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Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf

Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf

Titel: Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julitta Roessler
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Gesprächspartner kennen. Es erinnert sich an den Namen oder muss einen neuen Namen einordnen und abspeichern. Wir bemerken Besonderheiten des anderen Menschen, die wir behalten wollen, um uns beim nächsten Zusammentreffendaran zu erinnern. Die Sprache, in der wir miteinander reden können, muss erkannt und umgesetzt werden. Ort und Zeit der letzten Begegnung werden abgerufen. Gefühle werden empfunden. Sympathie oder Antipathie, Spaß am Gespräch oder Ablehnung gegenüber der Unterhaltung sowie möglicherweise Anspannung oder Aufregung werden einbezogen. Diese Gefühle sorgen dafür, dass wir das Gespräch besser behalten können. Zusätzlich wird die Umgebung erfasst. Geräusche, Gerüche und weitere Sinneseindrücke ergänzen die momentanen Eindrücke, die verarbeitet werden müssen. Nicht zuletzt muss das Gesprächsthema inhaltlich verfolgt werden. Wir müssen uns auf die Aussagen unseres Gegenübers konzentrieren und die Inhalte mit den eigenen Meinungen vergleichen. Möglicherweise wird aus dem anfänglichen Small Talk über das Wetter ein angeregtes Gespräch über interessante und anspruchsvolle Themen. Manchmal überlegen wir uns, wie wir den Gesprächspartner von unserer Meinung überzeugen können. Wir halten die Kernpunkte des Gesprächs in Erinnerung und suchen nach guten Argumenten für unsere Sichtweise. Gleichzeitig müssen wir die Perspektive wechseln und die Argumente des anderen abwägen und überprüfen. Wir gehen auf seine Erwartungen und Meinungen ein und geben unsere preis. Unter Umständen revidieren wir auch unsere eigene Meinung. Wir unterscheiden zwischen wichtig und unwichtig und filtern die für uns in diesem Moment nicht relevanten Informationen heraus. Das alles fordert und fördert unser Gehirn erheblich. Manches davon geschieht automatisch, quasi unbemerkt nebenbei. Manches erfordert unsere volle Konzentration, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und unsere Erinnerungsleistung. Ein simpler Austausch von Meinungen zwischen zwei Menschen trägt damit zur Schärfung von vielfältigen geistigen Fähigkeiten bei.Die moderne mediale Welt ist mehr und mehr durch einen Rückgang der direkten Kontakte von Angesicht zu Angesicht gekennzeichnet. Neue Umfrageergebnisse führender Marktforschungsinstitute ergaben, dass rund ein Fünftel aller Deutschen bei der Arbeit und zu Hause täglich mindestens sechs Stunden vor dem Computer verbringt. Der durchschnittliche Fernsehkonsum liegt bei 4,6 Stunden pro Tag. 9 Die Zeiten, in denen sich Familien bei Tisch gemeinsam versammeln und miteinander erzählen, nehmen immer mehr ab. Betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen werden zunehmend als E-Learning-Maßnahmen konzipiert. Das hat den Vorteil zeitlicher und örtlicher Flexibilität. Kontakte mit anderen Lernenden sind allerdings auf die virtuelle Ebene beschränkt. Zunehmend mehr Beschäftigte haben die Möglichkeit, auch von zu Hause aus zu arbeiten, und nutzen das nicht selten mehrfach in der Woche. Der direkte Kontakt mit den Kollegen verringert sich dadurch. Auch die nicht nur für das Geschäft so wichtigen informellen Kontakte beim Kaffee in der Pause reduzieren sich. Neue Mitarbeiter haben es schwerer, sich einzuarbeiten, wenn die unmittelbaren Kollegen nicht verlässlich verfügbar und anwesend sind. Anstelle von Meetings werden mehr und mehr Telefonkonferenzen oder Videokonferenzen abgehalten. Das spart Reisekosten für die Anreise von regional verstreut arbeitenden Projektmitarbeitern. Es fehlen allerdings die in unmittelbarer Kommunikation beteiligten Sinnesreize. Ein Großteil nicht nur der geschäftlichen Kommunikation wird per E-Mail abgewickelt. In der Freizeit verbringen viele Menschen viele Stunden damit, sich in virtuellen sozialen Netzwerken miteinander auszutauschen. Selbst äußerst private und sensible Aktionen wie Trennungen von Paaren werden zum Teil via SMS oder Chat durchgeführt. Bereits Kinder verbringen große Teile ihrer Zeitdamit, miteinander zu chatten, anstatt sich persönlich zu treffen.
    Laufen wir also Gefahr, durch die Abnahme der direkten Kommunikation zu verdummen? Entwickeln wir uns zu Kommunikations-Analphabeten? In Anbetracht der enormen Bedeutung von sozialen Kontakten für die geistige Leistungsfähigkeit ist diese Frage von Bedeutung. Wie denken Sie darüber?
    Ich muss zugeben, dass ich hier zwei Seelen in meiner Brust habe. Einerseits beurteile ich die Entwicklungen negativ. Ich wünsche mir beispielsweise, dass meine beiden fast erwachsenen Söhne weniger Zeit vor dem

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