macht weiter
seine Lider zuckten, als träumte er tief. Nichts deutete an, daß er bald zu sich kam, trotzdem beunruhigte Mrs. Pollifax die Vorstellung, mit ihm in der Burg eingesperrt zu sein. »In einem der Räume habe ich ein Seil gesehen«, sagte sie zu Hafez. »Wir müssen ihn an Händen und Füßen fesseln, sonst verdirbt er noch alles. Ein Knebel wäre vielleicht auch nicht schlecht. Und nachher wollen wir zu Abend essen.«
»Essen?«
»Na ja«, sagte sie. »Ich dachte an dein Schnitzel, das wir uns teilen könnten. Das heißt, falls du es mit mir teilen willst«, setzte sie bescheiden hinzu.
14
In Langley, Virgina, war es Nachmittag. Carstairs steckte den Schlüssel ins Türschloß und betrat mit einem tiefen Seufzer sein Büro. Er zog den Rock aus und setzte sich an seinen Schreibtisch. In zwei Stunden konnte er die Reste der vergangenen Woche aufgearbeitet haben und die nächsten sieben Tage ohne unerledigte Akten beginnen.
Seine Sprechanlage summte. »Mr. Carstairs?« meldete sich eine frische Stimme vom Verbindungsbüro in Baltimore.
»Hallo, Betsy. Hat man diesmal Ihnen den Sonntagsdienst aufgebrummt?«
»Ja, Sir. Ich hatte schon befürchtet, Sie könnten nicht im Büro sein. Ich habe einen ganz merkwürdigen Anruf für Sie, Sir. Ein Mr. Parviz will Sie unbedingt sprechen, aber er steht nicht auf Ihrer Liste. Er ruft aus Zabya an.«
»Von wo?«
»Zabya. Wegen eines Telegramms, das Sie ihm geschickt haben. Entweder er spricht so schlecht Englisch oder er ist so aufgeregt, das läßt sich schwer beurteilen. Außerdem ist die Verbindung miserabel.«
»Zu uns gehört er jedenfalls nicht«, sagte Carstairs. »Wie kommt denn der zu unserer Geheimnummer?«
»Das habe ich ihn auch gefragt, Sir. Die Adresse wußte er offenbar. Damit hat er sich an die Zabyanische Botschaft in Washington gewandt und von dort die Telefonnummer erhalten.«
»Merkwürdig, daß eine Botschaft sich solche Umstände macht. Stellen Sie den Anruf durch. Mal sehen, wer dieser Mensch eigentlich ist.«
»Jawohl, Sir. Augenblick, bitte.«
Carstairs schaltete das Tonbandgerät ein und lehnte sich zurück. Etwas zischte, und dann sagte eine rauhe Stimme mit starkem Akzent: »Hier ist Mustapha Parviz. Bitte, spreche ich mit Mister William Carstairs?«
»Ja. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich rufe wegen des Telegramms an, das ich heute früh von Ihnen erhalten habe. Sind Sie eben erst nach Amerika zurückgekehrt?«
»Wieso?«
»Ihr Telegramm ist zu Mittag hier in Zabya eingetroffen. Sie sind doch Mr. William Carstairs vom Legal Building in Baltimore, Maryland, in den Vereinigten Staaten, der mir aus Europa telegrafiert hat?«
»Ach, Sie meinen das Telegramm«, wich Carstairs aus, um mehr zu erfahren.
»Ja. Es ist sehr dringend, Sir. Ich muß unbedingt wissen, wie Sie sie vorgefunden haben. Sind sie in Sicherheit? Haben Sie sie wirklich gesehen? Sind sie in Montreux?«
Carstairs setzte sich kerzengerade auf. »Montreux!« rief er. »Schweiz?«
Der Anrufer zog pfeifend die Luft ein. »Sie spielen mit mir Verstecken, Sir. Ich flehe Sie an, es ist von allergrößter Wichtigkeit, eine Sache auf Leben und Tod. Wo sind sie?«
»Das werden wir sicher gleich aufgeklärt haben, wenn Sie mir das Telegramm vorlesen, Mr. Parviz«, sagte Carstairs rasch.
»Sie wissen nichts davon«, klang es verzweifelt aus dem Hörer. »Dann haben Sie also doch nicht - oh, Gott!« Der Mann hatte aufgelegt.
Carstairs starrte den Apparat verdutzt an. Dann ließ er das Gespräch vom Tonbandgerät abspielen und hörte aufmerksam zu. Mustapha Parviz - der Name kam ihm irgendwie bekannt vor.
Er griff zum Telefon und rief Bishop an.
»Heute ist Sonntag«, erinnerte Bishop ihn. »Ruhetag. Außerdem habe ich eine hinreißende Blondine bei mir.«
»Gratuliere«, sagte Carstairs ungerührt. »Und jetzt verraten Sie mir, woher mir der Name Mustapha Parviz bekannt sein könnte?«
»Aus unserem Bericht von voriger Woche ans Außenministerium über Zabya, Aktenzeichen Z 1020, wenn ich nicht irre. Bloß heißt er nicht Mustapha Parviz, sondern General Mustapha Parviz. Er ist der Chef der dortigen Armee.«
»Du lieber Himmel«, sagte Carstairs.
»Erinnern Sie sich nicht an die Geschichte von Jonathan und David? Parviz, Sohn eines armen Zeltmachers, wurde gemeinsam mit Jarroud im Palast unterrichtet, um beim künftigen König Verständnis für die Armen zu erwecken. Später besuchte er die Militärakademie, und 1960 rettete er Jarrouds Leben, indem er die Kugel einsteckte, die für Jarroud
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