Madame Fabienne
klatschte aufs Parkett. Véronique stützte sich mit beiden Händen den Rücken und murmelte irgendwas auf Französisch, was er nicht verstehen konnte.
Als sie wieder anpackten, fiel sein Blick auf den Hals der Leiche. Dort war die Haut mit Blut verschmiert, und man konnte zwei Einstiche sehen. Wie eklig! Er wollte sich abwenden, doch dabei glitt ihm der tote Körper aus den Händen und schlug aufs Parkett. Véronique fluchte auf Französisch und starrte ihn dabei an. Er musste für einen Moment die Augen schließen und sich mit einer Schulter an der Wand anlehnen, sonst wäre er umgekippt.
"Jetzt geht es wieder." Er nickte ihr zu, "Okay."
Sie packten noch mal an und trugen den Leichnam die Stufen nach unten. Wie ihm sein Rücken weh tat. Und er hatte schon wieder Durst, und etwas essen müsste er eigentlich auch. Sie schleppten den Toten durch den Salon und mussten dabei so sehr schnaufen, dass sie nicht sprechen konnten.
Endlich, sie kamen auf die Terrasse und ließen den Leichnam in den Kofferraum plumpsen. Einen Moment musste sich Jean Claude auf die Steinplatten setzen, weil er so erschöpft war. Schweiß lief ihm übers Gesicht, und das Hemd klebte ihm auf der Haut. War eigentlich Blut auf seinem Jackett? Er sah an sich hinunter, aber hier war es zu dunkel, um das feststellen zu können.
Véronique schloss den Wagen ab und verschwand nach drinnen, ohne noch etwas zu sagen. Durch die lange Fensterfront konnte man sehen, wie sie sich mit Fabienne unterhielt. Manchmal schauten die beiden in seine Richtung, was ihm missfiel. Er ging also in die Küche und hörte dabei einen Moment, wie die zwei flüsterten. Das machten sie wohl absichtlich so, damit er nichts verstehen konnte.
Er trank noch mehr von dem Leitungswasser und hätte gerne etwas gegessen, konnte aber nichts mehr finden. Ob die zwei Frauen etwas gegen ihn vorhatten? Er betrat wieder den Salon und hielt extra ein Stück Abstand zu den beiden. Véronique wandte sich nun an ihn und sprach wieder etwas lauter: "So weit hätten wir's geschafft... Wir müssen hier aber noch aufräumen und sauber machen."
"Wie?"
"Dann fahren wir weg." Sie wies mit dem Kopf zur Terrasse, "Und begraben die beiden."
Nein könnte er wahrscheinlich nicht mehr sagen, oder? Wie tief er schon in dieser Sache mit drin steckte: Es lagen zwei Leichen in dem Auto, das ihm die Fabrik für eine Dienstfahrt ausgehändigt hatte. Für ihn gab es jetzt wohl kein Zurück mehr.
*
Fabienne ging in das Esszimmer und machte alles Lichter an. So wie es aussah, würde es ihnen nie gelingen, alle Spuren zu beseitigen. Zwei Scheiben waren nämlich zersprungen, und wahrscheinlich gab es an den Wänden oder auf dem Fußboden auch noch Einschusslöcher.
Sie schlüpfte in die schwarzen Handschuhe und fing an, die Stühle vom Boden aufzuheben und sie unter den Tisch zu schieben. Wie müde sie schon wieder war! Wahrscheinlich lag es daran, dass der Kampf sie so viel Kraft gekostet hatte.
Sie müsste etwas trinken, und zwar gleich, sonst würde sie noch umkippen. Sie öffnete den einen Vitrinen-Schrank und fand noch eine Flasche Limonade, die halb voll war. Es schmeckte abgestanden, aber das machte ihr jetzt nichts aus.
Was wäre eigentlich, wenn die Fabrik die Villa heute Nacht beobachten ließ? Wenn ja, hätten die Leute gesehen, dass Didier und dieser Hector hier aufgetaucht waren. Sie ging zu einem der Fenster und lugte nach draußen. Am Nachthimmel zogen helle Wolkenfelder und verdeckten den zunehmenden Mond. Der Regen war das Einzige, was man noch hörte. Sie schloss für einen Moment die Augen und versuchte, die Umgebung zu spüren; aber außer ihr, Véronique und Jean Claude hielt sich hier niemand auf.
Sie müssten jetzt genau überlegen, was sie tun würden. Es ließe sich ein Ausweg finden, sie könnten das schaffen.
Sie ging nach unten in den Salon, wo Véronique und Jean Claude die Sessel so stellten, wie sie ursprünglich gestanden hatten. Ein Problem blieb allerdings die Glastür zur Terrasse, denn die Scheibe war kaputt, und sie könnten das jetzt auch nicht reparieren. Sie gab Véronique ein Zeichen, dass sie mit ihr allein sprechen wollte. Véronique schwitzte, und eine rote Haarsträhne klebte ihr auf dem Gesicht. "Was ist denn?"
Fabienne wies mit dem Kopf in den Flur, und sie entfernten sich ein paar Schritte von Jean Claude. Es gab hier bloß ein trübes Licht, weil nur eine der Deckenleuchten brannte. Fabienne fing an zu flüstern, "Oben im Esszimmer sieht es noch
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