Machtlos
schaden könnten“, gab Abrexar zurück. „Warum sonst sollte sie getrennt von ihrer Art leben? Auf alle Fälle kann es nicht schaden, sich mit der Grünen zu unterhalten, wenn wir sie denn finden können. Aber wie gesagt: Das ist natürlich nicht der einzige Hinweis, dem meine Leute nachgehen…“
Während Abrexar von anderen Gerüchten berichtete, mischten sich Victorias Erinnerungen an ihre Gespräche mit Tujana unter ihr Erstaunen. Die eigene Unfruchtbarkeit war der Grund, warum die Grünen noch immer bei den Goldenen lebten. Sie fühlte die tiefe Trauer ihrer Freundin so intensiv, als hätte Tujana ihr das gerade erst erzählt. „Die Grünen verkörpern das Leben schlechthin und doch können sie selbst keines schenken“ , dachte sie bitter.
Und dann schlich sich noch etwas anderes in Victorias Geist – das Bild einer leeren Bruthöhle, das sie nach der Initiation immer wieder bei Lexia gesehen hatte. Dazu das schlechte Gewissen der Goldenen Tujana gegenüber. Dieses schlechte Gewissen war Lexia bei der letzten Teezeremonie fast unerträglich gewesen. Sie hatte der Grünen den Tee nach der Initiation nur noch widerwillig gereicht… Und immer wieder das Bild der leeren Bruthöhle…. Konnte es wirklich eine Grüne außerhalb der Himmelzitadelle geben, die fruchtbar war?
Langsam begriff Victoria.
„Der Tee dient gar nicht dazu, die Grünen vor einer ominösen Krankheit zu schützen“, flüsterte sie tonlos. „Der Tee verhindert, dass die Grünen sich paaren. Damit sie bei den Goldenen bleiben.“
„Was?“, fragte Abrexar fassungslos.
Victoria sah mit aufgerissenen Augen in die Runde und öffnete ihren Geist. Schließlich sah sie Abrexar an: „Sag mir, dass das nicht wahr sein kann. Sag mir, dass ich mich täusche! Die Goldenen können doch nicht eine ganze Rasse…!“
Abrexar war wie erstarrt. Dann wurden seine Augen zu schmalen Schlitzen. „Doch, die Goldenen können! Und so etwas würden sie auch tun. Das sähe Jalina und ihren Vorgängerinnen ähnlich…“
Er stand eilig auf. „Verzeiht – ich habe zu tun.“
Mit schnellen Schritten verließ Abrexar den Salon und schon beim Rausgehen nahm er Kontakt zu einem anderen Schwarzen auf.
52. Grüne Angst
Plasch Paries Aquae sah Sharrah beschwörend an. Der Prinz der Blauen hatte die Grüne mit offenen Armen in Atlantis empfangen und wollte sie zu nichts zwingen. Dazu schätzte er sie viel zu sehr. Doch er war auch mit den Gefährten in Nordschweden gewesen und wusste, welch große Hoffnung sie darstellten.
Wenn Abrexar recht hatte, dann wollte Jalina alle drei Paare vernichten. Zutrauen würde er der goldenen Königin das ohne Weiteres. Er glaubte dem Schwarzen. „Wir könnten Abrexar helfen, die Goldenen in ihre Schranken zu weisen. Jalina greift mit beiden Klauen nach der Macht und wir…“
Sharrah schüttelte heftig den Kopf und ihre grünen Augen funkelten trotzig, als sie ihn unterbrach: „Ich habe nicht meinen eigenen Tod inszeniert, die Strapazen der Flucht ertragen, mich monatelang vor den Goldenen versteckt und bin beim Entzug von diesem unsagbaren Tee fast krepiert, um jetzt durchs Haupttor in die Zitadelle zurückzukehren. Die Goldenen haben Fahimja ermordet und es wie einen Unfall getarnt! Denkst du, die würden zögern, mich umzubringen, wenn sie mich kriegen können?“
Sie bewegte sich anmutig und sah an ihrem leicht geschwollenen Leib hinunter. „Außerdem habe ich nicht vor, meine Eier in Gefahr zu bringen. Oder glaubst du etwa, Jalina wird von meinem Zustand begeistert sein und mir vor lauter Freude eine Bruthöhle zur Verfügung stellen?“
Plasch sah sie ruhig an und schüttelte besonnen den Kopf. Seine Schuppen schillerten bei jeder Bewegung in einem prächtigen, perlmuttfarbenen Blau. „Das habe ich doch nie behauptet, Sharrah. Du stehst unter meinem persönlichen Schutz. Jalina wird gar nicht an dich herankommen.“
Dann wurde seine Gedankenstimme sanft. „Meinst du nicht, dass die anderen Grünen es verdient hätten, die Wahrheit zu erfahren? Sollten sie nicht endlich wissen, was der Tee wirklich bewirkt, den die Goldenen euch regelmäßig in dieser Zeremonie verabreichen?“
Sharrahs Entschlossenheit wankte. Zu fliehen und sich zu verstecken, weil ihr Leben bedroht war, war eine Sache. Aber ihre Schwestern weiter der Lüge auszusetzen eine ganz andere. Sie hatte damals wirklich geglaubt, dass sie sterben würde, doch nach wenigen Stunden war sie wieder aus dem Koma erwacht. Danach ging es ihr
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