Madame Fabienne
nickte und ging in den Flur. Dort brannten die Deckenleuchten, und sie warfen Schatten, die länger waren als sie selbst. Fabienne stand ganz gerade da und beobachtete, was er machte. Wenn sie Atem holte, hob sich ihr Brustkasten unter der bunten Bluse. Auf ihrem Gesicht zeigte sich eine ernste Miene.
Véronique schloss nun die Tür zum Bad und wandte sich an ihn: "Du hast die beiden hierher geführt."
"Die zwei haben mich überfallen, als ich aus meiner Wohnung raus bin."
"Wirklich?"
Ob er mit den beiden Frauen fertig würde? Es wäre besser, wenn er es nicht darauf ankommen ließ. Immerhin hatte Fabienne die beiden... umgelegt. Er gab darauf Acht, dass seine Stimme sachlich klang: "Sie haben mir aufgelauert." Er strich sich mit einer Hand über den Hinterkopf und den Nacken, wo eine Stelle immer noch weh tat. "Und einer der beiden hat mir eins übergezogen."
Die drei schwiegen nun, und man hörte, wie draußen der Regen fiel. Véronique sah zu Fabienne, und für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke— die beiden Frauen verstanden sich auch ohne Worte, ob er etwas Falsches gesagt hatte? Er musste sich räuspern, "Ich hatte gar keine Chance... Mit mir hat das nichts zu tun, die waren hinter euch her."
Véronique zeigte mit dem Daumen nach oben in den ersten Stock, "Weiß die Fabrik von den beiden?"
Für eine Sekunde stand ihm wohl der Mund offen: Ob Vacaro diese beiden Typen auf ihn gehetzt hatte, wäre der dazu in der Lage? Schwer zu sagen. "Ich weiß von nichts. Nein."
"Du bist dir sicher?"
"Ich weiß von nichts." Er konnte spüren, wie die beiden Frauen ihn beobachteten. Was hatten die zwei wohl vor?
Véronique ging nun ein Stück weit auf und ab, und man hörte ihre Schritte auf dem Parkettboden, "Du hängst hier tief mit drin, ist dir das eigentlich klar?"
Er zuckte mit den Achseln und lachte ein wenig, aber es klang gekünstelt. "Ich... ich kenn die beiden doch gar nicht."
"Es wird schwierig werden, das den Sheriffs zu erklären."
"Den Sheriffs?"
"Wem sonst?!" Véronique blieb vor ihm stehen, "Aber die werden dir das nicht glauben."
Er schwieg. Seine Kehle war so trocken, dass er einmal schlucken musste. Die beiden Frauen wollten ihn testen, oder? Wahrscheinlich, sie wussten also noch nicht so recht, was sie mit ihm anfangen sollten.
Véronique sprach jetzt leiser, "Man wird dir nicht glauben."
"Ich... ich bin unschuldig."
"Das ist deine Ansicht, aber die Richter könnten eine andere haben."
Vor seinem geistigen Augen konnte er sehen, wie er mit einem uniformierten Sheriff sprach: Er fuchtelte mit einer Hand durch die Luft und versuchte, dem Mann zu erklären, dass Fabienne eine... Das Wort konnte er nicht denken, geschweige denn äußern. Müsste er sich jetzt übergeben? Er hielt für einen Moment die flache Hand auf den Mund, aber dann verschwand der Brechreiz wieder. "Man wird mir glauben, ich regle die Sache."
"Tatsächlich?" Véronique kam ein Stück auf ihn zu, "Ich bezweifle das, du kannst das nicht."
Was hatten die beiden vor? Irgendwie hatte sie aber Recht, oder? Wie sollte er erklären, was hier passiert war. Was sollte er jetzt sagen? Er schwieg.
"Willst du frei sein?"
Das war der Test für ihn. "Natürlich will ich das."
"Gut." Die beiden Frauen sahen sich wieder an. "Gut."
Fabienne kam nun auf ihn zu, und man konnte dabei ihre Schritte auf dem Parkett hören. Sie stellte sich dicht vor ihn und betrachtete ihn einen Moment, ohne etwas zu sagen. Machte sie jetzt gleich ihren Mund auf, und man würde wieder diese langen Eckzähne sehen? Sie wandte sich noch mal an Véronique und nickte ihr zu. Was hatten die beiden da abgemacht? Wie er auf einmal schwitzte.
Fabienne nahm eine seiner Hände und drückte etwas hinein, es fühlte sich hart an. Sie sprach mit sachlicher Stimme, "Wir werden die beiden begraben." Nun trat sie einen Schritt zurück, und er konnte sehen, was sie ihm gegeben hatte: Es war der Schlüssel für den dunkelblauen Audi. Er sollte ihnen helfen, die beiden Typen heimlich zu beerdigen— das war doch Wahnsinn, oder?
Könnte er das überstehen? Er wollte doch leben.
24
Jean Claude machte die Haustür auf und blieb auf einer der Steinstufen stehen. Er sah noch mal zurück in die Diele, wo Fabienne und Véronique sich unterhielten. Wahrscheinlich sprachen sie absichtlich so leise, damit er nichts verstehen konnte. Und sie beobachteten auch, was er tat.
Was sollte er jetzt machen?
Der Audi war leider in die falsche Richtung geparkt, und es würde einen
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