macht weiter
gemacht, und der Pfarrer hat uns etwas über ihre Entstehung erzählt und dann von Musik gesprochen, und Court sagte, daß sie die Orgel spielen kann, und da hat er sie gebeten, doch die neue Orgel auszuprobieren. Mich hat sie vergessen«, schloß er gekränkt.
Mrs. Pollifax nickte. »Ja, ich habe geahnt, daß Sie da nicht weit kommen. Sie macht einen sehr unabhängigen Eindruck auf mich.« Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: »Angeblich werden das die besten Ehefrauen.«
»Na hören Sie, ich will doch weder sie noch irgendeine heiraten!« sagte er aufgebracht. »Bei meinem Beruf kann ich keine Frau brauchen. Ich will nichts weiter als ein bißchen Interesse von ihrer Seite. Schließlich habe ich Geld, ich bin nicht häßlich, ich bin herumgekommen...
»Ego«, sagte Mrs. Pollifax vorwurfsvoll.
Zu ihrer Überraschung sagte er betroffen: »Meinen Sie wirklich?«
»Aber sicher. Sie sind es gewöhnt, immer Ihren Kopf durchzusetzen. Besonders bei den Frauen. Stimmt's?«
»Vermutlich.«
»Was gefällt Ihnen denn so an Court, wenn ich fragen darf?« »Sie ist die eingebildetste Person, die mir jemals über den
Weg gelaufen ist.« Da Marcel jetzt die gewünschten Getränke brachte, unterbrach er sich. »Sie ist anders«, fuhr er dann finster fort. »Sie ist klein. Rührend, finde ich. Und warmherzig unter der kühlen Schale. Sie braucht jemand, der sich um sie kümmert, das sieht man doch auf den ersten Blick. Aber das begreift sie nicht. Sie ist von einer Verwundbarkeit...« Beschämt brach er ab, zog die Brauen zusammen und sagte schroff: »Jedenfalls ist sie unmöglich. Wissen Sie, daß sie während der ersten acht Tage ihres Aufenthalts täglich um halb sechs Uhr früh aufgestanden ist, um zu wandern? Das ist ja geradezu eine fixe Idee. Unnatürlich ist so was.«
»Na also! Dann brauchen Sie ja nicht zu befürchten, daß Sie sich in sie verlieben, nicht wahr? Dieses Mädchen ist keine Gefahr für Sie!« sagte Mrs. Pollifax amüsiert.
Robin starrte sie wütend an. Dann warf er die Hände hoch. »Ich geb's auf.« Er sah sie empört an. »Sie sind mit Ihren Gedanken plötzlich ganz woanders. Verflucht und zugenäht, heute schert sich auch wirklich niemand um mich.«
»Ich beobachte Hafez. Er steht auf seinem Balkon im dritten Stock. Er hat sich heute überhaupt nicht blicken lassen. Ich möchte wissen, warum.«
»Zerbrechen Sie sich wirklich noch immer den Kopf über ihn?«
»Ja.« Nach kurzem Zaudern, und weil sie damit im Grunde keinerlei Geschehnisse verriet, fügte sie hinzu: »Ich wollte gestern abend seine Großmutter besuchen, um mir ein Bild machen zu können.«
»Höchstwahrscheinlich hat sie Feuer gespuckt, ein furchtbar strenges Gesicht gemacht und Ihnen gesagt, daß Hafez Sie nichts angeht?«
Mrs. Pollifax stellte ihre Teetasse nieder und schüttelte den Kopf. »Ich sah sie nur ganz flüchtig, und dann haben mich zwei Männer gepackt und aus dem Zimmer getragen.«
»Also Gewaltakt, wie?«
Genau das hatte sie empfunden, und nur die Krankenzimmeratmosphäre hatte sie abgelenkt. »Ja. Der Sache gehe ich auf den Grund.«
»Ihnen traue ich alles zu«, grinste er.
»Hallo!« rief Court und kam näher. Sie strahlte übers ganze
Gesicht. »Ich habe bis jetzt Orgel gespielt. Es war herrlich.« »Wem sagen Sie das«, sagte Robin.
Mrs. Pollifax stand auf. »Und jetzt entschuldige ich mich,
bevor ich hier im Stuhl Wurzeln schlage. Ein kleines Nickerchen vor dem Abendessen ist genau das Richtige für mich.«
»Ach, und ich hatte mich so darauf gefreut, mit Ihnen zu plaudern!« beschwerte sich Court. »Die Ansichtskarten habe ich Ihnen übrigens auch gebracht.«
Mrs. Pollifax bezahlte ihre Karten, aber zum Bleiben ließ sie sich nicht überreden. »Bis dann«, sagte sie und ging.
Als sie die Halle betrat, kam Marcel mit einem Tablett an ihr vorbei. »Madame, Sie haben etwas verloren«, sagte er und schob ihr einen Zettel zu.
Darauf stand: Zimmer 153: Ibrahim Sabry.. Ägyptischer Paß, 51 Jahre. Besitzt kleine Munitionsfabrik. Mohammedaner. Vernichten. Später mehr.
9
Nach dem Abendessen gab es einen Film. Auch Hafez durfte bleiben. »Oh, Madame !« rief er ihr begeistert in der Halle zu, »Madame, ein Film!«
Seine Augen strahlten. Er schob seine Hand in die ihre und führte sie in den Speisesaal, wo eine Filmleinwand aufgespannt und Stühle im Halbkreis aufgestellt worden waren. »Er ist französisch, aber ich werde Ihnen alles erklären - jedes Wort!« versicherte er, ganz außer
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