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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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in den Kaffee und heftete seine Augen an die flinken Hände des Kartengebers. Schon nach wenigen Runden verfügte die Bank über 17 Punkte und war aus dem Spiel. »Karte?«
    Der Mann mit der blauen Krawatte hatte Schweißperlen auf der Stirn. Vor ihm lag ein Blatt mit 19 Zählern. »Card!«, blaffte er.
    »Nein«, meinte Thorpe. » Don’t you draw the queen of diamonds, boy. She’ll beat you if she’s able« , sang er leise vor sich hin.
    Der Dealer legte die Karo-Dame an, und der Mann mit der blauen Krawatte wurde aschfahl.
    »Hab ich doch gesagt«, schmunzelte Thorpe und nippte an seiner Tasse.
    »Bitte, wenn Sie so clever sind, dann spielen Sie doch statt mir! Bin gespannt, ob Sie es besser können!« Der Mann räumte seinen Sessel und hastete an die Bar.
    »Darf ich?«, fragte Thorpe treuherzig.
    »Bitte, versuchen Sie Ihr Glück«, antwortete die Bank, und die anderen Spieler gaben ihre Zustimmung.
    Wenige Runden später hatte Ian Thorpe sein Bundesgehalt maßgeblich aufgebessert. Jedes »Alles bezahlt!« des Dealers bescherte ihm mehr Schmerzensgeld für die Beklemmungen und ausreichend Entschädigung für die verlorene Arbeitszeit.
    »Schluss jetzt! Wir sind raus!«, rief der Dealer und verpackte die Karten. »Wer zum Teufel sind Sie? Der fucking Rain Man?« Die Männer standen auf und verließen grußlos das Lokal.
    Thorpe schmunzelte, winkte dem Ober mit einem Geldschein zu sich und bestellte sich noch einen Drink. Er raffte den Gewinn zusammen, bündelte die Scheine und stopfte sie in seine Brieftasche. »A hard day’s night!«, resümierte Thorpe und betrachtete die Kaffeehausbeleuchtung durch die bernsteinfarbene Linse seines Bourbons. »Come to me, my dear!«, lachte er und kippte den Doppelten hinunter. Er räusperte sich und klopfte auf die Tischplatte. Jetzt war auch für ihn selbst endgültig Schluss für heute! Man musste aufhören, wenn es am schönsten war.
    Thorpe wollte gerade aufstehen und gehen, als er das Eintreten eines neuen Gastes bemerkte. Der Neuankömmling zeichnete sich durch eine extrem aufrechte Körperspannung aus, kein Haar traute sich aus seinem Scheitel. Thorpe erkannte ihn sofort und rutschte außer Sicht.
    Bruder Aiakos blieb einen Moment vor dem Windfang stehen, warf sich den Mantel über den Arm und blickte sich suchend um. Im hinteren Bereich des Lokals erhoben sich einige Herren von ihren Sitzen. Ein Graumelierter in Anzug, Krawatte und Stars and Stripes am Revers ging auf Aiakos zu, schüttelte ihm die Hand und führte ihn an seinen Tisch.
    Kurz darauf betrat ein weiterer Mann das Lokal. Er war weit weniger elegant anzusehen in seinen Jeans und der kurzen Lederjacke. Der klobige Kopf war geschoren und in seinem Ohrläppchen glitzerte ein Ohrstecker.
    Der Ober verdrehte die Augen, rammte die Zigarette in den Aschenbecher und versperrte dem Eindringling den Weg. »Geschlossene Gesellschaft!«
    »Entspann dich, Pinguin!« Wotruba war nicht in der Stimmung für Etikettenschwindel.
    »Kann ich ihre Einladung sehen?« Der Oberkellner wich keinen Zentimeter zur Seite.
    »Huarch zua, Zauberer!«, brummte Wotruba und trat gefährlich nahe an den Ober heran. »Wir san überall eingeladen. Verstehst?« Der Chefinspektor zeigte seine Dienstmarke, und der Kellner machte einen Schritt zur Seite.
    »Entschuldigen Sie das Missverständnis, Herr Inspektor«, entschuldigte sich der Oberkellner und vollführte eine Demutsgeste. »Verzeihen Sie, dass es hier heute etwas lauter ist. Ein Herr von der NSA ist enttarnt worden und feiert seinen Abschied. Er fliegt morgen Früh nachhause.«
    »Na da schau her!« Wotruba kontrollierte die Lage und nahm den Ober zur Seite. Die Gäste hatten von der Szene nichts mitbekommen. »Genau wegen dem Haberer bin ich da. Wo finde ich den Kerl?«
    Der Ober deutete mit dem Kopf über die Schulter in den hinteren Bereich des Kaffeehauses. »Es ist der Angesoffene, gleich da hinten. Der in dem Knäuel aus Büroschnallen. Neben dem Neger. Aber von mir haben Sie das nicht.«
    »Eh klar.« Wotruba klopfte dem Ober auf die Schulter und schob sich an ihm vorbei.
    Ian Thorpe blieb besser auf Tauchstation. Das Hawelka jetzt zu verlassen, würde nur die Aufmerksamkeit des Kriminalpolizisten auf sich ziehen. Er reckte vorsichtig den Hals und suchte nach Bruder Aiakos. Er fand ihn hinter dem Tresen bei der Espressomaschine. Thorpe überwachte, wie Aiakos seinen Mantel anzog und behände durch die Seitentür in die Küche entwich. Eines musste man dem Kerl lassen, er

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