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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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dem auch der Stil nicht ausreicht, um es interessant zu machen. Sei mutig, mach während der Operation die Augen zu und hab Vertrauen, wenn schon nicht in unser Talent, so wenigstens in unsere reiche Erfahrung mit dergleichen Dingen und in unsere Zuneigung zu Dir. Du hast Deinen Roman unter einem Haufen gutgemachter, doch überflüssiger Dinge vergraben; man sieht ihn nicht gut genug; er muss freigelegt werden, das ist eine leichte Arbeit. Wir lassen sie unter unserer Aufsicht von einer geübten und fähigen Person machen, Deiner Vorlage wird kein Wort hinzugefügt, wir werden sie nur auslichten; das kostet Dich etwa hundert Franc, die wir von Deinem Honorar abziehen, und Du veröffentlichst etwas Gutes, wirklich Gutes, anstatt eines unvollkommenen und viel zu vollgestopften Werkes«, schreibt Du Camp am 14. Juli 1856. Flaubert wehrt sich, fährt zu Verhandlungen mit Laurent-Pichat nach Paris, setzt sich fürs erste durch: »Es ist klipp und klar vereinbart, ich ändere nichts «, verkündet er Bouilhet am 22.  Juli. Dennoch wird der Vorabdruck immer wieder hinausgeschoben: »Seit fünf Monaten antichambriere ich im Laden dieser Herren« (8.  September 1856).
    Endlich ist es soweit: Am 1. Oktober 1856 beginnt in der Revue de Paris der Vorabdruck, geplant sind sechs vierzehntägliche Folgen (1. und 15. Oktober, 1. und 15. November, 1. und 15. Dezember). Flaubert bedankt sich am 2.  Oktober bei Laurent-Pichat und nutzt die Gelegenheit, um einige Dinge klarzustellen: »Geben Sie zu, dass Sie mich ungeheuer lächerlich gefunden haben und (mehr denn je?) immer noch finden? Werde ich eines Tages eingestehen, dass Sie recht hatten? Ich schwöre Ihnen, ich werde mich dann aufs demütigste bei Ihnen entschuldigen. – Aber verstehen Sie, lieber Freund, das war vor allem ein Versuch , den ich wagen wollte. – Hoffentlich wird der Lernprozess nicht allzu hart! / Glauben Sie vielleicht, dass diese scheußliche Realität, deren Wiedergabe Sie anekelt, mir nicht genauso den Magen umdreht wie Ihnen? Würden Sie mich besser kennen, wüssten Sie, dass ich das gewöhnliche Leben verabscheue. Persönlich habe ich mich davon immer so fern wie möglich gehalten. Doch ästhetisch gesehen wollte ich es diesmal, und nur diesmal, gründlich praktizieren. Darum bin ich die Sache auf heroische, also peinlich genaue Art angegangen und habe alles akzeptiert, alles gesagt, alles dargestellt (ein ehrgeiziges Wort). / Ich drücke mich ungeschickt aus. – Aber Sie begreifen wohl dennoch, welchen Sinn mein Widerstand gegen Ihre Kritik hatte, so scharfsinnig diese auch sein mochte. Sie hätten mir ein anderes Buch gemacht. Sie verletzten die innere Poetik, aus der es hervorging, den Typus (wie ein Philosoph sagen würde), nach dem es geschaffen war.«
    Bei der Lektüre seiner nun endlich gedruckten Bovary empfindet Flaubert wider Erwarten jedoch keinen Stolz, keine Zufriedenheit, nein, ihn befallen grässliche Zweifel: »Der Anblick meines gedruckten Werks hat mich vollends niedergeschmettert. Es ist mir ganz und gar platt vorgekommen. – Ich sehe alles schwarz. Das ist wörtlich zu verstehen . Es war eine große Enttäuschung. – Und der Erfolg müsste schon gewaltig sein, damit er die Stimme meines Gewissens übertönen kann, das mir zuruft: ›Fehlschlag!‹« gesteht er Bouilhet am 5.  Oktober. Schlimmer noch: »Ich habe nur die Druckfehler gesehen, drei oder vier Wortwiederholungen, die mich entsetzt haben, und eine Seite, auf der es von › qui ‹ [das Relativpronomen der/die/das] nur so wimmelte« (11.  Oktober 1856 an Jules Duplan).
    Bald kommt es zu neuen Reibereien, weil die Herausgeber der Revue de Paris doch wieder Streichungen vornehmen wollen. »Alter Junge, / ich bin nicht zum Spaßen aufgelegt«, schreibt Du Camp am 19.  November 1856. »Deine Fiakerszene ist unmöglich , nicht für uns, die drauf pfeifen, nicht für mich, der für die Nummer als Verantwortlicher zeichnet, aber für das Strafgericht, das uns verurteilen würde, so wie es Montépin für viel weniger verurteilt hat [Xavier de Montépins Roman Les filles de plâtre war im Februar 1856 auf Gerichtsbeschluss eingestampft worden]. Wir haben zwei Verwarnungen [vom 14. und 17.  April 1856], wir stehen unter Beobachtung, und sobald sich die Gelegenheit bietet, schnappen die uns. Man steigt in einen Fiaker, und etwas später steigt man wieder aus, das kann selbstverständlich durchgehen, aber das Detail ist schlichtweg gefährlich, und wir schrecken aus

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