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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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schlimm aus. Wir können nicht alle Spuren beseitigen."
    "Ich weiß."
    Fabienne beobachtete, was Jean Claude machte: Er räumte weiter auf und sah dabei immer wieder in ihre Richtung. Ob er sie hören konnte? Wahrscheinlich nicht. Sie wies mit dem Kopf auf die Glastür, "Didier und dieser Hector sind in den Salon eingedrungen, dann sind sie über die Treppe nach oben gekommen. Allerdings haben sie Handschuhe getragen."
    "Auf was willst du hinaus?"
    "Wahrscheinlich gibt es keinerlei Fingerabdrücke von den beiden im Haus. Vielleicht gelingt es uns, zumindest ihre Spuren zu beseitigen."
    Véronique wischte sich Schweiß von der Stirn, "Das wäre gut, aber ich bin mir da nicht so sicher."
    "Was ist mit ihren Waffen?"
    "Zwei Pistolen."
    "Gut", Fabienne sah wieder durch die offene Tür, "die Dinger müssen verschwinden."
    "Ich kann das machen", Véronique zögerte einen Moment. "Ich nehm die Waffen auseinander, und nachher werfen wir die Teile ins Hafenbecken."
    "Gute Idee. Wie können wir die beiden begraben?"
    Véronique flüsterte nun, "Im Mercedes haben wir einen Klappspaten, und hier im Haus ist eine Schaufel, offenbar wurde die zur Arbeit im Garten gebraucht."
    "Wird das reichen?"
    "Es muss wohl."
    Einen Moment sprach niemand, und man hörte, wie draußen der Regen fiel. Jean Claude fasste sich mit beiden Händen auf den Rücken und sah dabei in ihre Richtung. Fabienne wandte sich noch mal an Véronique: "Er darf nicht wissen, dass wir diesen Bungalow in Oppau haben."
    "Natürlich nicht."
    "Gut." Fabienne zeigte in die Diele, wo ihre Reisetaschen und die schwarzen Schalenkoffer standen. "Ich habe so weit schon gepackt. Geh du nach oben und kümmere dich ums Esszimmer, dort ist es am schlimmsten."
    "Also gut." Véronique wies mit dem Kopf auf Jean Claude, "Kümmer du dich mal um ihn."
    Sie nickte nur und ging in den Salon. Jean Claude sah sie einen Moment an und stützte dabei die Hände auf die Hüften. Er schwitzte, und auf seinem weißen Hemd konnte man an einer Stelle Blut sehen. Sie wies auf den Fleck, sagte aber nichts.
    Er schüttelte den Kopf, "Das ist nicht von mir."
    "Gut." Sie half ihm, und zusammen schoben sie die Ledercouch in die Position, wo sie auch ursprünglich gestanden hatte. Sie versuchte, seine Gedanken zu lesen, aber sie konnte nur wenig aufschnappen. Er konzentrierte sich auf seine Arbeit, das war eigentlich alles. Sie holte einen Handbesen und eine kleine Schaufel und fegte die Scherben auf dem Boden zusammen. Dabei beobachtete sie Jean Claude, und für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke.
    Sie würden ihn noch brauchen, denn bisher hatten sie hier in Lu nie direkt mit Vacaro verhandelt— Jean Claude war immer der Bote gewesen.
    Nur einmal war sie Vacaro persönlich begegnet, und zwar in Strasbourg. Damals trafen sie sich in einem Restaurant nahe der Orangerie und saßen für kurze Zeit an Tischen, die nebeneinander standen. Vacaro gab ihr dann diesen Auftrag und ließ einen Umschlag mit Geld liegen, um zu zeigen, dass er es ernst meinte. Véronique hatte sich versteckt und alles aus der Distanz beobachtet, aber wahrscheinlich wusste Vacaro längst, dass es sie gab.
    Könnten sie sich auf Jean Claude verlassen?
    Er schnaufte und zog sich sein Jackett an. Im Salon sah es jetzt auf den ersten Blick wieder so aus, wie es gewesen war. Allerdings bliebe das Loch in der Glastür, und es wäre natürlich gut, wenn sie alles noch mal mit einem feuchten Tuch abwischen würden.
    Sie fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht: So heftig waren sie noch nie unter Druck geraten— sie würden doch noch einen Ausweg finden, oder?

25

    Jean Claude saß hinterm Lenkrad und betrachtete sich im Rückspiegel: Wenn man genau hinsah, fiel auf, wie erschöpft und aufgewühlt er tief drinnen war. Was würde es wohl geben, wenn man ihn wegen dieser Sache vor Gericht stellte? 15 Jahre? Das dürfte nicht passieren, er wollte doch in Freiheit leben...
    Vor seinem geistigen Auge sah er noch mal, wie Fabienne im Esszimmer in den Streifen Licht trat: Auf ihrem Gesicht formte sich ein hämisches Grinsen, und ihre braunen Augen loderten, als wäre ein Ofen dahinter. Nun öffnete sich ihr Mund, und die langen Eckzähne kamen zum Vorschein.
    War das der Wahnsinn?
    Nein, nein, er könnte leben. Er strich sich mit den Fingerspitzen über seinen feinen Schnurrbart und starrte dabei durch die Windschutzscheibe. Es regnete immer noch, und am Nachthimmel zogen helle Wolkenfelder. Inzwischen hatte er den Audi wieder durch den

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