem Kartoffelsack die Schönste wäre, und dass neue Kleider ihnen nur Ärger brachten, denn es gelang ihm nie, sie ihr vorsichtig vom Leib zu streifen, und schon war wieder eins eingerissen   …
    Sobald im Frühjahr die Wege trocken waren, ließ Mihalič |269| einen alten, ausgedienten Wohnwagen zur Siedlung bringen. Andrejko und Anetka schrubbten ihn sauber, strichen ihn knallrot an und schafften ihr ganzes Hab und Gut aus dem Erdloch hinüber, ganz zum Schluss auch den Ofen. Dann nahm Andrejko seine Liebste in die Arme, trug sie vorsichtig über die Schwelle und legte sie aufs Bett. Zunächst küsste und streichelte er ihre Waden, dann glitt seine Hand höher und schob das bauschige Kleid zur Seite. Anetka, zufrieden und glücklich, ließ ihn gewähren und knöpfte sein Hemd auf.
    Der Vašek, der hatte recht, dachte Andrejko, als er verschwitzt und welk neben Anetka lag, und langsam wieder zu Atem kam. Ein Mann sollte im Leben wenigstens für ein paar Sekunden   … Er richtete sich auf und fuhr mit den Fingern durch das Haarbüschel über ihrem Schoß, er streichelte Anetkas Bauch, der sich allmählich rundete, weil ein neues Leben in ihm heranwuchs, ein neuer Mensch, ein Kind   … Er konnte sich gar nicht vorstellen, was in dieser weichen Wölbung vor sich gehen mochte, und legte den Kopf auf Anetkas Bauch: Es tritt! Es wird ein Junge, beschloss er, und fortan erlaubte er Anetka nicht mehr, schwere Töpfe mit Wasser zu schleppen, Wäsche aufzuhängen oder unterm Bett zu kehren. Wenn seine Liebste Appetit auf etwas Leckeres bekam, rannte er selbst ins Dorf, manchmal sogar zwei-, dreimal am Tag, er holte Schokolade, saure Gurken, Rumpralinen oder auch nur eine Tüte frische Milch   … Anetka konnte nicht mehr lange stehen oder gehen, sie musste sich häufig ausruhen, und wenn sie bei Kräften war, besserte sie die Babysachen aus, die ihr Paraska Mihaličová und Marika, Paľo Jasenčáks Frau, zugesteckt hatten.
    Wenn Andrejko an der Schenke vorbei in den Lebensmittelladen eilte, lachten die Männer und schlugen sich an die Stirn, der ist ja genauso bekloppt wie der kleine Fedor, wie |270| die Maruschka aus dem Märchen von den zwölf Monaten, die im Januar im Wald Erdbeeren suchte! Andrejko machten ihre Sticheleien nichts aus, er lächelte nur, und sobald ihn Anetka mit ihren wunderschönen Augen bittend ansah, ließ er alles stehen und liegen und rannte ins Dorf. Jede Tür, an die er klopfte, öffnete sich, all die vom Schlamm befreiten Brunnen und

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