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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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auf die gepolsterte Bank einer Fensternische und warf den Jungs am Tisch einen Toast zu. Die vier spielten Black Jack und störten sich nicht an seiner Gesellschaft. Vielleicht konnte er später in das Spiel einsteigen. Thorpe atmete durch und nahm einen Schluck. Hier fühlte er sich besser. Er spürte die Nachtkühle vor den Scheiben und überblickte das Lokal. Er sondierte die schäkernden Gäste, die dunkelrot-weiß-gestreiften Polsterungen, die Bilder an der Holzvertäfelung, den Windfang im Eingangsbereich und die Plakatschichten an der Wand dahinter. Den Impuls, die Veranstaltungsankündigungen zu zählen, dämpfte er mit dem Aufdrehen seines Samsung Galaxy Tabs . Die Zählung wäre auch ein völlig hoffnungsloses Unternehmen geworden. Viel einfacher war es im Vergleich dazu, die Geschichte des Naturhistorischen Museums im Internet nachzulesen. Thorpe wollte überprüfen, ob sein Verdacht stimmte. Der Gedanke trieb ihn schon den ganzen Tag um, seit er den Saal XIV besucht hatte. Aber wegen dieser Abschiedsparty war er noch nicht dazu gekommen, den Verzierungen und Allegorien in der Architektur des altehrwürdigen Ausstellungshauses auf den Zahn zu fühlen.
    An einem der Nebentische kam es zum Eklat. Eine attraktive zirka vierzigjährige Frau sprang völlig unvermittelt von ihrem Stuhl auf. Sie trug ein Schlauchkleid mit Spaghettiträgern, echauffierte sich lautstark und gestikulierte wild. Thorpe spitzte die Ohren und schielte über den Rand des Tabs.
    »Sie geben diesem Flittchen die Rolle?!«, kreischte die Frau mit schwarzgefärbtem mittellangen Stufenhaarschnitt. Sie schob ihre Hüften nach vorne, hob die Arme und drehte sich vor ihrem Tisch um die eigene Achse. »Ich bin zu alt?! Ich schaue noch genauso gut aus, wenn nicht sogar besser als dieses junge Ding mit ihrem Babyspeck!« Sie hob mit Daumen und Zeigefinger die Spaghettiträger von ihren Schultern, und das Kleid rauschte zu Boden. Die Schauspielerin wankte nur in knappen G-String und hochhackigen Stiefeln mitten im Hawelka. Die Partygäste grölten und applaudierten. Die Frau lachte auf, warf den Kopf in den Nacken und posierte wie ein Showgirl in Las Vegas. Ihr Körpereinsatz wurde mit lautem Beifall belohnt.
    Da war sie also endlich, die Nackerte im Hawelka, dachte Thorpe, klemmte das Tablet unter den Arm, klatschte und pfiff. Er hatte keine Ahnung, wie die Konkurrenz aussah, aber die total besoffene Lady da legte einiges vor und musste Dauergast im Fitnessstudio ihres Vertrauens sein.
    Der Oberkellner rollte mit den Augen und rammte seine Zigarette in den Aschenbecher vor der Tür. Der Routinier schlängelte sich durch die Meute, ging hinter der Schauspielerin in die Knie und zog das Kleid wieder nach oben. Mühelos fixierte er die Spaghettiträger und platzierte die Frau wieder auf ihrem Stuhl. Mit einer Handbewegung signalisierte er den Gästen, dass die Show damit vorbei war. Enttäuschtes Raunen wurde laut. Die Party ging weiter.
    Thorpe nutzte die seltene Verfügbarkeit des Obers und bestellte einen Verlängerten. An Recherche war in dem Umfeld nicht zu denken, und er steckte sein Tab wieder weg. Interessiert verfolgte er stattdessen, wie der Dealer die Karten im Uhrzeigersinn an die Black Jack-Spieler verteilte. Ihre Einsätze lagen auf dem Marmortisch. Am Ende der ersten Runde gab sich die Bank selbst eine Karte und legte die zweite. Nachdem jeder der Mitspieler zwei offene Spielkarten vor sich hatte, war das Spiel um das Geld eröffnet. Thorpe schnalzte mit der Zunge, um die 1000 US-Dollar lagen im Pott. »Ihr spielt mit sechs Decks zu zweiundfünfzig Karten?«, erkundigte er sich.
    »Jep!«, antwortete der Dealer. »Karte?«, fragte er die anderen und teilte aus.
    Thorpe stützte sich mit den Unterarmen auf und beobachtete das Spiel. Der Mann mit der blauen Krawatte verlangte eine Karte. Thorpe schüttelte den Kopf. »Das würde ich nicht machen«, kommentierte er trocken. Er wusste, die nächste Karte im Stapel wird der Treff-König sein, mit einem Wert von zehn Punkten.
    Der Dealer legte den Treff-König neben Pik-Bube und Karo-Dame. 30 Zähler, um sechs zu viel. Der Mann mit der blauen Krawatte hatte verloren.
    »Alles bezahlt!«, verkündete der Dealer. »Bitte, machen Sie Ihr Spiel!« Neue Runde, neues Glück.
    Die Männer zückten ihre Geldbörsen, und ein nettes Bündel Geldscheine sammelte sich in ihrer Mitte. Der Mann mit der blauen Krawatte wurde nervös, sein Vorrat an Bargeld ging zur Neige.
    Thorpe rührte zwei Zuckerwürfel

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