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Mach's falsch, und du machst es richtig

Mach's falsch, und du machst es richtig

Titel: Mach's falsch, und du machst es richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ankowitsch
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Tiefen unseres Gehirns kommt. Oder aber wir verstecken Belohnungen an Stellen, von denen wir nicht einmal wissen, daß es sie gibt. Ein Teil unseres Belohnungszentrums wird nämlich vom limbischen System gebildet. Das ist ein entwicklungsgeschichtlich sehr altes Gehirnareal, zuständig für die Verarbeitung unserer Emotionen ebenso wie für die Produktion jener körpereigenen Opioide, von denen schon die Rede war. Das limbische System bildet sich sehr früh in unserer individuellen Entwicklung, also lange bevor wir zu Bewußtsein kommen; es arbeitet eigenständig, lernt langsam, reproduziert aber seine einmal gefundenen Strategien mit hoher Verläßlichkeit immer wieder von neuem. Und das wichtigste: Es arbeitet, ohne daß wir Zugriff darauf hätten.
    All das seien, heißt es in der einschlägigen Literatur, höchst sinnvolle Eigenschaften, habe doch das limbische System großen Anteil an der Aufgabe unseres Gehirns, uns zu stören und zu stabilisieren, um uns dadurch am Leben zu erhalten. Und ein integraler Bestandteil dieser lebenserhaltenden Funktion sei es, uns für evolutionär sinnvolles Verhalten zu belohnen bzw. dafür zu motivieren. Nur: Was
ist
evolutionär sinnvoll? Oder genauer gefragt: Was ist
heute
evolutionär sinnvoll? Kann sich ein so altes, so langsam ausdifferenzierendes System, das sich noch dazu unserem bewußten Zugriff immer wieder entzieht, so schnell ändern, daß es mit den modernen Zeiten mithält? Sind diese modernen Zeiten überhaupt so modern, wie wir glauben? Oder wird die mindestens 160   000  Jahre währende Entwicklungsgeschichte der Menschheit von stets denselben Fragen geprägt, auch heute noch? Fortpflanzen, überleben, essen, fortpflanzen?
    Es gibt Hinweise darauf, daß unser Gehirn sich durchaus auf der Höhe der Zeit befindet und unser Belohnungssystem auch in diesem Zusammenhang tut, was immer es tut – wenn es auch durchaus Gründe gibt, die Auswirkung für wenig hilfreich zu halten. Am besten läßt sich das anhand unseres Umgangs mit zeitgenössischen Kommunikationsmitteln zeigen. So berichtet der Neurobiologe Martin Korte davon [116] , schon nach einer knappen Woche intensiven Surfens im Web sei es bei Versuchspersonen zu nachweisbaren Veränderungen im Gehirn gekommen, das Gehirn also dazu in der Lage, sich sehr schnell auf neue Herausforderungen einzustellen. Für Korte freilich ist weniger der Umstand bemerkenswert, daß man sie so schnell beobachten konnte, «sondern wo sie stattfinden. Die durch den Internetkonsum beeinflussten Areale in der Hirnrinde bestimmen nämlich unsere Art und Weise, Probleme zu lösen, Emotionen zu kontrollieren oder zu erkennen, ebenso wie unsere Konzentration und die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben und langfristige Ziele zu verfolgen.» Was weiter nicht verwunderlich ist, denn das Internet stellt unserem Gehirn eine Menge Aufgaben gleichzeitig, die wir auch gleichzeitig abzuarbeiten versuchen: im Web surfen, chatten, E-Mails lesen, in den sozialen Netzwerken auf dem laufenden bleiben, Musik hören, fernsehen, twittern. Entweder springen wir zwischen den Tätigkeiten hin und her, oder aber wir versuchen, sie gleichzeitig zu erledigen, stets getrieben von der Befürchtung, etwas zu versäumen – eine Arbeitsweise, die unter dem Begriff Multitasking bekanntgeworden ist.
    Eine wesentliche Rolle bei alledem spielt ein weiteres Mal unser Belohnungssystem. Die vielen Online-Baustellen, zwischen denen wir da hin und her springen, bescheren uns nämlich viele kleine Erfolgserlebnisse: hier ein paar lustige Sätze gepostet, da eine schnelle E-Mail geschrieben, dort ein wenig gechattet. Jedesmal werden wir durch ein kurzes Glücksgefühl belohnt, weil wir wieder etwas geschafft haben; gleichzeitig befeuert uns das Belohnungszentrum, mit diesem Informationsverarbeitungshopping weiterzumachen, weil es sich so angenehm anfühlt und so schnell lohnt. Und verändert dadurch sowohl unsere Arbeitsweise als auch die Qualität unserer Notizen, Gedanken und Statements: Unsere Konzentrationsspannen werden kürzer, die Anzahl der Fehler größer. Zusammenfassend stellt Korte fest: «Zu viele unserer Aktivitäten in den digitalen Welten scheint unser Belohnungssystem in die Irre zu leiten. Die Konzentrationsfähigkeit wird auf zu kurze Zeiten eingestellt, unsere Sprachkompetenzen verkümmern ebenso wie unsere haptischen Fertigkeiten.»
    Selbst wenn wir die kulturpessimistische Analyse des Autors nicht teilen und einwenden mögen, unser Belohnungssystem

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