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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenn er in Palam aus dem Gebäude des Flughafens von Delhi herauskäme. Die Mönche, die ihn abholten, müssten ihn auf dem Weg zum Auto stützen. Das Innere des Wagens würde bis zur Rotglut aufgeheizt sein, und die Tibetaner würden ihn ans Fenster setzen, damit ihm ein bisschen frische Luft ins Gesicht wehte. Die heiligen indischen Kühe würden auf der Chaussee liegen und kein normales Tempo zulassen, und schließlich ginge das sogar den unerschütterlichen tibetanischen Mönchen auf die Nerven. Sie würden ganz leise, damit er nichts hörte, in ihrer Sprache, auf Tibetisch, fluchen, nur würde er trotzdem kapieren, dass das kein gewöhnliches Gespräch ist, sondern eben Fluchen, und die schmächtigen Männer in den weinroten Mönchskutten würden ihm noch sympathischer werden ...
    Ich fahre weg, dachte er jeden Abend, wenn er ins Bett ging. Die Voodoo-Trommeln dröhnten in seinen Ohren: Saharanpur, Dschalandhar, Srinagar ...
    Vierter Toast, ausgebracht gewöhnlich wieder vom Tamada
    In alten Zeiten fuhren einmal drei Dschigite auf einem Schiff übers Meer. Wer erinnert sich jetzt noch daran, warum sie fuhren? Vielleicht mussten sie fahren, aber vielleicht fuhren sie auch einfach nur so. Doch das Schiff der Dschigite begann zu sinken und versank. Und alle Matrosen ertranken, und der Kapitän ertrank, und alle Passagiere ertranken, und sogar der Bootsmann-Schmootsmann ertrank, aber die drei Dschigite ertranken nicht Ein echter Dschigit ertrinkt niemals. Sie begannen im Wasser zu strampeln und zum Ufer zu schwimmen, das sie am Horizont sahen. Aber die Kräfte schwanden ihnen, und sie spürten, dass ihre starken Dschigit-Arme erlahmten.
    Da schrie der erste Dschigit: »Ich will nicht ertrinken, und um nicht zu ertrinken, tue ich einen Wunsch! Und mein Wunsch lautet so: In die-sem Meer sollen, wie durch Zauberhand, Bretter, Balken und Stöcke auftauchen, so viele an der Zahl, wie viele Male mich meine Dschigit-Frau betrogen hat!« So schrie der Dschigit aber nichts tauchte im Meer auf, nur ein kleines Stückchen von einem Brett, weil nämlich die Dschigit-Frau den ersten Dschigit nicht betrogen hatte, und der Dschigit ertrank.
    Danach spürte auch der zweite Dschigit, dass er nicht länger schwimmen konnte, und schrie: »Ich will nicht ertrinken, und um nicht zu ertrinken, tue ich einen Wunsch! Und mein Wunsch lautet so: In diesem Meer sollen, wie durch Zauberhand, Bretter, Balken und Stöcke auftauchen, so viele an der Zahl, wie viele Male mich meine Dschigit-Frau betrogen hat!« So schrie der zweite Dschigit, doch nichts tauchte im Meer auf, nur ein kleines Stückchen von einem Stock, weil auch die zweite Dschigit-Frau ihren Dschigit nicht betrogen hatte, und der zweite Dschigit ertrank ebenso wie der erste.
    Übrig war nun nur noch der dritte Dschigit Aber er war nicht von der Art, die sich geschlagen gibt Und der einsam zurückgebliebene dritte Dschigit schrie: »Ich will nicht ertrinken, und um nicht zu ertrinken, tue ich einen Wunsch! Und mein Wunsch lautet so: In diesem Meer sollen, wie durch Zauberhand, Bretter, Balken und Stöcke auftauchen, so viele an der Zahl, wie viele Male mich meine Dschigit-Frau betrogen hat!« Und sofort schäumte wie von Zauberhand das stürmische Meer auf, und es tauchten Tausende von Brettern, Balken und Stöcken auf, die sich ganz von selbst zu einer riesigen hölzernen Brücke zusammenlegten. Und der dritte Dschigit kletterte auf diese Brücke, schüttelte das Wasser ab und schritt trockenen Fußes zum Ufer. Er war seiner Dschigit-Frau sehr dankbar, und als er nach Hause zurückkehrte, schenkte er ihr ein riesiges Bukett-Schmukett und allerlei Krimskrams.
    So lasst uns denn unsere Gläser füllen, liebe Gäste, und auf die Frauen trinken, die uns, den Männern, in schwierigen Momenten immer aus der Patsche helfen!
    5. DIGESTIF
    Vierzehntes Rezept – Wein – wieder rot,
wieder herb, aber nicht mehr jung
    N ach dem Mittagessen ging er in den Lenisdat. Sie war da, saß im Büro des politischen Redakteurs. Der Redakteur hieß Jan. Hinter den ungeputzten Fenstern warf die braune Fontanka Bläschen vom Regen. Der Fußboden in den Fluren war voller Schmutzspuren. Außer ihr saß noch Jans aktuelle Freundin im Büro. Sie hieß mit Nachnamen Dostojewskaja, man sagte von ihr, sie sei eine Ur-ur.. .enkelin Fjodors. Außerdem hatte die Freundin Augen mit nach unten hängenden Augenwinkeln. Das sah aus, als wolle sie einen um etwas Wichtiges bitten, und wenn man es ihr abschlüge, finge

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