MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
Warum empfand sie ein fast schmerzliches Verlangen nach etwas, was sie nicht einmal genau bestimmen konnte?
Etwas, das so nahe zu sein schien und trotzdem außer Reichweite.
Bis sie die Hand ausstreckte und es nahm.
Sie wandte das Gesicht ab, als er auf das Bett stieg und sich neben ihr ausstreckte. Er brauchte ihren Schmerz und ihre Verwirrung nicht zu sehen. Seine Reaktion auf ihren Körper, seine Ablehnung von ihr als Frau war demütigend genug gewesen.
Für lange Zeit blieb Linnet still im Dunkeln liegen. Der Mond war längst weitergezogen und hatte den sanften, silberblauen Schimmer, der den Raum erhellt hatte, mitgenommen. Aus Angst, den zerbrechlichen Frieden zu zerstören, der den Schlummer ihres Ehemanns begleitete, wagte Linnet nicht einmal, tief durchzuatmen, und beschränkte sich auf kleine, flache Atemzüge.
Sie blieb so lange reglos liegen, bis Duncans langsame, tiefe Atemzüge sie schließlich überzeugten, dass er in einen tiefen Schlaf gesunken war. Erst dann entspannte sie sich und drehte sich vorsichtig zur Seite, um ihn zu betrachten.
Er lag gut einen Armbreit weit von ihr entfernt, aber die Hitze seines Körpers erreichte und wärmte sie. Sein maskuliner Duft reizte ihre Sinne und setzte die machtvollen Impulse frei, die sie gerade erst zu verstehen begann. Ihm so nahe zu sein, brachte sie sehr durcheinander, was sie aber nicht als unangenehm empfand, sondern eher als verwirrend.
Sie wollte die Gefühle, die er in ihr weckte, erforschen, die neuen Entdeckungen genießen, die er ihr zweifellos nahe bringen konnte. Aber sie fand, dass ihre Beziehung nicht harmonisch genug war, um zu riskieren, ihm die Macht zu zeigen, die er über sie besaß.
Und sie brauchte ihn auch nicht, um zu erkennen, was mit ihr geschah und was in ihrem Herz vorging.
Sie wusste es schon.
Oder vermutete es zumindest.
Und wenn ihre Gefühle für sie selbst so klar erkennbar waren, wie konnte sie dann hoffen, sie vor Duncan zu verbergen?
Ihre Brüder hatten oft im Scherz gesagt sie verstünde nie ihre Gefühle zu verbergen. Würde Duncan die Wahrheit erraten? Oder hatte er es schon getan? Hatte er gespürt, dass sie vor freudiger Erwartung zitterte, als sie erwachte und ihn so unerwartet vor ihrem Bett stehen sah?
Konnte er bemerkt haben, wie ihr Puls zu rasen begann? Konnte er erraten haben, welch wohliges Erschauern sie durchrieselte bei der Vorstellung, er sei gekommen, um die Nacht in ihren Armen zu verbringen?
Würde er seine Dämonen je aufgeben, je versuchen, eine richtige Ehe mit ihr zu führen? Hatte er überhaupt eine Vorstellung davon, wie verzweifelt sie sich wünschte, genau das mit ihm zu tun?
Wusste er, dass sie begonnen hatte, ihn zu heben?
Ihr Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken. Er war ein Mann, der nichts zu tun haben wollte mit edleren Gefühlen. Ein Mann, in dessen Herz kein Platz für Liebe war. Und Linnet war überzeugt, dass er ein Herz besaß. Er hatte es nur weggeschlossen.
Den Blick auf ihn gerichtet, um sich zu vergewissern, dass er wirklich schlief, zeichnete sie mit den Fingerspitzen die harte Linie seines Kinns nach und strich dann mit der flachen Hand über seine zerzauste Mähne schwarzen Haars. Sie berührte ihn zärtlich und behutsam, denn sie wusste instinktiv, dass es das war, was er jetzt am meisten brauchte.
Und falls sie je daran gezweifelt haben sollte, wusste sie es jetzt. So beeindruckend er auch wirken mochte, ausgestreckt auf ihrem Bett in seiner ganzen nackten Pracht, trug sein Gesicht, das jetzt im Schlaf entspannter wirkte, einen Ausdruck der Verletzlichkeit, den sie als unwiderstehlich anziehend empfand.
Nichts erinnerte mehr an den Furcht erregenden, stolzen Krieger mit der dröhnenden Stimme und den kritisch zusammengekniffenen Augen. Auch seine häufigen Wutanfälle waren für den Moment verstummt. Schlaf hatte seine Verbitterung verbannt und an ihrer Stelle einen Mann zurückgelassen, dessen Gesicht so schutzlos wirkte, so rein in seiner dunklen Schönheit, dass Linnet nicht der Versuchung widerstehen konnte, sich vorzubeugen und sanfte Küsse auf seine sorgenfreie Stirn zu hauchen.
Nur einige wenige, weil sie ihm nicht die Ruhe stehlen wollte, die er brauchte, und weil sie es nicht ertragen hätte, wenn er erwacht wäre und die gleiche unnahbare Miene aufgesetzt hätte wie vor dem Einschlafen.
Mit einem leisen Seufzer legte Linnet sich wieder auf den Rücken und schloss die Augen. Aber nicht, um zu schlafen. Zu viele beunruhigende Dinge machten ihr zu
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