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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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allein, schlangen sich ihre Finger ineinander.«
    Das sind die Präliminarien zum Fehltritt. Man muss den Fehltritt selbst lesen.
    »Als das Kostüm fertig war, schrieb Charles an Monsieur Boulanger, seine Frau stehe ihm zur Verfügung und sie rechneten auf seine Liebenswürdigkeit.
    Am nächsten Tag um zwölf stand Rodolphe mit zwei herrschaftlichen Pferden vor Charles’ Haustür. Eines trug rosa Pompons an den Ohren und einen Damensattel aus Hirschleder.
    Er hatte lange weiche Stiefel angelegt, denn er meinte, dergleichen habe sie wahrscheinlich nie gesehen; in der Tat war Emma hingerissen von seinem Auftritt, als er am Treppenabsatz erschien, im vornehmen Samtrock und weißer Trikothose …«
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    »Sowie Emmas Pferd die Erde spürte, fiel es in Galopp. Rodolphe galoppierte neben ihr.«
    Jetzt sind sie im Wald.
    »Er führte sie weiter zu einem kleinen Teich, auf dem Wasserlinsen als grüner Schleier lagen …«
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    »›Es ist falsch, falsch‹, sagte sie. ›Ich bin verrückt auf Sie zu hören.‹
    ›Warum? … Emma! Emma!‹
    ›Oh! Rodolphe! …‹ sagte die junge Frau langsam und sank an seine Schulter.
    Der Stoff ihres Kleides schmiegte sich an den Samt seines Rocks. Sie warf ihren weißen Hals zurück, dem sich ein Seufzer entrang; und halb ohnmächtig, unter Tränen, mit einem langen Schauder und ihr Gesicht verbergend, ergab sie sich.«
    Als sie wieder aufgestanden war, als sie, nachdem sie die Erschöpfung der Lust abgeschüttelt hatte, zurückkehrte ins häusliche Heim, in dieses Heim, wo sie einen Ehemann vorfinden sollte, der sie anbetete, nach ihrer ersten Schuld, nach diesem ersten Ehebruch, nach diesem ersten Fehltritt, ist es Reue, das Gefühl einer Reue, was sie empfand, angesichts dieses betrogenen Ehemanns, der sie anbetete? Nein! hocherhobenen Hauptes kehrte sie heim und verherrlichte den Ehebruch.
    »Als sie ihr Gesicht im Spiegel erblickte, war sie überrascht. Nie zuvor waren ihre Augen so groß gewesen, so schwarz, so tiefgründig. Etwas Hauchzartes auf ihrer ganzen Gestalt hatte sie verwandelt.
    Immer wieder sagte sie: ›Ich hab einen Geliebten! einen Geliebten!‹ und sie berauschte sich an dieser Vorstellung, als wäre ihr eine zweite Mädchenblüte zuteil geworden. Sie würde nun endlich die Freuden der Liebe erfahren, jenes fiebrige Glück, das sie schon verloren geglaubt hatte. Sie stand vor etwas Wunderbarem, und alles verhieß Leidenschaft, Ekstase, Verzückung …«
    Von dieser ersten Schuld an, von diesem ersten Fehltritt an verherrlicht sie den Ehebruch, singt sie das Hohelied des Ehebruchs, seine Poesie, seine Lüste. Das, meine Herren, ist für mich viel gefährlicher, viel unmoralischer als der Fehltritt selbst!
    Meine Herren, alles ist blass neben dieser Verherrlichung des Ehebruchs, selbst die nächtlichen Rendezvous ein paar Tage später.
    »Um ihr ein Zeichen zu geben, warf Rodolphe eine Handvoll Sand gegen die Läden. Sie sprang auf, manchmal jedoch musste sie warten, denn Charles hatte die Angewohnheit, am Kamin zu schwatzen, und er fand kein Ende. Sie verzehrte sich vor Ungeduld; wären ihre Augen imstande gewesen, sie hätten ihn aus dem Fenster gestürzt. Schließlich machte sie langsam Toilette für die Nacht; dann nahm sie ein Buch und las in aller Ruhe weiter, als hätte sie Freude am Lesen. Doch Charles, der bereits im Bett lag, mahnte sie zum Schlafengehen.
    ›Komm, Emma‹, sagte er, ›es ist Zeit.‹
    ›Ja, ich komm schon!‹ antwortete sie.
    Da ihn aber die Kerzen blendeten, drehte er sich zur Wand und schlief ein. Sie schlüpfte hinaus, mit angehaltenem Atem, lächelnd, erregt, leicht bekleidet.
    Rodolphe hatte einen großen Mantel; er verhüllte sie ganz damit, und den Arm um ihre Taille gelegt, zog er sie wortlos in den hintersten Winkel des Gartens.
    Unter die Laube, auf die nämliche Bank aus morschen Latten, wo einstmals Léon sie während der Sommerabende so verliebt anblickte! Sie dachte jetzt kaum noch an ihn.
    Die Kälte der Nacht bewirkte, dass sie einander noch fester umschlungen hielten; die Seufzer ihrer Lippen dünkten sie inniger; ihre Augen, die sie nur undeutlich sahen, kamen ihnen viel größer vor, und in der Stille wurden ganz leise Worte gesprochen, die mit kristallinem Klang herabsanken auf ihre Seelen und dort in vielfachen Schwingungen widerhallten.«
    Kennen Sie irgendwo auf der Welt, meine Herren, eine ausdrucksvollere Sprache? Haben Sie jemals ein

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