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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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sehr daran interessiert, dass Fabienne diesen Hasan kennen lernte? Da war doch was faul.

    *

    Fabienne setzte sich an der Theke extra so, dass sie Hasan Gündesch gut beobachten konnte. Es war einfach gewesen, ihn zu erkennen, denn die von der Fabrik zur Verfügung gestellten Fotos waren erst vor Kurzem aufgenommen worden. Er saß in einer der Tischnischen und unterhielt sich mit dieser Frau, offenbar seine Schwester, die laut Dossier auch bei GMN arbeitete. Wenn sie sich jetzt recht erinnerte, war ihr Vorname Sibel.
    Sie sah ihrem Bruder im Gesicht ein wenig ähnlich, war aber jünger als er. Sie hatte sich helle Strähnen in die Haare gefärbt und gestikulierte viel, wenn sie sprach. Aus der Distanz konnte man meinen, sie erkläre ihm etwas. Die beiden tranken aus Teegläsern und aßen etwas aus einer braunen Papiertüte, wahrscheinlich Apfelringe, die mit dunkler Schokolade überzogen waren.
    Hasan wurde es offenbar zu warm, denn er lockerte den Knoten an seiner Krawatte. Im Dossier stand, er habe in Mannheim an der Uni studiert und sei danach bei GMN eingestellt worden. Von Vacaro wusste sie, dass es schwierig gewesen war, mit ihm zu verhandeln. Als sich dann die Absage abzeichnete, hatte man sie gerufen. Und sie würde die Sache auch wieder ins Lot bringen.
    GMN war die Abkürzung für die Gündesch Media & Netzwerk GmbH. Das Unternehmen war in den späten 70er Jahren von Hasans Vater gegründet worden. Die Firma war zunächst nur in der Rhein-Neckar-Region tätig gewesen, breitet sich dann aber in ganz Westdeutschland aus. Nachdem die Mauer gefallen war, entstanden Filialen in Berlin und im übrigen Osten. Hasan rückte immer weiter auf, und als sich sein Vater altersbedingt zurückzog, übernahm er den Chefposten. Inzwischen besaß GMN europäisches Format.
    Der Kellner kam nun zu ihr, und sie bestellte einen Cappuccino.
    Im Café war viel Betrieb, und wenn es gut lief, könnte sich später niemand an sie erinnern. Sie sah wieder zu dieser Tischnische: Schade, dass sie so weit weg war; so würde es für sie schwierig werden, diesen Hasan mit ihrem Blick zu treffen.
    Aber sie würde es natürlich versuchen.
    Der Kellner servierte ihr nun den Cappuccino, und sie zahlte gleich. Vielleicht würde sie noch mal herkommen, hier gefiel es ihr, und der Ort war auch günstig. Sie sah wieder zu dieser Tischnische und konzentrierte sich, aber es fehlte ihr an Kraft. Wahrscheinlich lag es an dem langen Tag, den sie hinter sich hatte: die Zugfahrt, das schlechte Essen und der fehlende Schlaf. Außerdem konnte sie unterwegs nicht richtig meditieren, und es war auch keine Zeit geblieben für ihre Gymnastik.
    Aber wenn sie sich entspannen könnte, würde es trotzdem klappen.
    Einen Moment schloss sie die Augen und lauschte ihrem Atem: Hasan würde zu ihr kommen. Als sie wieder in seine Richtung sah, hatte sie auf einmal ein schlechtes Gefühl: Irgendwas stimmte nicht, aber was?
    Sie sah sich schnell um im Café, und dann entdeckte sie Jean Claude Lang. Was machte er denn hier, sie hatte ihm doch aufgetragen, draußen im Auto zu warten. Aber sie dürfte sich jetzt nicht ärgern; es war nötig, dass sie ihre innere Ruhe bewahrte. Jean Claude stand neben dem Eingang und knöpfte sich sein Jackett auf, dabei sah er in ihre Richtung— er hatte sie also entdeckt.
    Einen Moment kreuzten sich ihre Blicke: Sie würde ihm mitteilen, er solle wieder nach draußen gehen, doch er wandte sich gleich ab und setzte sich an einen Tisch, der am anderen Ende des Cafés stand. Eine Kellnerin ging zu ihm, und er bestellte etwas.
    Wie weit hatte Vacaro ihn wohl in die Sache eingeweiht? Wenn sie später mehr Zeit hätte, würde sie seinen Gedanken lauschen. So wie sie die Lage einschätzte, war er nur ein Bote für die Fabrik; entscheiden konnte er wohl gar nichts. Véronique hatte ja gleich Gefallen an ihm gefunden, und wenn sie sich das recht überlegte, hatte er schon einiges zu bieten: Er war lang, schlank und machte bestimmt regelmäßig Sport. Außerdem schien er ein umgänglicher Mensch zu sein.
    Die Kellnerin servierte ihm nun ein Glas Orangensaft und unterhielt sich dabei mit ihm. Bestimmt war er ins Café gekommen, weil er wissen wollte, was sie machte. Er war neugierig, oder die Fabrik hatte ihm aufgetragen, sie zu beobachten. Deswegen dürfte sie sich aber nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Sie wandte sich also wieder um und sah zur Tischnische, wo Hasan Gündesch saß. Er trank einen Schluck, und als er das Glas absetzte,

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