Mach mich nicht an
Augenzwinkern.
»Hi, Vaughn.« Mara schob einen gefährlich hohen, wackeligen Stapel beiseite, ehe er umfallen konnte. »Super Idee, das mit der Gratisübernachtung.«
»Es ist wenigstens ein Anfang. Noch hilfreicher wäre es, wenn wir herausfinden könnten, wer uns ständig Steine in den Weg legt.«
Sie nickte. »Was meint die Polizei?«
»Die ›verfolgt diverse Spuren‹, was immer das heißen mag.«
»Da ist es doch gut zu wissen, dass wenigstens hier die Besten für dich am Werk sind, nicht?«
Vaughn verdrehte die Augen in Anbetracht dieses unbescheidenen Selbstlobs. »Du hast doch erst zu Beginn der Renovierungsarbeiten eine Gehaltserhöhung bekommen«, erinnerte er sie. Ehe er sie für sein Projekt als Mädchen für alles eingestellt hatte, war Mara seine persönliche Assistentin gewesen.
»Sind eigentlich alle Männer so schwer von Begriff wie du?«, fragte sie lachend. »Ich rede doch von Annabelle, nicht von mir.« Sie schob den x-ten Brief in einen Umschlag, befeuchtete mit der Zunge den Klebestreifen und legte ihn dann verschlossen und gestempelt zu den anderen.
»Ach so.« Da hatte sie allerdings Recht. Annabelle war tatsächlich die Beste.
»Wo steckt sie überhaupt?«
»Als sie vor einer Stunde hier antrabte, hat sie darum gebeten, den Computer und den Drucker verwenden zu dürfen, sich daran eine Stunde zu schaffen gemacht und dann die Arbeiter zusammengetrommelt.«
»O-oh. Was führt sie denn jetzt wieder im Schilde? Irgendetwas, vor dem ich gewarnt sein sollte?«
»Nein, keine Sorge. Stell dir vor: Ihre Firma organisiert ein großes Fest in Manhattan und sie lädt alle deine Vorarbeiter und Angestellten auf den höheren Ebenen dazu ein. Ist das nicht nett?«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Manhattan liegt nicht gerade vor der Haustür.«
Mara streckte die Zunge heraus, um einen weiteren Umschlag abzulecken und zog dann eine Grimasse. »Ich habe schon gar keine Spucke mehr.« Angeekelt krauste sie die Nase. »Ich bezweifle, dass unsere Leute sich von der Anfahrt abschrecken lassen.«
»Und sie tut das alles ...«
»Für dich, du Dummkopf.« Mara erhob sich und verpasste ihm einen Klaps auf den Kopf.
Lachend rieb er sich die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte. »So hat mich niemand mehr genannt, seit -«
»Ich mit dir Schluss gemacht habe.« Sie grinste.
»Du bist viel zu selbstgefällig«, erwiderte er, worauf sie die Schultern zuckte. »Nun, da diese Eigenschaft bei Frauen viel zu selten vorkommt, muss ich sie umso mehr herausstreichen.«
»Wie geht‘s denn so mit Nick?«, wollte er wissen.
Sie erwiderte mit einem düsteren Blick: »Nicht besonders. Er treibt mich noch in den Wahnsinn mit seinem Desinteresse.«
»Desinteresse war doch für dich noch nie ein Hindernis«, zog er sie auf. Sie wusste, hinter seiner scherzhaften Bemerkung steckte der Wunsch, ihr zu helfen. Vaughn und Mara waren eng befreundet - eine Freundschaft, die sogar eine kurze, missglückte Affäre überstanden hatte.
»Du klingst ja schon wie Annabelle.«
Er lehnte sich zu ihr hin. »Ach, ja? Was hat Annabelle denn gesagt?«
»Zum einen meinte sie, ich solle Nick zeigen, dass ich auf ihn stehe.«
»Und zum anderen?«
Mara biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie sich ihm anvertrauen? Schließlich bekannte sie: »Zum anderen hat sie mir ans Herz gelegt, nur etwas mit Nick anzufangen, wenn es mir auch wirklich ernst damit ist.«
Da Maras Augen schon bei der Erwähnung von Nicks Namen aufleuchteten, ging Vaughn davon aus, dass es an aufrichtigem Interesse von ihrer Seite nicht mangelte. Doch wie ernst es ihr damit war und wie sein Freund reagieren würde, das konnte er nur bedingt beurteilen.
Wenn er es recht bedachte, hatte er eigentlich nicht die geringste Ahnung, was Nick sich vom Leben erwartete. War er auf der Suche nach der Frau fürs Leben, nach einer Beziehung, oder stand ihm mehr der Sinn nach einem Abenteuer? Vaughn selbst war mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass es die perfekte Frau einfach nicht gab - zumindest nicht für ihn selbst. Und er hatte dem guten Nick diese Theorie so oft vorgebetet, dass dieser sich, falls er anderer Meinung war - was durchaus im Bereich des Möglichen lag wahrscheinlich hüten würde, sie kundzutun.
Man musste sich ja nur Yank und Lola ansehen. Vaughn hatte Yank ermutigt, ihr eine Chance zu geben; ja, er war sogar so weit gegangen, zu behaupten, Yank müsse die Entscheidung »Beziehung - ja oder nein« Lola überlassen. Doch in Bezug auf Annabelle,
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