Madame Fabienne
dunklen Garten gefahren und vorm Eingang geparkt. Von hier aus sah man die Schwanthaler Allee, die menschenleer war.
Bei der Villa stand die Eingangstür offen, und ein Streifen Licht reichte bis nach draußen auf die Steinstufen. Fabienne erschien nun und zog wieder diese schwarzen Handschuhe an, die ihr bis auf die Unterarme reichten. Sie kam zur Beifahrerseite, und als sie die hintere Tür aufmachte, wandte er sich ihr zu: "Was ist denn?"
Sie breitete eine Wolldecke auf der Rückbank aus und fing an zu flüstern. "Wir sind gleich so weit."
Er nickte nur, aber offenbar erwartete sie auch keine Antwort, denn sie ging sofort wieder zur Villa, wo nun Véronique erschien. Jean Claude lauschte, aber die beiden Frauen sprachen so leise, dass er nichts verstehen konnte.
Auf seinem weißen Hemd war noch Blut: Wahrscheinlich hatte er sich verschmiert, als sie die Leichen nach unten getragen hatten. Er stieg aus dem Wagen und versuchte, den Fleck mit einem Taschentuch zu entfernen, aber es ging nicht. Wie eklig, verdammter Mist. Er zog sein kariertes Jackett an und stülpte den Kragen nach oben, denn inzwischen war die Nacht kalt geworden.
Véronique gab ihm nun ein Handzeichen, er solle sich in den Wagen setzen. Er glitt also wieder hinters Lenkrad und wartete. Was würde wohl mit ihm passieren, wenn die zwei Toten unter der Erde waren? Véronique hatte ihn mit ihrer Pistole bedroht, und Fabienne war mit den zwei Kerlen fertig geworden.
Er beobachtete, was die beiden Frauen machten: Sie standen beisammen und flüsterten. Jetzt wandte sich Fabienne ab und kam auf den Audi zu. Über den Schultern hatte sie den grauen Wollmantel hängen, ihre Haare waren vom Regen noch feucht. Sie glitt in den Wagen und setzte sich auf die Decke, die sie auf der Rückbank ausgebreitet hatte.
Jean Claude wandte sich ihr zu: "Was ist jetzt?"
"Noch eine Minute."
Er nickte nur und beobachtete, wie Véronique die Haustür abschloss. Sie trug dieses schwarze Hosenkostüm und hatte eine Schirmmütze auf dem Kopf. Man hörte nun ihre Schritte auf den Steinstufen, und gleich darauf war sie bei ihnen. Die hintere Tür stand immer noch offen, und sie beugte sich ein Stück weit ins Auto hinein, damit sie leise sprechen konnte, "Es geht jetzt los, ja?!"
Jean Claude drehte sich auf dem Sitz nach hinten: "Wo fahren wir denn hin?"
Sie sah zu ihm, "Fabienne wird dir den Weg zeigen."
Bevor er noch etwas sagen konnte, wandte sie sich schon ab und lief an dem Audi vorbei. Fabienne schloss die Tür, was ein kleines Geräusch ergab.
Véronique stieg nun in den Mercedes, und gleich darauf sprang der Motor an; die Scheinwerfer schnitten durch die verregnete Nacht und beleuchteten die Bäume. Man sah, wie sich die kahlen Äste im Wind hin und her bewegten. Véronique brauchte noch einen Moment, um den Mercedes zu wenden, damit der Wagen wieder in die andere Richtung stand. Gleich darauf fuhr sie durchs offene Eingangstor nach draußen und parkte am Gehsteig.
Jean Claude lenkte den Audi nun ebenfalls auf die Schwanthaler Allee, dabei beugte sich Fabienne ein Stück weit nach vorne und zeigte auf den Straßenrand, "Wir warten hier, ja?!"
Er nickte nur und hielt mit den Wagen an der angegebenen Stelle. Sie beobachteten, wie Véronique noch mal aus dem Mercedes ausstieg und zurück zum Eingangstor hastete.
Jean Claude sah sich unauffällig um und suchte nach einem BMW der Öl- & Reifenfabrik, konnte aber keinen entdecken. Es war nur die Nacht da und der Wind, der manchmal auffrischte; selbst die anderen Häuser in der Nähe waren dunkel.
Véronique machte nun das Tor zu, was offenbar schwierig war, denn sie packte mit beiden Händen an. Aus der Distanz konnte man ihr blasses Gesicht erkennen, bestimmt war auch sie erschöpft. Einen Moment stand sie mit dem Rücken zu ihnen, und es war nicht möglich zu sehen, was sie tat, aber wahrscheinlich schloss sie ab.
Wo würden sie wohl hinfahren? Das hatten die beiden Frauen noch nicht verraten, hoffentlich gab es keine böse Überraschung.
Véronique lief nun zurück zu dem silbergrauen Mercedes und nickte dabei einmal in ihre Richtung. Sie glitt hinters Lenkrad und fuhr los. Jean Claude folgte ihr und hielt nur wenig Abstand. Es regnete immer noch, aber sie kamen schnell voran, weil es sonst keinen Verkehr mehr gab.
Sie verließen die Schwanthaler Allee und näherten sich gleich darauf dem Hafenbecken. Hier standen viele Hallen und Lagerhäuser mit Backstein-Fassaden, vor ihnen sah man schon die Kaimauer und
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