Machos weinen nicht
Akkreditierung für diese Veranstaltung bekommen. Zu diesem Rennen waren sogar Mitglieder der schwedischen Königsfamilie gekommen. Um sich vor diesem Hintergrund fotografieren zu lassen, steckte sie sich eine Kamera in die Handtasche. Vom Stadion aus fuhren sie kurz zu ihm in die Redaktion. Dort wurde der Geburtstag einer Dame gefeiert, die eine nicht bis zum Letzten verständliche Tätigkeit ausübte, die sich Office Manager nannte. Sie hatte lange Beine und Pickel auf ihrem langen, schmalen Gesicht. Wenn sie lächelte, ähnelte sie einer Flachzange.
Nach Mitternacht machten sich die Standfestesten zu der Dame nach Hause auf. Ein Collie, Hundehaare auf den Teppichen. Marinierte bulgarische Tomaten, Schnapsgläser aus dickem Kristall. Kaum hatte er den ersten Wodka getrunken, zog er das Mädchen ins Bad. Sie flüsterte, das sei ihr peinlich, man werde sie bemerken, aber dann schnappte sie sich ihre Handtasche – »Sollen sie glauben, ich müsste mich schminken« – und schlüpfte hinter ihm her. Wenn Sie sich erinnern, sie hatten einen Fotoapparat dabei, und im Bad der Office-Manager-Wohnung fotografierte er sie zum ersten Mal nackt. Das Mädchen sagte, das sei lustig, legte die Hand unter den Bauch und verdrehte schmachtend die Augen. Mit geröteten Gesichtern kamen sie zufrieden aus dem Bad heraus, tranken ihren Alkohol aus und liefen dann fast im Galopp nach Hause.
In jener Nacht begriff er, dass an ihm ein Pornofotograf verloren gegangen war, und er bedauerte diesen Verlust. Sie hatten fast die ganze Nacht hindurch Sex, so lange, wie die Filme reichten. Er dachte sich eine ungeheure Zahl an Perspektiven und Positionen aus. Ihm schien, als sei dieses Mal das letzte Mal, und er wollte, dass ihm etwas zur Erinnerung an SIE bliebe. In jenem Herbst fürchtete er ständig, alles könne jeden Moment zu Ende sein.
Sie erwachten um sieben Uhr morgens und flochten sofort wieder ihre Körper umeinander. Sie stöhnte für eine Kommunalwohnung allzu schamlos, und er versuchte, sie mit Musik zu übertönen. Nach einer Stunde merkte der junge Mann, dass er Hunger hatte. Er schlich sich in die Küche und stahl von dem fremden Tisch eine Fischkonserve. Davon bekam er erst richtig Appetit. Sie verließen das Haus und gingen in die Tag und Nacht geöffnete kaukasische Kneipe »Rioni«. Der stoppelbärtige Wirt dieses Lädchens sitzt ewig in der hintersten Ecke, betrachtet seine Kunden, kratzt sich am Bauch und freut sich über jede kümmerliche Kopeke. Die Kellnerinnen der Kneipe sehen aus, als wollten sie einem gleich anbieten, mit ihnen zu schlafen.
Sie drehte die Kamera in den Händen: »Zwei Bilder sind noch drauf.« Auf dem ersten Bild sitzt das Mädchen mit kannibalisch gefletschten Zähnen vor den Tellern mit mariniertem georgischem Pfeffer, grob geschnittenem Lawasch und Lobio. In einem Töpfchen dampft Adschapsandali, in einer flachen Schüssel fließt aus dicken Stücken Schaschlik der Saft. Auf dem zweiten Bild hat sie verschlafene und träge Augen, und auf dem letzten Teller liegen Schalen ...
Jetzt hat er nicht seltener einen Kater als damals, aber es ist eine andere Art von Kater. Er öffnet die verklebten Augen, schaut auf die leere Wand gegenüber vom Bett und kneift die Augen dann für lange Zeit wieder zusammen. Grauenhafter Schnapsgestank. Er bleibt liegen, hört Radio, schlurft in die Küche, dreht den Wasserhahn auf und schaut lange aus dem Fenster. Im Hof liegen mehrere verbrannte Autos, und schreckliche Katzen lungern herum.
Später schiebt er das schmutzige Geschirr beiseite, gießt Wasser in die Tasse und trinkt. Das Wasser ist Übelkeit erregend warm. Erst dann spricht er die ersten Worte des Morgens. Meistens sind es die Worte »Wie wi-i-iderlich ...«
Dritter Toast,gewöhnlich ausgebracht vom Ehrengast
Einmal wachte die Ehefrau des Dschigit auf, sah auf die Uhr und sagte: »Wach!« Es war halb neun Uhr morgens, und das Kind, der Sohn des Dschigit und der Sohn der Ehefrau des Dschigit, wurde im Kindergarten nach acht Uhr nicht mehr aufgenommen. Die Frau sprang auf, packte das Kind, stürzte nach draußen und schnappte sich ein Taxi. Als sie ankam, merkte sie, dass sie ihr Geld zu Hause vergessen hatte. »Wach!«, sagte die Frau noch einmal, und der Taxifahrer sagte: »Fahren wir jetzt zur Miliz, oder was?« – »Oder was ...«, seufzte die Frau, hob das Kind aus dem Wagen und blieb selbst drinnen.
Als die Frau, die Ehefrau des Dschigit und die Mama des Sohnes des Dschigit, den Kindergarten
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