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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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Scheibe um ihre Achse. Als sie an den Türen vorüberkamen, schmiegte sich der Saum von Emmas Kleid an die Hose; ihre Beine drängten ineinander; er blickte auf sie herab, sie blickte zu ihm hinauf; ihr schwindelte, sie blieb stehen. Sie tanzten weiter; und der Vicomte führte mit noch schnellerer Bewegung, verschwand mit ihr bis ans Ende der Galerie, und dort, nach Luft ringend, beinahe fallend, lehnte sie für einen Augenblick den Kopf an seine Brust. Und dann brachte er sie, immer noch drehend, jedoch behutsamer, zurück an ihren Platz; sie ließ sich gegen die Wand sinken und legte eine Hand vor die Augen.«
    Ich weiß wohl, dass man ungefähr auf diese Weise Walzer tanzt, dadurch wird es aber nicht moralischer.
    Nehmen Sie Madame Bovary bei den einfachsten Verrichtungen, es ist immer der gleiche Pinselstrich, er findet sich auf allen Seiten. So gerät Justin, der Diener des benachbarten Apothekers, plötzlich in staunende Hingerissenheit, als er in das Geheimnis des Ankleidezimmers dieser Frau eingeweiht wird. Er spinnt seine lüsterne Bewunderung weiter bis in die Küche.
    »Den Ellbogen auf dem langen Brett, wo sie (Félicité, die Kammerzofe) bügelte, betrachtete er gierig all diesen Frauenkram, der ihn umgab: Unterröcke aus geköpertem Barchent, Fichus, Spitzenkragen und Negligé-Beinkleider, weit an den Hüften und nach unten hin schmal.
    ›Wozu ist das gut?‹ fragte der junge Bursche und fuhr mit der Hand über die Krinoline oder die Häkchen.
    ›Hast du bisher nichts zu sehen bekommen?‹ lachte Félicité.«
    Auch fragt sich der Ehemann in Gegenwart dieser wohlriechenden Frau, ob der Duft von der Haut kommt oder vom Hemd.
    »Jeden Abend erwartete ihn ein prasselndes Feuer, ein gedeckter Tisch, weiche Möbel und eine Frau in feinen Kleidern, so bezaubernd und wohlriechend, dass man sich fragte, woher dieser Duft kam, und ob es nicht vielleicht ihre Haut war, die hindurchatmete durch ihr Hemd.«
    Schluss mit dem Zitieren von Einzelheiten! Sie kennen jetzt die Physiognomie der Madame Bovary in Ruhestellung, wenn sie niemanden aufreizt, wenn sie nicht sündigt, wenn sie noch vollkommen unschuldig ist, wenn sie, nach der Heimkehr von einem Rendezvous, noch nicht neben ihrem Mann ist, den sie verabscheut; Sie kennen jetzt die Grundfarbe des Gemäldes, die Grundphysiognomie von Madame Bovary. Der Autor hat die größte Sorgfalt darauf verwandt, alle Raffinessen seines Stils eingesetzt, um diese Frau zu malen. Hat er versucht, sie von der Seite des Verstandes zu zeigen? Niemals. Von der Seite des Herzens? Genausowenig. Von der Seite des Geistes? Nein. Von der Seite der körperlichen Schönheit? Nicht einmal das. Oh! ich weiß wohl, es gibt ein Porträt von Madame Bovary nach dem Ehebruch, das alles überstrahlt; aber das Gemälde ist vor allem lasziv, die Posen sind lüstern, die Schönheit von Madame Bovary ist eine aufreizende Schönheit.
    Ich komme jetzt zu den vier großen Zitaten; es werden nur vier sein; mir ist es wichtig, den Rahmen einzuengen. Ich habe gesagt, das erste wird die Liebschaft mit Rodolphe behandeln, das zweite das religiöse Zwischenspiel, das dritte die Liebschaft mit Léon, das vierte den Tod.
    Schauen wir uns das erste an, Madame Bovary ist dem Fehltritt nahe, sie ist nahe daran zu erliegen.
    »Das häusliche Mittelmaß trieb sie in Träumereien von Luxus, die eheliche Zuneigung in ehebrecherische Begierden« … »sie verwünschte sich, weil sie Léon nicht geliebt hatte; es dürstete sie nach seinen Lippen«.
    Was hat Rodolphe verführt und ihn vorbereitet? Der bauschige Stoff von Madame Bovarys Kleid, das hier und dort in sich zusammenfiel, je nachdem, wie sie ihren Oberkörper drehte! Rodolphe hat seinen Diener zu Bovary gebracht, damit ihn der zur Ader lässt. Der Diener wird ohnmächtig, Madame Bovary hält die Schüssel.
    »Um sie unter den Tisch zu stellen, bückte sie sich und machte eine Bewegung, bei der ihr Kleid sich auf den Fliesen der Stube glockig um sie rundete: und da Emma in gebeugter Haltung ein bisschen schwankte und die Arme spreizte, fiel der bauschige Stoff hier und dort in sich zusammen, je nachdem, wie sie ihren Oberkörper drehte.« Daraufhin Rodolphes Überlegung:
    »Er sah Emma wieder vor sich, in der großen Stube, angezogen, wie er sie gesehen hatte, und er zog sie aus.«
    S. 417. Das ist der erste Tag, an dem sie miteinander sprechen. »Sie schauten sich in die Augen. Heißes Verlangen ließ ihre trockenen Lippen erzittern; und langsam, wie von

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