Madame Fabienne
kümmern. Er könnte zu einer Tankstelle mit Waschstraße fahren und dort den Audi ordentlich säubern. Und vielleicht sollte er auch den Kofferraum ausfegen.
Er schloss auf und legte die beiden Tüten auf den Beifahrersitz. Als er losfuhr, warf er einen prüfenden Blick in den Rückspiegel, aber offenbar folgte ihm niemand. So weit lief es doch gut, und er könnte auch den Rest schaffen. Wahrscheinlich vermisste noch niemand die beiden Toten, noch war alles ruhig. Und solange es so blieb, müsste er die Spuren beseitigen.
Aber was war mit diesem Citroën? Gute Frage.
Vielleicht wäre es ein Vorteil, wenn er ein paar Tage nicht in seine Wohnung ginge. Aber wo sollte er denn schlafen? In einem Hotel? War das möglich? Aber wenn die Sheriffs ihm auf die Schliche kämen, wie würde er das dann begründen? Tja, das wäre natürlich schwierig.
Er setzte den Blinker und bog in die nächste Straße, hier irgendwo müsste er wieder parken. Vor einem Telefon-Laden gab es noch eine Lücke, die groß genug war für seinen Audi. Was wäre eigentlich, wenn er es mal beim Fußball-Verein versuchte? Vielleicht könnte er dort irgendwo schlafen, zumindest für eine Nacht oder zwei. Aber auch das wäre auffällig, und man würde auch Fragen stellen, oder?
Ganz bestimmt.
Er parkte ein und schaltete den Motor ab. Und was wäre mit Martin? Er könnte doch mal mit Martin Breuer telefonieren, vielleicht könnte er eine Nacht bei ihm unterkommen. Er könnte sagen, bei ihm im Haus würde renoviert werden und der Krach wäre so laut. Klang das plausibel? Schwer zu sagen. Vielleicht ein bisschen.
Er sah sich noch mal um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Er nahm also die beiden Tüten und schlenderte auf den Hans-Warsch-Platz, wo schon viel Betrieb war: Die Läden hatten offen, und an den Haltestellen warteten viele Leute. Hier und da gab es an den Pfosten der Laternen Müllbehälter aus grauem Metall. Schade, dass er nicht wusste, wann die Dinger geleert wurden. Und natürlich könnte man sehen, wie er die Tüten reinstopfte, aber das ließ sich jetzt nicht verhindern.
Wichtig war, dass er unscheinbar wirkte.
Er ging zu dem Sockel mit der Schiller-Büste und tat so, als interessiere er sich dafür, aber tatsächlich sah er sich noch mal die Menge an. Es waren nur fremde Gesichter, und niemand schien ihn zu beachten. Gut, es hatte keinen Wert, noch länger zu warten. Er stopfte eine der Tüten in einen Müllbehälter, dabei musste er richtig drücken, weil die Öffnung so klein war. Hoffentlich würde sich das niemand in Erinnerung behalten. Er ging weiter zu einem Drogerie-Markt und warf einen Blick auf die Shampoos und Haarwasser, die im Schaufenster ausgestellt waren.
An der Haltestelle standen nun etliche Schulkinder, und einige davon schauten in seine Richtung. Beobachteten die ihn? Wahrscheinlich nicht, oder doch? Egal, er schlenderte zum nächsten Müllbehälter und ließ auch die zweite Tüte verschwinden, diesmal ging es schneller. Wie er auf einmal schwitzte!
Er drehte sich noch mal um, und ihm fiel auf, dass ein Mann ihn anstarrte. Für einen Moment kreuzten sich ihre Blicke, dann wandte sich der Fremde ab und ging davon. Hatte das etwas zu bedeuten? Sollte er die Tüten wieder aus den Müllbehältern rausziehen? Nein. Er dürfte jetzt nicht durchdrehen. Er ging zurück zu dem geparkten Audi und glitt hinters Lenkrad. Jetzt war wahrscheinlich ein günstiger Moment, um bei Martin anzurufen.
Er wählte die Nummer, und es klingelte drei Mal, bevor sich Martin meldete. Gewöhnlich wäre er um diese Zeit auch an seinem Schreibtisch gesessen und hätte Frachtbriefe getippt, aber jetzt kam ihm es so vor, als liege das schon hundert Jahre zurück. Er versuchte, mit sachlicher Stimme zu sprechen: "Hallo Martin, ist viel Betrieb?"
"Eigentlich schon. Kommst du noch vorbei?"
"Ich würde dich gerne sprechen, aber nicht in der Fabrik."
Martin lachte ein bisschen, "Hat es mit dieser Frau zu tun?"
Er schwieg.
"Natürlich", seine Stimme bekam nun einen heiteren Unterton. "Wir können uns treffen. Heute Abend am Fußball-Platz?"
Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht: Dann bliebe ihm noch Zeit, um den Wagen zu reinigen. "Sagen wir um 19 Uhr."
"Heute Abend um sieben. Prima."
Jean Claude verabschiedete sich und unterbrach die Verbindung. Hoffentlich war das eine gute Entscheidung gewesen, aber irgendwas müsste er doch jetzt machen. Und selbst wenn er nicht bei Martin unterkommen könnte, so wäre es vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher