Machtlos
blickte noch einmal unsicher zu Lexia und die Goldene forderte sie auf: „Wenn du eine Idee hast, dann gib sie ihnen preis.“
Tujana atmete tief durch und sagte leise: „Man könnte das Bett anders aufstellen und auch ein anderes Material für den Rahmen wählen.“ Sie öffnete ihren Geist und zeigte, was sie meinte.
„Das gefällt mir viel besser, Tujana. Danke!“, meinte Victoria angetan. „Darf ich deinen Vorschlag an Nodexter weiterreichen?“
Tujana nickte verdattert.
„Hast du noch andere Ideen für diesen Raum?“, wollte Jaromir wissen.
Die Grüne blickte noch einmal zu ihrer Meisterin, doch die nickte nur mit unbewegter Miene.
„Ja“, gab Tujana schließlich zurück, „die Farben, die Nodexter gewählt hat, passen gut, aber ich würde für die Gardinen einen anderen Stoff und auch eine andere Form wählen – so ungefähr.“ Wieder zeigte sie, was ihr vorschwebte.
„Ja, da hast du recht. Das ist wirklich schön“, gab Jaromir grinsend zurück. „Da muss Nodexter wohl noch mal ran.“
Tujana lächelte zaghaft. „Die meinen das offenbar ernst.“
Die Grüne taute von Raum zu Raum mehr auf und ihre Ideen wurden immer mutiger und ausdrucksstärker. Jaromir und Victoria waren begeistert und Lexia verwundert.
Victoria musste mehrfach dem Impuls widerstehen, Lexia die Pergamentrollen in den Arm zu drücken, damit Tujana ihre Hände frei hatte. Das hätte den Bogen dann aber wohl doch überspannt.
Nach drei weiteren Räumen bremste Jaromir seine Gefährtin: „Ich denke, wir sollten den Ball jetzt etwas flacher halten, Vici. Lexia kommt so langsam auf schlechte Gedanken. Wir wollen sie doch nicht mit der Situation überfordern…“
Und tatsächlich war Lexia nicht wirklich begeistert von Tujanas Auftritt. Sie hätte nie gedacht, dass eine Grüne zu so etwas fähig sein könnte. „Warum habe ich das nie bemerkt? Sind etwa alle Grünen so?“ Die Goldene war sich nicht sicher, wohin das Ganze hier führen würde, aber sie ahnte, dass es in eine Richtung ging, die sich für eine Grüne einfach nicht ziemte und einer Goldenen schon gar nicht gefiel. Doch sie hatte Victoria heute ein Versprechen gegeben und beabsichtigte nicht, es schon am ersten Tag wieder zurückzunehmen. Glücklicherweise waren sie hier weit weg von der Himmelszitadelle, also konnte sie erst mal abwarten und beobachten. „Und wer weiß, was ich durch die Grüne alles über Victoria herausfinde…“
Victoria seufzte in Gedanken. „Du hast ja recht, Jaro. Schade, es hatte gerade so viel Spaß gemacht. Tujana versteht genau, was uns beiden gefällt.“
„Ja, das tut sie wirklich. Aber du hast in den nächsten Tagen bestimmt noch die Gelegenheit, eine Tour ganz allein mit Tujana zu machen.“
37. Ruinen
Die tiefhängende Wolkendecke riss auf und der abnehmende Mond tauchte eindrucksvolle Ruinen in ein silbriges Licht. Es war tief in der Nacht. Irgendwo in der Ferne des Waldes heulte ein Wolf und seine Brüder stimmten mit ein. Dann verschwand der Mond wieder hinter den Wolken und die Ruinen versanken erneut in der Dunkelheit.
Plötzlich rissen die Nebel auf und zwei Drachen landeten zwischen den umgestürzten Mauern.
„Scheiße! Ich bin auf einem beschissenen Dornenstrauch gelandet“ , fluchte der Erste.
„Ja und? Du hast doch Schuppen. Was soll das Gejammer?“ , antwortete der Zweite gereizt.
„Eine von diesen verflixt langen Dornen hat sich zwischen die Schuppen an meiner linken Vorderklaue geschoben und jetzt kriege das Mistding nicht wieder raus! So eine Kacke! Warum hat er denn auch angeordnet, dass wir kein Licht machen sollen?!“ , nörgelte der Erste. „Und überhaupt, als ich das letzte Mal an diesem Ort war, sah es hier noch ganz anders aus und ganz sicher gab es an dieser Stelle kein Gestrüpp.“
„Hör auf zu heulen und zeig mir deine Klaue“, antwortete der Zweite knapp.
Kurz darauf glitzerte kurz eine funkelnde, pastellfarbene Ranke durch die schwarze Nacht und dann erklang ein erleichtertes Seufzen. „Danke Mando. Du alter Streber beherrscht wirklich jeden Zauber in Perfektion.“
„Ach, sei still, Narex“ , gab Mandolan zurück. „Ist er schon hier?“
„Keine Ahnung. Ich habe bisher keine Aura bemerkt“ , antwortete Narex. „Warum müssen wir uns denn ausgerechnet hier treffen? In dieser alten Zitadelle ist doch seit Jahrhunderten kein Drache mehr gewesen. Alles ist zerfallen. Hier schwebt nicht mal mehr der Geist der Vergangenheit über den Ruinen. Und überhaupt, was
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