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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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der du glaubst, dass du jetzt restlos betrunken bist und es Zeit ist zu schlafen – und nach der du besser Wodka trinkst. Die schreckliche Flasche am Morgen, wenn niemand mehr zum Vergnügen trinkt und du nur noch an die Kopfschmerzen denkst, die du am kommenden Tag haben wirst. Dieses Meer durchschwamm er ungefähr bis Papua-Neuguinea. Aber er kannte auch solche Thor Heyerdahls, die innerhalb von vierundzwanzig Stunden mehrere Weltumseglungen machten. Das Wichtigste dabei ist das Vertrauen. Vertrauen Sie auf den Alkohol, und er wird Sie in Abgründe tragen, von deren Existenz Sie, wenn Sie den Tag bei der Arbeit und den Abend vor dem Fernseher verbringen, niemals etwas erfahren.
    Er hatte eine Bekannte, an die er jedes Mal dachte, wenn er die Worte »vom Teufel besessen« hörte. Das Mädchen hatte einen stadtbekannten Banditen geheiratet, der Mann saß im Gefängnis. Sie hatte ein Gesicht, das an ein Ferkel erinnerte, mit Wangen, die sich gleichsam immer noch ein kleines bisschen mehr anspannen und das aufgestülpte Näschen aus dem Gesicht drängen wollten. Dreimal am Tag aß sie in einem Restaurant, und abends bestellte sie sich telefonisch eine Pizza. Nach dem Essen ging sie jedes Mal in die Toilette und steckte sich zwei Finger in den Hals – sie achtete auf ihre Linie. Sie schlief mit mehreren Männern pro Tag, nahm sich außerdem Callboys und gestand ihm einmal, dass sie in den Pausen zwischen den Partnern lange und mit Genuss masturbierte.
    Auf der Jagd nach Vergnügungen fegte sie alle Hindernisse beiseite. Alkohol allerdings konnte die Bekannte nicht ausstehen. Er machte ihr einfach keinen Spaß. Einmal fuhr er zu ihr nach Wessjoly Possjolok und schlief ein, kaum dass er bis zum Sofa geschlurft war. Sie schubste ihn runter und setzte ihn vor die Tür. Als sie ihm seine Jacke hinterherwarf, sagte die Bekannte, wenn er Sex haben wolle, so sei sie jederzeit bereit. Aber betrunken solle er es ja nicht wagen, bei ihr aufzutauchen.
    Das letzte Geld hatte er schon für das Taxi zu ihr bezahlt. Der Rausch verflog, er begann zu frieren. Vielleicht, dachte er, könnte er einen Autofahrer überreden, ihn auf Pump nach Hause zu bringen. Er trottete zu einem unbekannten nächtlichen Prospekt und hob die Hand, als er Scheinwerfer sah. Als er schon ins Innere gekrochen war und gesagt hatte, er müsse ins Zentrum, merkte er mit Entsetzen: Das war ein Streifenwagen der Miliz. Er wollte aussteigen, aber die Milizionäre sagten, das sei schon in Ordnung. Ins Zentrum könnten sie fahren, allerdings würde es nicht ganz billig sein. Er entschuldigte sich und stieg lieber wieder aus.
    Zehn Minuten später kam ein Mann in Jackett und Krawatte, aber ohne Schuhe, nur in Socken, auf ihn zu. Er fasste den jungen Mann am Arm, sah ihm in die Augen und fragte, ob er nicht mit ihm trinken wolle. Der Mann hatte das feine Profil eines Verrückten. Er hörte sich die Geschichte an, warum der Mann ohne Schuhe ging, und der bezahlte ihm dankbar den Wagen, der ihn zur heraufgezogenen Alexander-Newski-Brücke fuhr.
    Die Brücke wurde erst zwei Stunden später wieder herabgelassen. Er war nicht imstande, mehrere Kilometer zu Fuß zu gehen. Er drückte die Stirn gegen die Knie und zitterte am ganzen Körper. Bier ist der einzige Alkohol, der nicht wärmt, sondern abkühlt. Vor ihm stoppte ein Auto, aus dem es mehrmals hupte. Der Wagen war sattrot und sinnlich geschwungen. Das Mädchen am Steuer beugte sich nach rechts, öffnete die Beifahrertür und fragte, ob sie noch lange warten müsse oder er endlich einsteigen wolle? Zuerst meinte der junge Mann, sie sei eine Bekannte. Laut lachend sagte das Mädchen, so ein Schwachsinn, woher denn!
    Sie holte eine angebrochene Flasche Martini Dry aus dem Handschuhfach, und sie nahmen jeder einen großen Schluck. Vom Geschmack her erinnerte der Martini an das Ebereschenkompott, das er als Kind immer von seiner Oma bekommen hatte. Das Mädchen nahm seine Hand, legte sie auf ihren gelben Trikotrock und fragte, ob er fühle, welchen Eindruck er auf sie mache? Er verstand überhaupt nicht mehr, was los war.
    Wozu lügen? Manchmal hatte er schon alte Hexen, die sich die Pickel im Gesicht mit getönter Creme zuschmierten, mit Sex bezahlt. Als Schüler hatte er sogar einmal mit einem künstlichen Glied eine fünfzigjährige hässliche Frau befriedigt, die ihm helfen wollte, sich vor der Armee zu drücken. In der Rolle der Knabenverderberin aufgehend, verrenkte sie sich wollüstig und flüsterte Worte in

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