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Madame Butterflys Schatten

Madame Butterflys Schatten

Titel: Madame Butterflys Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Langley
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Last, die Mädchen waren nicht so eifrig wie die jungen Frauen in den Teehäusern, es lag ihnen nicht so viel daran, etwas zu lernen. Sie wurde verdrießlich und begann sich zu langweilen.

Kapitel 26
    CHO-CHO LIESS SICH jeden Tag in einer Rikscha zur Mission und nach Ende des Unterrichts wieder nach Hause bringen. Eines Morgens aber überraschte sie den Fahrer mit einer anderen Anweisung. Er drehte sich auf seinem Fahrrad zu ihr um.
    »Zum Hafen?«
    Ehrbare junge Frauen mieden diese Gegend. Er zuckte die Achseln und begann gemächlich in die Pedale zu treten.
    Als sie sich dem Hafen näherten, bat sie ihn, langsamer zu fahren, und sah nach links und rechts, musterte die schäbigen Fassaden der Geschäfte und die heruntergekommenen Wohnhäuser, die Stände, an denen Waren den Besitzer wechselten, Händler und Kunden miteinander feilschten. Und während sie sich durch die Menge schoben, musterte sie auch die amerikanischen Seeleute, deren Schiff vor Kurzem in den Hafen eingelaufen war und die jetzt einen ersten Landgang machten. Junge Männer, in ihren weißen Uniformen alle merkwürdig gleich, einen Ausdruck des Erstaunens über diese unbekannte fremde Welt auf den rosigen Gesichtern. Cho-Cho bemerkte, dass hin und wieder einer der Seeleute vor einem Ladeneingang stehen blieb, zögernd, hilflos.
    Sie beugte sich zu dem Rikschafahrer vor.
    »Zur Mission.«
    Mrs. Sinclair saß an ihrem Schreibtisch, vor sich einen Stapel Papiere. Als sie aufblickte, sah sie die junge Frau wartend vor der Tür stehen. Sie winkte sie herein.
    »Cho-Cho?«
    »Mrs. Sinclair, ich möchte lernen, wie man amerikanisches Essen kocht.«
    »Aber warum denn, meine Liebe?«
    »Oh, vielleicht finde ich dann Arbeit bei einer amerikanischen Familie. Vielleicht haben Sie ein Kochbuch, das ich mir ausleihen könnte?«
    Das klang durchaus vernünftig, und Cho-Cho sah sie mit unschuldiger Miene an, aber irgendwie hatte Mrs. Sinclair das Gefühl, dass sie zum Narren gehalten wurde. Andererseits, was konnte es schon schaden, wenn sie dem Mädchen ein Kochbuch lieh?
    Das Kochbuch mit dem rot-weißen Einband war erschreckend dick: zu viele Seiten, zu viele Rezepte.
    Die Kapitel waren alphabetisch nach Zutaten (Bohnen, Reis und Getreide, Fleisch) und Gang (Vorspeisen und Zwischenmahlzeiten, Nachspeisen) geordnet. Cho-Cho studierte ratlos die Überschriften, bis sie schließlich auf das Kapitel »Grundlagen des Kochens« stieß: Am besten fing sie damit an. Es ging um Zutaten und Methoden und um etwas, das als »Speiseplan« bezeichnet wurde und ignoriert werden konnte. Sie suchte nach vertrauten Begriffen und fand sie zu guter Letzt auch: Hackbraten, Röstkartoffeln, Apfelkuchen . Aber würde der so schmecken wie bei Muttern?
    Sie überflog das Rezept für Hackbraten: zwei Pfund Hackfleisch, zwei Eier, eine gelbe Zwiebel, eine Tasse Paniermehl (oder drei Scheiben hartes Brot), brauner Zucker, Ketchup, Senf …
    Mit einer Grimasse reichte sie Suzuki eine Einkaufsliste. »Sieh zu, was du davon auf dem Markt bekommst, wahrscheinlich ist es nicht einfach, aber die Zubereitung selbst scheint nicht so schwierig zu sein. Man soll einfach alles miteinander vermischen und backen.«
    Ihre ersten Versuche waren eine Katastrophe: Der Hackbraten fiel auseinander, die Kartoffeln brannten an, und der Apfelkuchen wurde selbst von den Vögeln verschmäht. Sie ließ sich jedoch nicht entmutigen, und schon bald wiesen die Ergebnisse ihrer Kochkünste eine erkennbare Ähnlichkeit mit den grässlichen Dingen auf, die Pinkerton von seinem Schiff mitgebracht hatte. Nun schickte sie nach dem Heiratsvermittler.
    Er hatte sich seit ihrer letzten Begegnung eine gewisse Hochnäsigkeit zugelegt und war nicht mehr so darauf erpicht, ihr zu Diensten zu sein. Die Geschäfte liefen gut, und er hatte wenig Verwendung für eine magere Zwanzigjährige mit einer Narbe am Hals.
    Cho-Cho begrüßte ihn munter und gab sich Mühe, ihre Abneigung zu verbergen. Sie hatte mit einem Vorschlag aufzuwarten: »Ich habe vor, ein Speisehaus zu eröffnen. Klein, einfach, im Hafenviertel. Ich brauche einen Kredit.«
    »Irgendwelche Sicherheiten?«
    Sie deutete auf den Tisch, auf dem in scharlachrote Seide eingeschlagen das Schwert ihres Vaters lag. Der Heiratsvermittler war realistisch. Ihm war klar, dass das Schwert, so wertvoll es auch sein mochte, nicht annähernd genug einbringen würde, um damit auch nur ein bescheidenes Lokal zu eröffnen.
    »Wie kommst du auf die Idee, dass du damit Erfolg haben wirst?

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