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Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition)

Titel: Madame Bovary: Roman. Herausgegeben und übersetzt von Elisabeth Edl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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vollstopfte, eifersüchtig wie ein Künstler und egoistisch wie ein Bürger.
    Er ging hinüber in den kleinen Saal; doch zuerst mussten die drei Müller hinausbefördert werden; und die ganze Zeit, während sein Gedeck aufgelegt wurde, saß Binet still an seinem Platz, neben dem Ofen; dann schloss er die Tür und nahm seine Mütze ab, wie üblich.
    »Mit Höflichkeiten wird er sich den Mund nicht fusselig reden!« sagte der Apotheker, sobald er mit der Wirtin allein war.
    »Mehr ist von dem nie zu hören«, antwortete sie; »letzte Woche waren hier zwei reisende Stoffhändler, geistreiche Burschen, die am Abend so einen Haufen spaßiges Zeug erzählten, dass ich Tränen gelacht habe; na, und er saß da wie ein Stockfisch und sagte kein Wort.«
    »Ja«, meinte der Apotheker, »keine Phantasie, kein Witz, nichts, was einen Mann der Gesellschaft ausmacht!«
    »Immerhin wird gesagt, er habe Vermögen«, hielt die Wirtin entgegen.
    »Vermögen?« erwiderte Homais; »der! Vermögen? In seinem Rahmen, mag schon sein«, fügte er etwas gelassener hinzu.
    Und sprach weiter:
    »Ja! Wenn ein Kaufmann, der namhafte Verbindungen hat, wenn ein Rechtsgelehrter, ein Arzt, ein Apotheker so beansprucht ist, dass er wunderlich wird und sogar rauhbeinig, das kann ich verstehen; solche Wesenszüge werden in allerlei Geschichten aufgespießt! Aber wenigstens denken die an irgendwas. Ich zum Beispiel, wie oft ist es mir nicht schon passiert, dass ich meine Feder auf dem Schreibtisch suche, weil ich ein Etikett schreiben muss, und schließlich entdecke ich, sie steckt hinterm Ohr!«
    Unterdessen trat Madame Lefrançois unter die Tür, um Ausschau zu halten nach der Hirondelle . Sie schrak zusammen. Ein schwarzgekleideter Mann kam plötzlich in die Küche. Im letzten Schein der Abenddämmerung war zu erkennen, dass er ein rotes Gesicht hatte und einen athletischen Körper.
    »Womit kann ich dienen, Herr Pfarrer?« fragte die Gastwirtin und griff nach einem der Messingleuchter, die aneinandergereiht samt ihren Kerzen auf dem Kamin standen; »möchten Sie etwas trinken? ein Schlückchen Cassis? ein Glas Wein?«
    Der Geistliche verneinte aufs höflichste. Er wolle nur seinen Regenschirm holen, den er neulich im Kloster Ernemont vergessen hatte, dann bat er Madame Lefrançois, diesen am Abend im Pfarrhaus abgeben zu lassen, und machte sich auf den Weg in die Kirche, denn man läutete bereits zum Angelus .
    Als der Apotheker draußen auf dem Platz das Geräusch seiner Schuhe nicht mehr hörte, fand er sein Benehmen von eben höchst ungebührlich. Eine angebotene Erfrischung auszuschlagen dünkte ihn eine abscheuliche Heuchelei; die Priester süffelten alle im Verborgenen und wollten am liebsten wieder den Zehnten einführen.
    Die Wirtin verteidigte ihren Pfarrer:
    »Außerdem könnte er leicht vier von Ihrer Sorte übers Knie legen. Letztes Jahr hat er unseren Leuten geholfen, das Stroh einzubringen; bis zu sechs Bündel gleichzeitig hat er getragen, so stark ist der!«
    »Bravo!« sagte der Apotheker. »Schickt nur eure Töchter zu so gut gestrickten Prachtkerlen in die Beichte! Wenn ich die Regierung wäre, ich würde Priester einmal im Monat zur Ader lassen. Ja, Madame Lefrançois, einmal im Monat eine schöne Phlebotomie, im Interesse von Ordnung und Sitte!«
    »Seien Sie still, Monsieur Homais! Sie sind gottlos! Sie haben keine Religion!«
    Der Apotheker antwortete:
    »Ich habe eine Religion, meine Religion, und ich habe sogar mehr davon als die alle zusammen, mit ihrem Mummenschanz und Hokuspokus! Im Gegenteil, ich liebe Gott! Ich glaube an das höchste Wesen, an einen Schöpfer, ganz gleich, wer’s auch immer sei, der uns in diese Welt gestellt hat, damit wir unsere Pflichten als Staatsbürger und Familienvater erfüllen; aber dafür muss ich nicht in eine Kirche gehen, Silberschalen küssen und aus meiner Tasche eine Bande von Hanswursten mästen, die besser leben als wir! Man kann ihn nämlich genausogut in einem Wald verehren, auf einem Acker oder sogar beim Betrachten des Himmelsgewölbes, wie die Alten. Mein Gott, das ist der Gott von Sokrates, von Franklin, von Voltaire und Béranger! Ich bin für das Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars und die unsterblichen Prinzipien von 89! Drum kann ich den lieben Gott auch keinen guten Mann sein lassen, der mit dem Stock in der Hand durch sein Gärtlein spaziert, seine Freunde in Walfischbäuche stopft, mit einem lauten Schrei stirbt und nach drei Tagen aufersteht: für sich genommen

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