Mach mal Feuer, Kleine - Roman
gekommen war, Marketa, die kleine Tereza im Heim und die schöne und schmerzensreiche Cousine Jolanka.
Jolanka … Als er am Vortag nach der Arbeit den lästigen Biergestank im Bad abspülen wollte, saß eine blonde Frau in der Badewanne, sie wusch sich die Haare, und ihre schweren Brüste baumelten wie zwei Glocken hin und her … Wie angewurzelt blieb Andrejko in der Tür stehen, er wusste nicht, wohin mit seinem Blick, die Frau ergötzte sich an seiner Verlegenheit, und erst als sie lächelte, erkannte er seine Cousine Jolanka … Als kleiner Junge hatte er mit Jolanka unter einer Bettdecke geschlafen, später schien sie sich in Luft aufgelöst zu haben, jetzt aber stand sie vor ihm, eine richtige, hoch gewachsene Frau, rund und nackt, ihre Augen, Zähne und blondierten Haare leuchteten in dem funzeligen Licht des Badezimmers, sie reichte ihm das Handtuch, damit er ihr den Rücken frottierte, drehte sich um zu ihm, damit er sie auch von vorne abtrocknete, ihre Haare, Brüste und ihr Schoß verströmten einen wunderbaren Duft, und in Andrejko mischten sich Feuer und Blut. Jolanka griff lächelnd nach seiner zitternden Hand und führte sie, damit auch keine einzige Stelle nass blieb. Andrejko fühlte sich machtvoll zu ihr hingezogen, das Handtuch war ihm längst aus der Hand geglitten, aber er trocknete sie immer weiter ab, bis zu hören war, wie |231| sich der Schlüssel in der Wohnungstür drehte. Die Tante kam nach Hause. Jolanka schob ihn vor die Tür.
Er wollte der Tante ausweichen, aber seine herunterhängende Hose verhedderte sich zwischen seinen Beinen, und Andrejko fiel hin. Blut schoss ihm in den Kopf. So hatte ihn die Tante noch nie gesehen, so splitternackt und erhitzt …
Die Tante schimpfte und schlug nach ihm, aus ihren blutunterlaufenen Augen traf ihn ein verächtlicher Blick, dann verschwand sie in der Küche.
Andrejko erstarrte zur Salzsäule, auf der einen Seite war die Badezimmertür, hinter der die nackte Jolanka stand, auf der anderen Seite die Tür zur Küche, aus der unverständliches Murmeln drang, Gefluche und Klirren von zerschlagenen Gläsern, er fing er an zu zittern, Schüttelfrost und Hitzewellen wechselten sich ab, und sein Atem ging schnell, auf einmal drehte er sich um und rannte ins Treppenhaus, mit klebrigen Fingern knöpfte er sich die Hose zu und merkte nicht einmal, dass er beinahe Tibor von der Treppe gestoßen hätte.
Als er abends wieder nach Hause kam, war Jolanka fort. So plötzlich wie sie aufgetaucht war, war sie auch wieder verschwunden. Andrejko fühlte sich von höhnischen Blicken durchbohrt, er schämte sich vor der Tante und den Cousins, die alte Wunde klaffte wieder auf, sie blutete und tat weh, und Salz rieselte in sie hinein, eine Handvoll nach der anderen …
Ida erzählte, was für ein gutes Leben Jolanka habe, Miro schlage sie nicht, und wenn sie Probleme habe, so wie jetzt, zahle er einen gewieften Arzt, damit sie schnell wieder arbeiten könne; wenn die anderen einen dicken Bauch bekämen, würden sie von ihren Zuhältern rausgekickt … Trotzdem ist sie nicht ganz richtig im Kopf, sagte Ida, sie will nicht mit Imro zusammenarbeiten, die Hotels in Pilsen bersten vor goldberingten Deutschen mit schweren Brieftaschen, ajajaj, |232| jammerte sie, hier hätte sie es tausendmal besser als irgendwo am Straßenrand, wo sie frieren und für dreckige, verschwitzte Lastwagenfahrer die Beine breit machen muss. Eine Weile herrschte Schweigen, bis Imro auf die Tür zeigte, hinter der Anetka verschwunden war, sich zu Marián beugte und flüsterte, die Kleine könnte auch langsam mal, sie tauge ja sowieso sonst zu nichts … bevor sie sich umsonst flachlegen lasse. Sie zwinkerten sich zu und fingen gleich an zu rechnen, wie viel das erste Mal kosten sollte.
Andrejko hörte nicht, was sie sagten, aber er sah die Blicke, die sie tauschten, und schon das machte ihn ganz schwummerig. Noch am selben Abend fasste er einen Entschluss.
Gleich nach dem Mittagessen ließ er in der Fabrik alles stehen und liegen und verschwand. Der Meister schrie hinter ihm her, er würde ihm die Schicht nicht anrechnen und ziehe ihm die Stunden vom Urlaub ab, aber das war Andrejko egal, ihn interessierten kein Erhitzer und kein Urlaub mehr … Nachmittags stand er bereits mit Anetka und Tibor auf dem Bahnhof und kaufte für sie alle Fahrkarten nach Stakčín, zur Endstation am Ende der Welt, um aus Pilsen und aus der Petrohrader Wohnung rauszukommen, um neben Tante
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