Mach mich nicht an
dein Privatleben?«
Bevor er ihr antworten konnte, fuhr Mara - direkt wie eh und je - fort: »Anders gefragt: Hast du Annabelle schon angerufen?«
»Taktvoll wie immer...«, kommentierte Nick im Hintergrund.
»Nun sag schon, hast du?« hakte Mara nach.
»Nein«, brummte er. Dass sie ihm so unverblümt unter die Nase rieb, was ihm im Leben fehlte, trug nicht gerade zur Besserung seiner Laune bei.
Mara stöhnte. »Du bist ein Idiot, Vaughn. Sieh dich bloß vor. Wenn du nicht bald etwas unternimmst, endest du noch einsam und allein.«
Vaughn schnaubte. »Lieber Himmel, vielen Dank für deine ermunternden Worte.«
»Du weißt genau, dass ich es nur gut meine. Ich schätze dich eben sehr und bin nicht gewillt, mit anzusehen, wie du das Beste, was dir je passiert ist, einfach vermasselst. Annabelle ist etwas Besonderes, Vaughn.«
Er verdrehte die Augen. »Du klingst schon wie meine Mutter.«
»Sag bloß, du hast mit deiner Mutter gesprochen?«, quietschte Mara erstaunt. »Nick, Vaughn hat mit seiner Mutter gesprochen!«
»Willst du das jetzt etwa per Flugzeug an den Himmel schreiben lassen?«
»Super Idee!« Mara klang plötzlich ganz aufgeregt.
»Hey, nun krieg dich wieder ein.«
»Nein, hört mal zu, ihr beiden. Wir sollten ein Flugzeug mit Banner mieten, um Werbung für das Gästehaus zu machen! Das schreibe ich gleich auf meine ›To do‹ - Liste.«
Vaughn nickte. »Clever! Ähm, ja, dann lasse ich euch jetzt besser in Ruhe, da ihr offenbar beschäftigt seid.«
»Nur eins noch, Brandon: Dass du mit deiner Mutter geredet hast, ist ein riesiger Fortschritt. Ist dir das überhaupt klar? Ach ja, und vergiss nie, auch du bist etwas Besonderes, genau wie Annabelle«, sagte Mara.
Es herrschte betretenes Schweigen.
»Lass nicht zu, dass sie einfach aus deinem Leben verschwindet«, fügte sie noch hinzu, bevor sie auflegte und ihn der Einsamkeit überließ.
Eine Einsamkeit, die plötzlich so übermächtig wurde, dass er kurzerhand in seinen Geländewagen stieg und zu dem Sportplatz fuhr, an dem alles angefangen hatte - seine Karriere, sein Leben. Hier hatte er das erste Mal eine Möglichkeit gefunden, sich hervorzutun. Hier waren seine Leistungen zum ersten Mal gewürdigt worden.
Die ermutigenden Zurufe der Zuschauer während und nach den Spielen hatten ihm stets Auftrieb gegeben, ihn aber nie über die Tatsache hinwegtrösten können, dass seine Eltern nicht auf den Rängen saßen. Er hatte angenommen, er sei längst darüber hinweg, genauso wie er angenommen hatte, Laura und ihre Herabsetzungen seines Talents längst verarbeitet zu haben. Aber stimmte das auch? Oder war er noch immer davor auf der Flucht?
Dabei hatte er tatsächlich unfassbare Fortschritte gemacht: Er hatte sich mit Laura und Yank versöhnt, und mit seinen Eltern zeichnete sich eine zaghafte Annäherung ab.
Er hatte ein mehr als peinliches Familienabendessen über sich ergehen lassen, bei dem alle Beteiligten einander von den Neuigkeiten in ihrem Leben berichteten und es so aussah, als wären alle an den Antworten der anderen tatsächlich interessiert. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter hatten behauptet, sie würden Vaughns Traum vom eigenen Gästehaus künftig respektieren.
Ein Traum, der, wie ihm langsam klar wurde, nichts, aber auch gar nichts bedeutete, wenn er ihn sich im Alleingang erfüllte; ohne Annabelle.
Aber ehe er ihr Zutritt zu seinem Leben gewährte, musste er sicher sein, dass er an sich selbst glaubte. Dass er die Vergangenheit bewältigt hatte. Was bedeutete, dass er nicht länger davonlief - weder vor dem Jungen, der er einst gewesen war, noch vor dem Mann, zu dem er herangereift war.
Er stellte den Wagen ab und spazierte auf das Spielfeld zu, das sich leer vor ihm erstreckte - so leer, wie sein Haus ohne Annabelle und ihre pelzigen Lieblinge wirkte. Während er den Blick über die riesige grüne Fläche schweifen ließ, fielen ihm Maras Worte wieder ein. War er wirklich etwas Besonderes, so wie Annabelle? Hatte er ihre Liebe, ihre Courage, ihren Großmut verdient? Es stand in den Sternen, ob er selbst jemals hundertprozentig davon überzeugt sein würde.
Aber da sie es war, musste er es verdammt noch mal ebenfalls versuchen - für Annabelle, für sie beide.
Als Annabelle das Büro ihres Onkels betrat, wurde sie von ihm mit einem lauten, anerkennenden Pfiff begrüßt. Gleich darauf runzelte Yank die Stirn.
»Geh nach Hause und zieh dich um. Du siehst aus wie ein Flittchen. Ich lasse nicht zu, dass meine
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