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Mach mich nicht an

Mach mich nicht an

Titel: Mach mich nicht an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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verließ und lautlos die Tür hinter sich zuzog.
    Frisch geduscht und fertig angekleidet begab sich Annabelle in die Küche, gefolgt von Boris und Spike. Sie weigerte sich, an ihr frühmorgendliches Gespräch mit Vaughn zu denken oder an seinen Gesichtsausdruck auf dem Gipfel der Lust. Sie verspürte auch nicht den geringsten Wunsch, irgendetwas zu analysieren - am allerwenigsten die Tatsache, dass sie die Führung an sich gerissen, die Situation womöglich sogar für ihre Zwecke ausgenützt hatte, obwohl sie wusste, dass seine Gefühle ihr gegenüber zwiespältig waren und er sie für kompliziert hielt. Aber gab es im Leben überhaupt etwas, das nicht kompliziert war?
    Ihr knurrte der Magen. Cornflakes mit Milch - ein schnell und einfach zubereitetes Frühstück. Sie hatte nicht erwartet, schon jemanden in der Küche vorzufinden und blieb wie angewurzelt stehen, als sie ihren Onkel am Tisch sitzen sah. Er hielt die Zeitung in den Händen - erst auf Armeslänge von sich entfernt, dann direkt vor den Augen, ehe er sie mit einem verärgerten Grunzen auf den Tisch schleuderte.
    Annabelle gesellte sich zu ihm. »Was ist los? Hat dein Lieblingsgaul ein wichtiges Rennen verloren?«
    »Ich bin dabei, etwas zu verlieren«, murmelte er kryptisch.
    Sie fixierte ihn prüfend. »Was ist nur mit dir los?« Dann legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil du zum Beispiel mürrischer als sonst bist.«
    Er schnaubte. »Ach, ja? Und was ist mit Lola?«
    »Es geht hier nicht um Lola. Und ich mache mir auch keine Sorgen um sie, sondern um dich.«
    »Mir geht es gut.« Er lehnte sich zurück und verschränkte verärgert, aufsässig, die Arme vor der Brust.
    »Erspar mir das Geschwafel.« Sie baute sich vor ihm auf und sah ihm in die Augen. »Du verheimlichst mir etwas. Das kann ich ja noch hinnehmen - früher oder später komme ich nämlich sowieso dahinter. Aber du verhältst sich Lola gegenüber garstig und gemein und das werde ich nicht länger zulassen.«
    »Verdammtes Weibervolk. Ihr haltet doch immer zusammen wie Pech und Schwefel.«
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Das hat mit Männern und Frauen überhaupt nichts zu tun. Indem ich mich auf Lolas Seite stelle, bin ich automatisch auch auf deiner Seite. Sie tut dir gut, und ich werde nicht tatenlos zusehen, wie du sie vertreibst. Du brauchst sie nämlich.«
    »Ich brauche -«
    Annabelle unterbrach ihn mit einer schwungvollen Handbewegung und verlieh ihrer größten Sorge Ausdruck. »Pass auf, was du sagst, sonst stehst du am Ende alleine da.« Ihre Furcht war beileibe nicht aus der Luft gegriffen: Onkel Yank richtete sein fieses Verhalten ausgerechnet gegen den Menschen, der ihm all die Jahre über bedingungslos zur Seite gestanden war. Sie musste verhindern, dass er sich selbst einen solchen Schaden zufügte.
    Doch er schwieg beharrlich. »Also gut, wenn du nicht darüber reden willst, dann lassen wir es eben bleiben.« Sie holte sich eine Schüssel aus einem Küchenschrank, füllte sie mit Kellogg‘s Special und goss fettarme Milch aus dem Kühlschrank darüber. Fertig war ihr Frühstück. »Möchtest du auch welche?«, fragte sie ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Mir reicht mein Kaffee.«
    Sie blickte von der vollen Tasse in seiner Hand zu der leeren Dose auf dem Tisch vor ihm, auf der ›Salz‹ stand und biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie seinen Fehler ansprechen oder nicht?
    Schließlich fragte sie: »Hast du aus Versehen Salz in deinen Kaffee gegeben?«
    »Was kann ich dafür, wenn das blöde Zeug direkt nebeneinander auf der Anrichte steht?«, bellte er wütend und wich ihrem Blick aus.
    Sie runzelte die Stirn, erhob sich aber wortlos und brühte ihm eine neue Tasse auf, ohne dass er sie darum gebeten hätte. Dann setzte sie sich und löffelte ihre mittlerweile aufgeweichten Cornflakes.
    Sie saßen sich schweigend gegenüber. Weder Vaughn noch Lola erschienen zum Frühstück. Annabelle nahm es Vaughn nicht weiter übel, da sie sich vorhin einfach so davongeschlichen hatte. Sie unterließ es tunlichst, ihre Lippen zu berühren, die noch kribbelten von seinem Kuss. Was für ein widersprüchlicher Mann er doch war! Er weigerte sich standhaft, mit ihr zu schlafen, während ihr Onkel im Haus war, dafür ließ er sie in seinem Bett übernachten und teilte ihre größten Ängste mit ihr - als wäre das nicht viel intimer als eine rein körperliche Berührung. Doch sie, aufgeheizt durch seine bloße

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