Mach sie fertig
alle Ewigkeit reichen. Und es standen noch mehr Ausgaben an. Weitere Aufträge, die ausgeführt werden mussten. Er bereute seine Naivität – warum nur hatte er sein Glück derart in Macao herausgefordert?
Ungeachtet dessen: Das Internet war magisch. Innerhalb von vier Wochen hatte er die raffinierteste FBI -Zentrale eingerichtet. Jetzt galt es nur, das Zeug in Gang zu bringen.
Er ließ sich vom Job krankschreiben. Saß von morgens acht Uhr bis abends um acht zu Hause in der Wohnung: probierte seine Ausrüstung aus. Schloss die Kameras eine nach der anderen an. Las die Gebrauchsanweisung so gründlich, als wollte er den Kernreaktor von Forsmark zusammenbauen. Testete, testete, testete. Goss Wasser über die Außenkameras, prüfte ihre Stoßfestigkeit, legte sie ins Gefrierfach. Probierte aus, wie man die Minikameras anbrachte, sie versteckte, verlegte ihre Kabel unter Leisten bis hin zu den Orten, an denen ein Sender platziert werden konnte. Pusselte an der MPEG -Festplatte herum, schloss sie an den Fernseher in seiner Wohnung an. Wiederholte die Prozedur mit den Kameras ohne Gebrauchsanleitung. Nahm die Zeit. Testete sie unter schlechteren Lichtverhältnissen. Brachte sie im Dunkeln an. Einhändig. Ohne Anleitung. Probierte das Abhörgerät bei seiner Nachbarin aus. Ihr Typ war entweder abgehauen, oder er hielt sich fern. Konnte hören, wie sie telefonierte oder Serien im Fernsehen anschaute. Das Gerät war genial: Die leisen Pieptöne, die zu hören waren, wenn sie Telefonnummern in ihr Handy eintippte, klangen, als stünde sie nur einen halben Meter von ihm entfernt. Er baute das GPS -System zusammen. Klemmte es unter dem Audi fest. Fuhr in Örnsberg herum. Das Gerät hielt am Unterboden des Wagens, überstand die Bodenschwellen auf dem Hägerstensväg. Er fuhr umher und sah sich die Adressen der verschiedenen Männer genauer an. Prägte sich die Anfahrtswege ein, Sackgassen, rote Ampeln, Einbahnstraßen. Testete die Geräte zu Hause weiter, kannte sich schließlich besser mit ihnen aus, als er die Schusswaffen da unten beherrscht hatte. Er analysierte diverse Vorgehensweisen, prägte sich Orte ein, plante. Sprach kaum mit Mama, dachte nicht mehr an den Mord in ihrem Keller, hatte keine Albträume mehr. Beantwortete Benjamins SMS ’ nur sporadisch. Pfiff auf das ärztliche Attest, das er für seine Krankschreibung benötigte. Die Zeit verging. Der Krieg würde bald beginnen.
In den darauffolgenden Wochen ging er zur Arbeit, so oft es ihm möglich war. Sein Chef fragte, was zum Teufel er da trieb, und schmiss die Arbeitspläne um, als handelte es sich um Kneipenverabredungen mit einem Kumpel, der einem eigentlich ziemlich egal war. Aber was sollte er machen: Sic vis pacem, para bellum. Der Auftrag war zeitaufwendig.
Während der hellen Abende und Nächte: Er saß im Audi vor den Mietshäusern oder Villen, in denen sie wohnten. Versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Mit wem von ihnen er anfangen sollte.
Alle sechs waren gewöhnliche Typen. Von außen betrachtet. Sie gingen an den Abenden während der Woche nicht besonders spät zu Bett. In drei Nächten Anfang August montierte Niklas die Kameras an. Arbeitete im Stillen. Es war einfach: Er hatte die Stellen, an denen sie angebracht werden sollten, bereits näher in Augenschein genommen. Wie angenehm, der tagtäglichen Geräuschbelästigung zu entgehen: Handyklingeltöne, Verkehrslärm, Nachbarn, die sich gegenseitig verprügelten. Draußen vor einer Villa: eine CCD -Kamera in einem Baum. Vor der anderen Villa: die Kamera in einem Busch hinter einem Stromkasten. Mit den Wohnungen war es schwieriger. Wie konnte man sich am besten einen Einblick verschaffen? Eine der Wohnungen lag im Erdgeschoss. Er versteckte eine Kamera in einem Treppenhaus auf der anderen Straßenseite. Der Abstand ein bisschen zu groß, aber für die Bilder, die er benötigte, reichte es aus. Bei den drei anderen Wohnungen funktionierte es nicht. Er würde gezwungen sein, sie persönlich zu überwachen.
Das Einzige, was er wissen wollte: welche von ihnen die drei größten Arschlöcher waren. Auf welche sollte er sich konzentrieren? Er: ein Profi mit Eiswasser in den Adern. Er konnte warten.
Zurück in der Gegenwart. Auf dem Weg durch das Kleingartengebiet Vinterviken. Heute sah er keine Kriegsszenen vor sich. Kein Blut. Keinen Hinterhalt. Er dachte: Vielleicht war es deshalb, weil er bald seinen eigenen Hinterhalt starten würde. Die vergangenen Wochen waren erfolgreich
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