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macht weiter

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Titel: macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Großmutter eine Spritze, daß sie sofort tot ist. Er hat gesagt, daß Fouad und Munir ständig bei ihr sein werden, und daß es ganz auf mich ankommt, ob sie am Leben bleiben wird oder nicht.«
»Und so hat man deine Großmutter seit eurer Ankunft dauernd unter Drogen gehalten?«
»Ja, Madame.«
Mrs. Pollifax lächelte. »Bis du mir dreizehn Aspirin geklaut hast, wie, Hafez?«
»Das haben Sie bemerkt, Madame?«
»Ja. Ich nahm an, daß sie deiner Großmutter nach den ersten Injektionen Pillen gegeben haben, die genauso aussahen wie Aspirin. Da hast du sie dann vertauscht.«
»Etwas Besseres fiel mir nicht ein«, sagte er. Seine Stimme klang nicht ganz fest. »In dem Fläschchen neben Großmutters Bett lagen dreizehn Tabletten. Die habe ich durch Aspirin ersetzt. Ich dachte, wenn Großmutter wenigstens ein einzigesmal aufwacht, können wir beratschlagen, was wir tun sollen. Und sie ist wirklich aufgewacht«, sagte er stolz. »Sie hat gesagt, wir müßten sehr tapfer sein und meinem Vater telegrafieren, daß wir in Sicherheit seien, auch wenn das nicht stimmt, und dann müßten wir unser Leben in Allahs Hände legen. Aber, Madame, sie wußte nicht, daß auch Sie helfen würden. Glauben Sie, daß Allah Sie geschickt hat?«
»Mich hat CIA geschickt«, antwortete sie trocken.
»Aber jetzt beschützt sie niemand«, fuhr er besorgt fort. »Ich habe Angst um sie, Madame.«
Sie drückte seine Hand. »Solange die Kerle nach dir suchen, werden sie ihr kaum etwas tun. Vorläufig sind sie noch nicht in Druck, und zwei Geiseln sind besser als eine. Aber weshalb hat man euch überhaupt entführt? Weißt du das?«
»Nein«, sagte er, »aber sicher hängt es damit zusammen, daß mein Vater der General der zabyanischen Armee ist.«
»Du meinst, der Oberbefehlshaber?«
»Ja, Madame. Jeder weiß, daß die Armee niemals die Regierung stürzen wird, solange mein Vater General ist. Weil er Jarroud nämlich treu ergeben ist.«
»Deshalb haben sie Mittel und Wege gefunden, seine Ergebenheit zu untergraben«, sagte sie. »Ich möchte bloß wissen, was sie planen.« Einen Staatsstreich vermutlich, überlegte sie. Deshalb haben sie den General erpreßt. Er mußte zwischen seiner Familie und dem König wählen; beide konnte er kaum retten. Und obendrein ausgezeichnet ausgeklügelt. Parviz hatte für die Suche nach seinen Angehörige n eine Woche Zeit. Das genügte wohl für den Nahen Osten, aber wer würde die Entführten in einem Schweizer Sanatorium vermuten?
»Ich weiß, die Frage ist nicht fair, Hafez, aber was meinst du, wie wird dein Vater auf das Telegramm reagieren, das ich heute früh aufgegeben habe? Was für ein Mensch ist er denn?«
»Ein sehr gerechter, Madame. Kann mir nicht denken, daß er sein Land oder seinen König diesen Verbrechern da ausliefert. Wenn er mich aber in Sicherheit glaubt, und sie ihm versprechen, daß sie den König nicht ermorden werden, ja, dann tut er vielleicht, was diese Leute von ihm verlangen. Aber nur, damit es kein Blutbad gibt. Ach, ich weiß einfach nicht, was er tun wird, Madame.«
»Hat deine Mutter Einfluß auf ihn?«
»Ach, sie ist schon lange tot, Madame.«
»Dann besteht die ganze Familie also nur aus dir, deiner Großmutter und deinem Vater?« sagte sie.
»Ja, Madame.«
Mrs. Pollifax fröstelte. Selbst einem König Salomon wäre in diesem Fall eine Entscheidung schwergefallen, dachte sie.
»Mein Vater liebt den König, sie sind wie Brüder«, fuhr Hafez mit gedämpfter Stimme fort. »Nein, Madame, ich kann Ihre Frage wirklich nicht beantworten.«
»Natürlich nicht. Erzähl mir lieber etwas über den Scheich. Hat er auch etwas mit eurer Entführung zu tun?«
»Aber ja, Madame. Wir sind ja in seiner Privatmaschine in die Schweiz geflogen. Man hat mir seine Maschine oft gezeigt, deshalb habe ich sie erkannt.«
So also ist das, dachte Mrs. Pollifax. Dienstag fand die Geburtstagsfeier des Königs statt. Die Armee würde ausrücken und sich in Galauniform zeigen, und alles würde sich um die Feier und um die zu Gast weilenden ausländischen Staatsoberhäupter drehen. Und der allgemeine Trubel würde mit dem Sturz oder dem Tod des Königs enden, und der Scheich würde die Regierungsgewalt an sich reißen. Ganz deutlich sah sie das strahlende Lächeln und das schöne Gesicht des Mannes vor sich, den Robin einen der reichsten Männer der Welt genannt hatte.
Nebenan waren seltsame Laute zu hören. Fouad! Mrs. Pollifax gab Hafez einen leichten Stoß. »Kümmern wir uns mal um Fouad«, sagte sie und ging

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