Mach mich nicht an
bevor die Eltern der Mädchen tödlich verunglückten und die drei bei mir einzogen. Mann, wir waren vielleicht scharf aufeinander!«
Vaughn stöhnte. »Ich glaube, das war mehr, als ich wissen wollte«, murmelte er.
Yank zog ein verdrießliches Gesicht. »Was ich damit sagen will, ist: Ich weiß Lola durchaus zu schätzen.«
Ob seine Nichten wohl von der gemeinsamen Vergangenheit der beiden wussten? Vaughn bezweifelte es und fragte sich, wie sie reagieren würden, wenn sie davon hörten. Wahrscheinlich wären sie begeistert.
»Und, was ist passiert?«, wollte er wissen. »Ich würde ja darauf tippen, dass Lola ganz einfach zur Vernunft gekommen ist, aber in diesem Fall wäre sie wohl kaum all die Jahre bei dir geblieben und würde jetzt nicht ihre - ähm - Reize zur Schau stellen.«
Yank verdrehte die Augen, als hielte er Vaughn für einen Vollidioten. »Na, die Mädchen sind passiert. Und die brauchten meine gesamte Aufmerksamkeit.«
Jetzt war es an Vaughn, lauthals zu lachen. »Ach, hör doch auf! Du warst ein legendärer Weiberheld! Die drei mögen dich vielleicht in deinen Möglichkeiten eingeschränkt haben, aber du hättest dich von ihnen doch nie von deinen Aktivitäten abhalten lassen«, sagte er grinsend.
»Tja, aber die Sache mit Lola war anders als mit den übrigen Frauen.«
Vaughn nickte verständnisvoll. »Und das jagte dir eine Heidenangst ein«, mutmaßte er - nicht zuletzt, weil er sich selbst in einer ähnlich misslichen Lage befand.
»Da hast du verdammt Recht. Lola war eine intelligente, schöne Frau, die nun wirklich etwas Besseres als einen Kerl wie mich verdiente.«
»Findest du nicht, diese Entscheidung hättest du ihr überlassen müssen?«
Yank ließ den Ball links liegen und lehnte sich an die Wand.
»Tja, weißt du, meine Einsicht kommt ein bisschen spät. Damals wusste ich nur, dass ich über Nacht Vormund von drei kleinen Mädchen geworden war, die große traurige Augen und Schleifen am Hintern hatten. Schon der Gedanke daran hat mich zu Tode erschreckt. Und dann war da noch Lola, bereit, unsere kleine Familie zu vervollständigen.« Er schüttelte den Kopf. »Mir war das damals alles zu viel.«
»Und jetzt?«
»Jetzt bin ich alt und werde blind. Ich will Lola unter keinen Umständen eine solche Last aufbürden.«
»Vielleicht solltest du ja diesmal die Entscheidung ihr überlassen?«
»Ende der Diskussion. Reden wir lieber über meine Nichte.«
Vaughn erstarrte. Da hatte er alles so sorgfältig geplant und jetzt ging es ihm trotzdem an den Kragen. »Hör zu, Yank...«
Doch dieser ignorierte ihn. »Meine Annabelle fällt immer wieder auf Verlierertypen herein«, murmelte er und begann auf und ab zu laufen. Vauhgn schloss den Mund und runzelte die Stirn. Er konnte nicht einschätzen, in welche Richtung die Unterhaltung sich entwickeln würde. Am besten war es, sich überraschen zu lassen, ehe er sich womöglich in Schwierigkeiten hineinmanövrierte, in denen er noch gar nicht steckte.
»Sie braucht einen anständigen Mann«, fuhr Yank fort. »Alle drei brauchen anständige Männer.«
Vaughn drehte sich hastig zu ihm um.
»Damit ist eigentlich alles gesagt, oder?«, erkundigte sich der Alte.
»Ahm, klar.« Worauf wollte Yank hinaus? Natürlich verdiente seine Nichte den Besten. Sollte das heißen, dass er, Vaughn, der abtrünnige Klient mit seiner entnervenden Pseudofamilie und seiner Leseschwäche nicht in diese Kategorie gehörte? Offensichtlich.
Yank kam auf ihn zu und klopfte ihm auf den Rücken. »Freut mich, das zu hören. Ich war sicher, wir würden uns verstehen.«
»Natürlich. Alles klar.« Vaughn schluckte schwer. Er konnte wirklich von Glück sagen, dass er sich mit Yank Morgan versöhnt hatte. Dass er von seiner Nichte besser die Finger lassen sollte, war ihm schon vorher klar gewesen. Jetzt hatte er endgültig Gewissheit - Yank musste seine Warnung nicht erst explizit aussprechen.
Sobald Annabelle ihre Arbeit hier erledigt hatte und nach New York zurückkehrte, war ihre Affäre ein für alle Mal beendet.
Als Vaughn gegen Mittag auf der Baustelle eintraf, war Annabelle schon dort. Wie Mara ihm verriet, hatte Nick sie mitgenommen. Vaughn verspürte längst keine Eifersucht mehr auf Nick. Schließlich war er bereits mit ihr im Bett gewesen. Er sah sich kurz auf der Baustelle um, bevor er in sein Büro zurückkehrte, wo Mara an ihrem Schreibtisch saß, Briefumschläge stempelte und Post eintütete.
Er begrüßte sie mit einem »Hi, Mara« und einem
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