Machtlos
Dein Körper stößt die Farbe ab! Sie wird herauseitern und…“
„Es gäbe doch auch eine andere Möglichkeit, oder?“, fragte Jaromir und sendete dem Weißen Bilder, die Victoria nicht verstand.
„Oh! Doch natürlich“, gab Hoggi fröhlich zurück. „Was für eine reizende Idee. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin… Ich mache mich gleich an die Arbeit! Aber die Farbe muss erst mal raus.“
„Was willst du tun?“, verlangte Victoria zu wissen.
Jaromir griff ihre Hand und lächelte sie an. „Das wird eine kleine Überraschung – lass Hoggi nur machen.“
„Aber…“
„Ich verspreche dir, dass du das Tattoo behalten wirst. Es wird nur ein wenig … modifiziert.“
Eine halbe Stunde später kamen Kerstin und Lenir, um nach Victoria zu sehen. Hoggi beendete seine Arbeit im nächsten Moment. Zufrieden betrachtete der Weiße sein Werk und hob den Schmerzblockadezauber wieder auf.
„Das Tattoo ist weg, oder?“, fragte Victoria traurig, denn sie spürte nichts mehr auf ihrem Rücken.
„Nein, das ist es nicht“, antwortete Kerstin staunend. „Das ist voll der Hammer, Vici! Guck es dir an.“ Sie sprang auf. „Warte, ich hole eben einen Spiegel.“
„Bleib ruhig hier, Kerstin. Ich mach das schon“, meinte Hoggi fröhlich und verdichtete die Luft zu einer spiegelnden Fläche.
Victoria drehte den Kopf und sah tatsächlich einen Drachen unter ihrem linken Schulterblatt. Allerdings war er etwas größer als er alte und er… er schien… Victoria sah zwei Mal hin, bis sie sicher war. „Der ist ja lebendig!“
Tatsächlich galoppierte Jaromirs Abbild auf ihrem Rücken gerade durch das flache Wasser. Dann bemerkte der Miniaturdrache ihren Blick und sah sie interessiert an.
Victoria riss die Augen auf: „Wie hast du das denn gemacht, Hoggi?!“
Der alte Weiße lachte nur fröhlich: „Fragen über Fragen! Meine Schülerin hat unendlich viele Fragen in ihrem Kopf.“
Victoria drehte sich um und umarmte den weißen Drachen. „Danke Hoggi! Das ist fantastisch.“
Hoggi lachte glücklich.
Kerstin runzelte die Stirn: „Ja, das Ding ist wirklich krass cool – nur dass Victoria jetzt leider nicht mehr im Bikini an den Strand kann.“
„Ach“, meinte Hoggi, „das wird schon. Bei ihrer Begabung kann sie den kleinen Freund hier im Handumdrehen kontrollieren, wenn sie das denn möchte.“
Victoria grinste im Kreis und Jaromir sah sie freudestrahlend an.
Dann bekam sie plötzlich ein schlechtes Gewissen. „Das war doch Kerstins Idee und jetzt habe ich ihr die Show gestohlen. Das ist nicht fair.“
Jaromir lächelte: „Alter Meister, würdest du Kerstins Tattoo auch zum Leben erwecken?“
Hoggi sah Kerstin neugierig an. „Dann war das also eine Gemeinschaftsaktion der jungen Damen? Wie aufregend! … Hmmm… Selbstverständlich kann ich Kerstins Tattoo auch modifizieren – allerdings warten wir besser, bis sie in der Lage ist, es auch zu steuern. Einverstanden Kerstin?“
Die nickte begeistert. „Ich werde mich jetzt doppelt reinhängen ins Lernen. So ein Teil muss ich einfach haben!“
Lenir zog Kerstin liebevoll in seinen Arm. „Prima. Ich freue mich jetzt schon auf das Ergebnis.“
Dann knurrte sein Magen und er seufzte: „Ich weiß ja nicht, was mit euch ist, aber ich habe einen Bärenhunger und könnte glatt ein halbes Schwein auf Toast essen.“ Er grinste. „Kommt, lasst uns Alberts Vorräte plündern.“
„Eine hervorragende Idee“, stimmte Jaromir zu. „Und danach möchte ich dann in aller Ruhe mein letztes Geschenk auspacken.“
Victoria lächelte und sah in seine warmen, braunen Augen, in denen sich die Bronze schon verflüssigte.
40. Goldene Gedanken
Lexia war auf dem Weg von J’s Wohnung nach Hause. Dort traf sie seit drei Wochen regelmäßig Victorias Freunde, um die Hochzeit vorzubereiten. Es war Mitte Oktober, es war kalt und es nieselte. Trotzdem lief sie gern die Strecke an der Förde zu Fuß. Hier konnte sie ganz ungestört nachdenken und den weiten Blick übers Wasser genießen.
Sie atmete tief durch. Die Menschen waren keineswegs so primitiv, wie sie immer geglaubt hatte. Allein schon die Computer und das Internet bewiesen das. Victoria hatte ihr Versprechen gehalten und ihr den Umgang mit beidem gezeigt. Was man da an Informationen finden konnte, war wirklich unerschöpflich.
Und dann waren da die Filme. «Der Herr der Ringe» war so echt gemacht! Tatsächlich gab es weder Orks, noch Riesenspinnen und erst recht keine Ringgeister und doch
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