Mach mich Glücklich!
prüfenden Blick auf die anderen Fahrspuren, auf denen sich Auto an Auto reihte. »Musste sich Glynnis ausgerechnet einen Kerl aussuchen, der auf einer bescheuerten Insel wohnt?«
Lily blickte von dem Fingernagel, an dem sie gerade herumfeilte, auf. »Sie haben wirklich ein ausgesprochen sonniges Gemüt.« Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich vermute, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt darauf hinzuweisen, dass wir angesichts dieser Lage jede Menge Zeit gehabt hätten, bei dem Liz-Claiborne-Outlet anzuhalten, an dem wir vorhin vorbeigekommen sind.«
Er drehte langsam den Kopf und bedachte sie mit seinem eisigsten Oberfeldwebelblick, der unerfahrenen Rekruten das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Dieser Blick zeigte bei Lily genauso wenig Wirkung wie alle anderen Versuche, sie in die Schranken zu weisen. »Nein, wohl nicht«, sagte sie fröhlich und ließ die Nagelfeile in ihre Handtasche fallen, bevor sie die Beifahrertür öffnete. »Sehen Sie es doch positiv. Zumindest können wir uns jetzt die Beine vertreten. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich spüre schon seit fünfzig Meilen meinen Hintern nicht mehr, so taub ist er vom langen Sitzen.«
Er musste unwillkürlich lächeln. Dann folgte er ihrem Beispiel und stieg aus dem Auto. Egal, vertrat er sich eben die Beine.
Miguel reihte sich drei Wagen hinter dem Jeep in der fünften Fahrspur ein und rutschte tiefer in seinen Sitz, als er Taylor und seine Frau auf sich zukommen sah. Die Sache wurde langsam kompliziert. Wer hätte gestern, als er dem Oberstabsfeldwebel vom Stützpunkt der Marines aus gefolgt war, gedacht, dass er sich heute Abend mehr als tausend Meilen entfernt in der Warteschlange für eine Fähre nach Gott weiß wohin wieder finden würde?
Als er ein paar Minuten zuvor die Tafel mit den Fahrplänen studiert hatte, während er am Fahrkartenschalter anstand, hatte er festgestellt, dass außer den Fähren zu den vier Inseln auch noch täglich zwei Schiffe nach Kanada fuhren. Einen Augenblick lang hatte er verwirrt dagestanden und überlegt, für welches Ziel er eine Fahrkarte lösen sollte; denn falls es sich um Kanada handelte, steckte er in Schwierigkeiten. Dann war sein gewohntes Selbstvertrauen zurückgekehrt. Die Schiffe nach Kanada fuhren offensichtlich frühmorgens ab, womit sich dieses Problem erledigt haben dürfte, und - wie hieß es so schön? - warum sich den Kopf zerbrechen, wenn man sowieso nichts ändern könnte.
Als er dann am Schalter an der Reihe war, hatte er kurz erwogen, einfach auf Taylors Jeep zu zeigen und dem Fahrkartenverkäufer zu erklären, er gehöre zu dem Mann dort und wolle ans gleiche Ziel. Aber was, wenn sich der Schalterbeamte nicht daran erinnern konnte, welches das war? Zwischen seinem Auto und dem von Taylor standen mehrere Fahrzeuge, und das Letzte, was er wollte, war, die Aufmerksamkeit des Comandante auf sich zu ziehen. Schließlich hatte er einfach eine Fahrkarte zu der letzten Insel auf der Route gekauft.
Da saß er also, eingeklemmt zwischen anderen Autos. Es hatte keinen Sinn, sich die Frau jetzt gleich zu schnappen, da er sowieso nicht vom Kai wegkam, selbst wenn er sie von dem Marine loseisen konnte. Und weil er nicht die Absicht hatte, vorzeitig entdeckt zu werden und damit auf das Überraschungsmoment zu verzichten, kauerte er sich auf seinem Sitz zusammen.
Auch wenn ihm das überhaupt nicht gefiel. Miguel Escavez kauerte nicht auf Autositzen, um Konfrontationen aus dem Weg zu gehen; er ging schnurstracks auf sie zu! Wider seine Natur handeln zu müssen behagte ihm zwar nicht, aber die Situation war einfach völlig anders, als er zu Beginn seiner Mission erwartet hatte. Wenn er an diesem Nachmittag an der Tankstelle nur ein bisschen mehr Zeit gehabt hätte, wäre die Frau jetzt in seiner Gewalt, und dieses Versteckspiel wäre überflüssig. Er war so nahe dran gewesen ... bis der Comandante einen Befehl gebrüllt hatte und die Gringa sofort gesprungen war.
Miguel hatte halb damit gerechnet, dass der Marine aus dem Auto steigen und er ihn an Ort und Stelle zur Rechenschaft ziehen würde. Taylor war jedoch, kaum dass die blonde Frau in den Jeep geklettert war, davongebraust und hatte sich nicht die Mühe gemacht herauszufinden, mit wem sie gesprochen hatte.
Ein neuer Beweis für meine Überlegenheit gegenüber den US-Marines , dachte er selbstgefällig. Er jedenfalls hätte wissen wollen, wer sich mit seiner Frau unterhielt. Aber das ließ ihn wieder an Emilita denken,
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