Madame Fabienne
könnten, bevor dies dem alten Gaston gelang.
27
Jean Claude zog die Klamotten aus der Waschmaschine und prüfte das weiße Hemd, aber man konnte darauf keine Blutflecken mehr finden. Es war ganz sauber. Trotzdem müsste die Kleidung natürlich verschwinden. Wo könnte er sie nur hintun? Vielleicht in einen der öffentlichen Müllbehälter: Die würde man irgendwann leeren, und dann wäre das Zeug weg. So könnte es gehen.
Er stopfte die Wäschestücke in zwei Plastiktüten, als sein Handy auf einmal anfing zu klingeln. Er hielt inne und lauschte: Wie still es in der Wohnung war. Sonst wäre er um diese Zeit in der Fabrik und würde Frachtbriefe tippen. Offenbar wollte jemand ihn unbedingt erreichen, denn schon den ganzen Morgen hatte man bei ihm angerufen, aber er hatte sich nie gemeldet. Sollte er es jetzt tun? Lieber nicht. Es war erst mal nötig, dass er sich um die Wäsche kümmerte, die er gestern Nacht getragen hatte.
Wie müde er war! Und etwas essen müsste er eigentlich auch.
Die wenigen Stunden Schlaf waren immer wieder von Albträumen unterbrochen worden, aber wenigstens konnte er sich nicht mehr daran erinnern, was da eigentlich in seinem Kopf vorgegangen war. Er verschloss nun die Tüten mit einem Knoten und hastete zurück ins Wohnzimmer, wo das Handy auf dem Couchtisch lag und immer noch klingelte. Auf dem Display erschien eine Nummer, die er nicht kannte. Vielleicht war es die Fabrik, die sich nach ihm erkundigen wollte. Vielleicht auch Fabienne.
Oder war es etwa schon die Polizei?
Er müsste jetzt das Richtige tun, oder es würde schlimm mit ihm enden. Er ging zum Fenster und lugte hinter dem Vorhang nach draußen, aber eigentlich sah es auf der Seitenstraße so aus wie sonst auch. Am Gehsteig standen fast überall geparkte Autos, darunter auch der blaue Audi. Es war nur ein Passant unterwegs, ein Mann mit einer Aktentasche. Schräg gegenüber hatte dieser Obst- & Gemüseladen geöffnet, und durchs Schaufenster konnte man zwei Kunden sehen. Er sollte jetzt nicht länger warten und die Wäsche endlich wegwerfen, aber man dürfte ihn dabei nicht beobachten.
Endlich, das Handy hörte auf zu klingeln.
Er nahm die beiden zugeknoteten Plastiktüten und verließ seine Wohnung. Als er nach unten ging, konnte man seine Schritte auf den Steinstufen hören. Eine der Türen ging auf, und er beeilte sich, damit er nicht mit dem Nachbarn sprechen musste. Ob man ihm ansah, was er gestern Nacht mitgemacht hatte? Nein, das war gar nicht möglich, seine Fantasie ging jetzt mit ihm durch. Er schloss die Haustür auf und blieb gleich beim Ausgang stehen.
Hier hatte ihn dieser Hector von hinten angefallen. Vor seinem geistigen Auge konnte er noch mal sehen, wie er auf dem Boden lag und sich nicht regen konnte. Wie hilflos er gewesen war. Ein Zittern lief ihm durch den Körper, und er schloss für einen Moment die Augen, dabei hörte er, wie sein Atem kam und ging. Er müsste sich jetzt konzentrieren, dann würde alles gut werden, oder?
Er ging ein Stück weiter und betrachtete sich die Autos, die in der Straße geparkt waren, aber er konnte keinen BMW entdecken. Es waren auch keine Typen da, die einen verdächtigen Eindruck machten. Vielleicht ließ die Fabrik ihn gar nicht beobachten, vielleicht machte er sich zu viele Sorgen.
Die Sonne schien aus einem hellblauen Himmel, und es war milder als an den Vortagen.
Er wechselte nun auf den anderen Gehsteig, und dabei fiel ihm dieser bordeauxrote Citroën auf. Als er beim Café Maxi auf Fabienne gewartet hatte, waren dieser Didier und sein Kumpan mit so einem Auto gekommen. Und jetzt stand die Karre keine fünfzig Meter von seiner Wohnung entfernt.
Er brauchte deswegen nicht durchzudrehen, das wäre noch lange kein Beweis, dass er mit den beiden Toten etwas zu tun hatte. Oder machte er sich jetzt etwas vor? Wie er auf einmal schwitzte. Dieser Citroën müsste weg, oder? Am liebsten hätte er gelacht: Wie sollte er denn diesen Wagen verschwinden lassen, das ging doch gar nicht.
Verdammter Mist, er müsste sich jetzt konzentrieren. Es war erst mal wichtig, dass er sich um die Wäsche kümmerte. Er ging auf den Audi zu und konnte sich in den Fensterscheiben sehen: Er trug schwarze Hosen und ein weißes Hemd, das am Kragen offen stand, in den Händen hielt er die Plastiktüten.
Wie schmutzig der Audi war. Besonders an den Reifen konnte man die dunkle Erde sehen, das dürfte nicht so bleiben. Sobald er die Wäsche weggeworfen hätte, müsste er sich um den Wagen
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