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macht weiter

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Titel: macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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beeindruckt. Durch die geöffneten Flügelfenster schien die Sonne. Bis auf die Fenster und die Gobelins war der Saal ziemlich kahl, nur geschnitzte Truhen standen in den Ecken.
    »Truhen... wie interessant!« Mrs. Pollifax blieb vor einer Truhe stehen, betastete die Schnitzereien und entdeckte dabei die kleinen Luftlöcher im verschlungenen Muster. Unauffällig schob sie die Hand unter den Deckel und stellte fest, daß er sich ganz leicht öffnen ließ. Bis auf ein dickes zusammengerolltes Seil war die Truhe leer. Hastig schloß sie den Deckel wieder. Hafez, der neben Fouad stand, hatte sie unauffällig beobachtet. Zu Fouad gewendet, sagte er: »Sieht genau aus wie die alte Burg zu Hause, nicht wahr, Fouad? Passen Sie auf, Madame, als nächstes kommt die Folterkammer und dann, was man hier Latrine nennt, und dann...« Fouad brachte ihn mit einem wütenden Blick zum Schweigen.
    Es blieben ihnen noch ganze fünfzehn Minuten. Fouad hielt sich lange in der Folterkammer auf, die er mit großem Interesse betrachtete. Vorne rief jemand: »Latrinen! Ach, sieh doch!« Fouad veranlaßte seine beiden ›Schützlinge‹, der Gruppe in den anschließenden Raum zu folgen. Die Fremden stürzten ihm nach. Als Fouad Mrs. Pollifax zum Weitergehen aufforderte, schüttelte sie energisch den Kopf. »Ich möchte das auch sehen«, verlangte sie. »Aus den Geschichtsbüchern bin ich über die sanitären Einrichtungen der Vergangenheit nie klug geworden.«
    Unwillig ging Fouad mit ihr und Hafez in die Ecke. Mrs. Pollifax hob einen schweren Holzdeckel hoch. Darunter wurde ein völlig sauberer, schornsteinartiger Schacht sichtbar, der in das seichte Wasser des Sees mündete. »Na so was!« sagte sie verblüfft. Sie wurde beinahe schwindlig, als sie weit unten das Wasser sah, das gegen die Steine schlug. »Gute Idee«, murmelte sie.
    Äußerst erregt, doch nach außen ruhig, blieb sie stehen. Die Gruppe war nämlich in den nächsten Raum weitergewandert, und die Stimmen wurden leiser. Sie waren mit Fouad allein. Jetzt oder nie, dachte sie und machte ihre Hand vorsichtshalber flach.
    »Wir gehen jetzt«, sagte Fouad. Er stand unmittelbar hinter ihr und klopfte ihr auf die Schulter.
Mrs. Pollifax drehte sich um. Wie eine Feder schnellte ihre Hand gegen Fouads Magen. Er schnappte nach Luft und ließ den Koffer fallen. Dann krümmte er sich. Sie wich zurück und versetzte ihm einen Karateschlag gegen den Hinterkopf. Er fiel auf die Knie, schwankte und sank dann langsam bewußtlos zu Boden.
»Mon Dieu!« flüsterte Hafez. »Das war Karate!«
»Ich hoffe, ich habe ihn nicht getötet«, sagte Mrs. Pollifax.
»Schnell, Hafez! Die Truhe dort in der Ecke. Beeil dich, ehe jemand kommt.«
Eilig lief er zur Truhe, klappte den Deckel auf und rannte zurück, um Mrs. Pollifax zu helfen. »Aber er ist groß, er ist schwer, Madame!«
»Und wie!« keuchte sie, während sie ihn über den Steinboden schleifte. Schließlich stemmten sie ihn gemeinsam so über den Rand der Truhe, daß er vollends selbst hineinfiel.
»Bekommt er noch Luft?« fragte Hafez.
»Ja. Zwischen den Schnitzereien sind Luftlöcher.«
»Vergessen Sie den Re volver nicht«, sagte Hafez, zog das Schießeisen aus Fouads Tasche und gab es Mrs. Pollifax. Kaum hatten sie die Truhe zugeklappt, da kam auch schon eine neue Gruppe in die Folterkammer nebenan. Als die Touristen nun im Türrahmen erschienen., saßen Mrs. Pollifax und Hafez plaudernd auf der Truhe. Der Koffer stand zwischen ihnen. »Wie lange wird er... äh... schlafen, Madame?« erkundigte sich Hafez höflich.
»Wenn ich das bloß wüßte! Mein Schlag hat zwar die richtige Stelle getroffen, aber ich weiß nicht, wie heftig«, erklärte sie. »Jedenfalls wollen wir nicht warten. Gehen wir.«
Sie holten ihre Gruppe wieder ein. Anstatt sich ihr anzuschließen, liefen sie zu dem Ausgang, der direkt in den Hof führte. »Wir haben Fouad in Latrine XIII gelassen«, sagte Hafez mit einem stolzen Blick auf den Plan.
»Möge er dort in Frieden ruhen«, ergänzte sie. »Da ist der Hof, Hafez. Laß den Plan. Laß uns lieber ungesehen rauskommen.«
Im Schutz einer niederen Mauer musterten sie den Haupthof und das Eingangstor. Ein Mann schloß bereits den kleinen Souvenirladen beim Eingang, und auf der anderen Seite des Hofes machte jemand die kleine Burgpforte zu und schob eine Eisenstange vor. In zwei Minuten war Sperrstunde. Mrs. Pollifax spähte durchs Tor und duckte sich hastig.
»Was ist denn?«
»Der andere. Der Magere. Munir! Er steht vor dem

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