macht weiter
verschlüsseltes Telegramm an Mrs. Pollifax:
ERBITTE DRINGEND ERKLÄRUNG ÜBER SONNTAGS IN MEINEM NAMEN ABGESANDTES TELEGRAMM STOP ONKEL BILL UNTERWEGS IN FRANKREICH STOP WO IST COUSIN MATTHEW STOP HAST DU FIEBER STOP GRUSS ADELAIDE.
»Verbinden Sie mich noch mal mit der Schweiz«, sagte er der Telefonistin. »Mit einem Monsieur Piers Grundig in St. Gingolph.«
Die Tür ging auf, und Bishop trat ein.
»Nanu?« sagte Carstairs erstaunt.
»Es ließ mir doch keine Ruhe, Sir.«
Das Telefon klingelte. »Hallo?« schrie Carstairs. »Ist dort Piers Grundig, Chefportier des Sanatoriums Montbrison?« Er gab Bishop ein Zeichen, worauf dieser sich setzte.
Dann erkundigte er sich, wann und mit wem Mrs. Pollifax das Sanatorium verlassen habe. Dabei angelte er sich seinen Notizblock.
»Monsieur Sabry, ja«, sagte er und schrieb hastig mit. »Zwei Herren, die Sie nicht kennen, und der kleine Hafez. Familienname?« Er machte ein erstauntes Gesicht. »Parviz«, wiederholte er tonlos. »Herzliche n Dank, Monsieur Grundig.« Bishop sah ihn an und konstatierte: »Ärger.«
»Oder ein unglaublicher Zufall«, brummte Carstairs. »Gefällt
mir gar nicht.«
»Ihr Gefühl behält meistens recht. Und noch kein Schönbeck?«
»Kein Schönbeck.« Carstairs schüttelte den Kopf. »Mir schwant, daß Mrs. Pollifax von jemand durchschaut und als gefährlich erkannt worden ist. Leider nicht von der Interpol.« Sein Blick wanderte zu Bishop. »Wir haben nächste Woche zwar verdammt viel Arbeit, Bishop, aber es ist höchste Zeit, daß Interpol endlich erfährt, welchen Schatz wir ihr in Gestalt unserer Emily Pollifax anvertraut haben. Haben Sie Ihren Paß?«
»Liegt in meinem Schreibtisch, Sir«, strahlte Bishop.
Carstairs nickte. »Ich bestelle Ihnen ein Taxi. Das Tonband mit der Aufnahme vom Parviz-Gespräch nehmen Sie mit und geben es Schönbeck, aber zuerst, ich wiederhole, zuerst stellen Sie fest, wo, zum Teufel, Mrs. Pollifax steckt.« Er sah auf die Uhr. »Sie erreichen die Sechs-Uhr-Maschine nach Genf.«
»Bin schon unterwegs«, sagte Bishop und na hm das Tonband. »Ja, und Bishop...«
Er drehte sich an der Tür um. »Sir?«
»Halten Sie mich um Himmels willen auf dem laufenden.« »Jawohl, Sir.« Die Tür fiel hinter ihm zu.
15
Es war beinahe Mitternacht. Mrs. Pollifax hatte das Gefühl, als dauerte diese Nacht schon eine ganze Ewigkeit. In der Burg war es viel früher dunkel geworden als draußen über dem See. Zur Dämmerstunde hatten sie sich das Schnitzel geteilt, aber auch das schien schon lange her zu sein. Nach einem kurzen Rundgang ließen sie sich im Fürstengemach nieder. Mrs. Pollifax setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen die Truhe. »Was machst du jetzt?« sagte sie in die Dunkelheit.
»Ich stehe am Fenster, Madame, und sehe mir die Sterne an.
Wenn ich groß bin, will ich Astronom werden.«
»Dann müssen wir dafür sorgen, daß du groß wirst«, sagte sie.
»Erzähl weiter, Hafez, ich möchte mehr hören.«
»Ja«, seufzte er, »aber meine Geschichte ist so häßlich, und
die Sterne sind so schön. Wo war ich? Ach ja, nachdem Munir
mich im Bazar entdeckt hatte, fuhr er mit mir zum Flughafen
von Zabya, mein Vater war aber gar nicht dort. Fouad sagte
dauernd: ›Er ist in der Maschine und bekommt Sauerstoff, bis der Arzt hier ist.‹ Ich laufe also ins Flugzeug, aber wieder keine Spur von meinem Vater. Dafür liegt Großmutter auf drei Sitzen ausgestreckt und ist ganz bewußtlos.«
»Betäubt«, nickte Mrs. Pollifax.
»Ja. Und inzwischen haben sie den Einstieg zugemacht. Da verstand ich, daß man mich belogen hatte und daß meinem Vater gar nichts zugestoßen war. Zwei Minuten später is t die Maschine dann abgeflogen.«
»Wieviel Mann waren es denn?«
»Zwei Piloten, aber die bekam ich nicht mehr zu sehen. Dann war da Serafina. Sie ist eine Art Krankenschwester. Und dann Fouad, und Munir, und ein Steward in Uniform, der mir etwas zu essen brachte. Aber im Essen war ein Schlafmittel, denke ich, denn ich schlief sofort ein und wachte erst wieder bei unserer Landung in der Schweiz auf. Dann kam Mister Sabry an Bord, um... um...« Er seufzte tief. »Um zu erklären...«
»Daß ihr Geiseln seid«, ergänzte Mrs. Pollifax.
»Ja, Madame. Er hat gesagt, daß wir in ein sehr hübsches Sanatorium fahren, wo ich mich frei bewegen darf, nur meine Großmutter dürfte ihr Zimmer nicht verlassen. Und wenn ich nur ein einziges Wort verrate, oder Hilfe hole und mich einem Fremden anvertraue, dann geben sie meiner
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