Madame Fabienne
gemacht, um ihn zu testen? Wie er auf einmal schwitzte, das war doch nicht normal. Wie viel Geld das wohl sein mochte? Zwanzig Fünfziger wären 1000 Euro. Wie dick wohl zwanzig Scheine aufeinander aussahen? Gute Frage. Und wie viele Bündel das waren, mindestens zehn. Nein, das reichte gar nicht. Es war auf alle Fälle ne Menge Geld.
Was machte denn diese Fabienne da?
Ob sie überhaupt merken würde, wenn etwas von der Kohle fehlte? Bestimmt nicht, oder? Egal, er würde schön die Finger von dem Geld lassen, das ging ihn doch gar nichts an. Er wischte sich nun mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn: Vorhin hatte er einen Moment den Eindruck, sie könne lesen, was in seinem Kopf so vor sich ging, aber das war natürlich absurd, ganz klar.
Fabienne kam wieder in den Salon und hielt die Blätter so, dass die bedruckte Seite von ihm abgewandt war. Sollte er nicht sehen, was da geschrieben war? Offensichtlich. Wie schön sie aussah im Halbdunkel. Es wäre jetzt besser, wenn er sich konzentrieren würde. Sie ging einen Moment auf und ab und betrachtete ihn dabei, "Wir fahren noch weg."
"Bitte?"
Sie blieb stehen und schaute noch mal auf die Unterlagen, "Ich sagte, wir fahren noch weg. Gleich jetzt."
Das passte ihm doch gar nicht in den Kram. Er sah auf seine Armbanduhr, "Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass—"
"Ich brauche nun mal einen Fahrer, und offenbar hat Herr Vacaro Sie dafür ausgesucht."
"Herr Vacaro?!"
"Mhm", sie sprach ein bisschen lauter. "Oder soll ich ihn anrufen und sagen, Sie wollen nicht."
Das würde ne Menge Ärger geben, das müsste er verhindern. "Natürlich nicht. Ich fahre Sie."
Ein Lächeln formte sich um ihre Lippen, "Wirklich?"
"Natürlich."
"Das ist nett von Ihnen, Jean Claude. Ich bin auch gleich fertig."
"Wo fahren wir denn hin?"
Sie sah noch mal auf die Unterlagen, "Das wird sich noch zeigen."
"Aha?!" So wie sich das anhörte, verschwieg sie ihm etwas. Aber was ihn ja am meisten ärgerte, war doch, dass sie ihren Willen durchgesetzt hatte. Er müsste sie fahren, und es blieb völlig unklar, wenn es heute endlich Feierabend geben würde.
*
Jean Claude lenkte den Audi durch die nächtliche Stadt und sah dabei hin und wieder zu Fabienne, die sich diesmal auf den Beifahrersitz gesetzt hatte. War das nur ein Zufall, oder hatte das etwas zu bedeuten? Vielleicht war sie ja an ihm intressiert? Aber sie sagte gar nichts. Es wäre besser, wenn er jetzt einen kühlen Kopf behielt.
Was machte sie denn da an ihrer Handtasche herum?
Fabienne kramte ein Foto hervor, das wahrscheinlich zu den Unterlagen aus dem dünnen Umschlag gehörte. Es zeigte einen Mann, aber er konnte keine Details erkennen, weil es im Auto so dunkel war. Ob er fragen sollte, wer das war? Nein, nein, es ging ihn doch gar nichts an. Er sollte lieber mal darauf achten, dass er endlich nach Hause kam, seit heute Morgen um acht war er schon für die Fabrik unterwegs— es müsste auch mal Schluss sein.
Okay, er würde Fabienne noch absetzen, und dann könnte er wahrscheinlich ja verduften, bald wäre es also geschafft... Wie ihm diese Stille auf die Nerven ging. "Gefällt Ihnen dieser Wagen besser als der Opel?"
"Mhm."
Was für ne Antwort. "Und Sie wollen ins Café Maxi, ja?!"
Sie sah ihn an, "Bitte?"
"Sie möchten ins Café Maxi?"
"Natürlich, das habe ich doch schon gesagt."
Es fing an zu nieseln, und er schaltete die Wischer ein. "Was möchten Sie denn im Café Maxi?"
Sie hielt ihm das Foto hin, "Kennen Sie diesen Mann?"
"Ich... kann so gar nichts sehen."
Sie gab ihm das Bild. Es zeigte einen Mann mit Anzug und Krawatte, vielleicht Anfang vierzig. "Ist das Ihr Freund?"
Sie grinste ein bisschen, "Vielleicht wird er es bald."
"Das versteh ich jetzt nicht."
Sie zog ihm das Bild wieder aus den Fingern und ließ es in der Innentasche ihres Blazers verschwinden. "Er heißt Hasan Gündesch. Kennen Sie ihn?"
"Ich weiß nicht." Den Namen hatte er irgendwie schon mal gehört, aber jetzt fiel ihm der Zusammenhang nicht mehr ein. Er setzte den Blinker und bog ab, "Gleich sind wir da."
"In dem Dossier steht, er gehe abends ganz gern in dieses Café Maxi."
Sie meinte wohl den dünnen Umschlag. Aber was hatte das alles mit der Öl- & Reifenfabrik zu tun? "Das kann schon sein. In dem Café ist oft viel Betrieb."
"Aha", sie klappte die Sonnenblende nach unten und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, der dort angebracht war. Offenbar wollte sie nicht mehr sagen.
Jean Claude fand nun eine Lücke am
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