Madame Fabienne
verschlossen. Vacaro stand nun dicht bei ihm und musterte ihn mit seinen dunklen Augen. Auf seinem Gesicht formte sich ein neutraler Ausdruck, und man konnte nicht sagen, was er dachte. "Geben Sie die beiden Umschläge an Madame Fabienne weiter. Gleich jetzt."
"Äh, es ist ja so, dass ich noch Arbeit auf meinem Schreibtisch liegen habe. Das muss ich auch noch erledigen"
Vacaro drehte sich um zu Bikem Taschkan, "Kümmern Sie sich bitte darum. Jemand sonst aus der Export-Abteilung soll das übernehmen." Vacaro wandte sich wieder an ihn, "Die Umschläge bleiben verschlossen, ja?!"
"Natürlich."
"Und Sie geben das Madame Fabienne, sonst niemand. Ist das klar?!"
Irgendwie fand er diesen Vacaro bedrohlich. Er versuchte, auf den Boden zu schauen. "Alles klar."
"Sie bleiben an dieser Frau dran, so weit wie möglich."
"Bitte?"
"Sie fahren diese Fabienne und halten Augen und Ohren offen. Ihre Arbeit beim Export wird sonst wer machen, haben Sie das verstanden?"
Jean Claude musste sich räuspern, "Alles klar."
"Gut, das wär's dann erst mal."
Bikem und Jean Claude gingen wieder zurück ins andere Büro, und sie gab ihm die Schlüssel für einen Wagen, "Es ist ein Audi, okay?!"
Warum war diese Fabienne nur so wichtig für die Fabrik? "Ein Audi, vielen Dank."
Bikem setzte sich und rief an ihrem Computer eine Liste auf, offenbar die Mitarbeiter der Export-Abteilung. So wie es aus der Distanz aussah, waren die Namen alphabetisch geordnet. Bikem sah auf den Bildschirm und tippte manchmal auf die Tastatur, "Wie wäre es denn mit Herrn Breuer?"
"Ich weiß gar nicht, ob er noch da ist."
"Das haben wir doch gleich." Sie griff nach dem Hörer und rief in der Export-Abteilung an. Es klingelte zwei, drei Mal, aber dann kam eine Verbindung zustande: "Breuer hier."
"Bikem Taschkan, Sicherheitsdienst. Prima, dass Sie noch da sind, Herr Breuer. Wir brauchen Ihre Unterstützung."
Seine Stimme veränderte sich, "Um was geht es denn?"
"Es ist nötig, dass Sie sich noch um ein paar Sendungen kümmern. Herr Lang kommt bei Ihnen vorbei und weist Sie ein, ja?!"
Er zögerte, "In Ordnung."
"Vielen Dank." Bikem legte auf und wandte sich wieder an Jean Claude, dabei lächelte sie ein bisschen. "Das hätten wir geregelt. Bitte gehen Sie noch bei Herrn Breuer vorbei und sagen Sie ihm, was er zu machen hat. Dann liefern Sie diese beiden Umschläge bei Madame Fabienne ab, und zwar persönlich." Sie warf ihm einen scharfen Blick zu.
"Jaja, das hab ich schon verstanden."
"Und merken Sie sich diesmal die Adresse, ja?!"
"In Ordnung."
"Gut, und morgen kommen Sie mal vorbei und berichten, was passiert ist."
Er nickte, "Kein Problem." Nur raus hier. Er verschwand in den Flur und hastete zurück zum Fahrstuhl: Was dieser Bikem wohl durch den Kopf gegangen war, als sie ihn angeschaut hatte? Schwer zu sagen.
Eigentlich sollte das Gespräch gar nicht so verlaufen, verdammter Mist. Jetzt müsste er erst mal in die Export-Abteilung und Martin Breuer sagen, was noch zu erledigen war. Wie lange würde das heute wohl noch gehen, bis er endlich mal Feierabend hätte? Er nahm den Fahrstuhl nach unten und folgte wieder einem der Flure. Als er ins Großraumbüro kam, waren nur noch wenige Schreibtische besetzt; die meisten Kollegen von der Tagschicht hatten schon Schluss gemacht, und für die Arbeit in die Nacht hinein brauchte es bloß eine Handvoll Leute.
Breuer saß noch an seinem Schreibtisch und füllte offenbar ein Formular aus. Er trug einen Pullunder und ein Jackett mit braunen Lederflecken auf den Ellbogen. Seine Wangen wölbten sich ein wenig nach außen, was sein Gesicht rundlich erscheinen ließ. Als Jean Claude näher kam, hörte der andere auf zu schreiben und wandte sich ihm zu: "Was gibt es denn?"
"Wenn ich das genau wüsste?"
"Was?"
"Ach, vergiss das. Ich... muss noch was abliefern. Und es geht da um zwei, drei Sendungen, bei denen die Kunden vielleicht noch anrufen. Die Kisten müssen spätestens morgen raus." Er ging zu seinem Schreibtisch und wühlte die Unterlagen zusammen: Wie er das hasste. Jetzt müsste er seine Kunden an einen Kollegen abgeben— aber es ging nicht anders, oder? Nein.
Als er die Frachtpapiere sortierte, sah er unauffällig zu dem anderen: Bestimmt war es doch ein Zufall, dass Martin Breuer noch da war, oder doch nicht? Natürlich, was sollte es denn sonst sein?! Beobachtete Martin ihn? Bestimmt nicht, das bildete er sich nur ein.
Martin stand nun auf und kam zu seinem Schreibtisch. Da sein Jackett ganz
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