Madame Fabienne
näherte sich ihm und wies mit dem Kopf zu einem geparkten Citroën, eine dunkle Limousine. Eine der hinteren Türen ging auf, und im nächsten Moment stieg dieser ältere Mann aus, den er von dem Foto her kannte. Wie hieß er noch mal? Gaston Roque-Maurel. Und die beiden anderen waren auch auf dem Bild gewesen, das ihm Vacaro gezeigt hatte.
Roque-Maurel kam ein Stück in seine Richtung und betrachtete ihn, ohne etwas zu sagen. Er trug einen beigen Anzug und dazu eine gestreifte Krawatte, einer seiner Unterarme war eingegipst und hing in einer Schlinge. Am Kopf hatte er an einer Stelle ein Pflaster, sein Gesicht sah hager aus.
Roque-Maurel zeigte auf die offene Tür, "Monsieur Lang, s'il vous-plaît."
Jean Claude blieb auf der Stelle stehen und schwieg.
"Was für eine Freude, Sie kennen zu lernen. Kommen Sie doch, ich möchte mich mit Ihnen unterhalten." Roque-Maurel zeigte wieder auf die schwarze Limousine.
Was sollte er jetzt machen? Er sah sich noch mal um, aber die beiden anderen standen dicht bei ihm. Vacaro hatte gesagt, es seien Kämpfer. Sollte er sich mit ihnen anlegen? Und was wäre, wenn noch mehr von denen in der Dunkelheit lauerten? Wahrscheinlich wäre es besser, wenn er versuchen würde, mit dem anderen zu sprechen und dabei irgendeine Ausrede zu finden.
Bei Vacaro hatte es geklappt, was natürlich nicht hieß, dass es auch hier funktionieren würde.
"Monsieur Lang, bitte."
"Also gut." Er ging über die Straße und stieg in die Limousine. Der alte Gaston setzte sich auf der Rückbank neben ihn und schloss die Tür. Manchmal hörte man, wie der Wind aufkam, dann rauschte es ein bisschen. Und auf der Windschutzscheibe sah man, wie es nieselte.
Der alte Gaston beobachtete ihn, wie unangenehm. Jean Claude musste sich räuspern, "Ich glaube, wir kennen uns nicht, oder doch?"
"Ah ja, natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen. Mein Name ist Gaston Roque-Maurel, aber ich dachte, Herr Vacaro hat mich Ihnen gegenüber schon erwähnt."
Was sollte er jetzt sagen? Er schwieg.
"Ich habe Ihre kleine Unterhaltung aus der Ferne beobachtet."
"Welche Unterhaltung?"
Der alte Gaston grinste ein bisschen, "Auf dem Fußballplatz. Sie und Herr Vacaro haben in diesem BMW miteinander gesprochen, nicht wahr?! Was war denn das Thema?"
"D-das war nur unwichtiges Zeug."
"So, so." Der alte Gaston atmete hörbar aus und ließ die Scheibe auf seiner Seite einen Spalt weit nach unten. Der Wind kam manchmal auf und trieb Nieselregen in den Wagen hinein, aber dem alten Gaston schien das nichts auszumachen. Seine Wangen sahen hohl aus, und von seinen Augen konnte man nur wenig erkennen, weil die Lider so viel davon verdeckten. "Wissen Sie eigentlich, wer ich bin, Monsieur Lang?!"
"Nicht wirklich."
"Das habe ich mir gedacht... Ich bin der Sicherheitschef von B&M."
"Bourget & Marin."
Der alte Gaston nickte, "Sie kennen sich aus, und Sie können mir helfen, ein Problem zu lösen."
"Ich?"
"Und ich werde Ihnen für Ihre Hilfe dankbar sein."
Meinte der Mann das ernst, oder war das eine Drohung? Was sollte er jetzt sagen? Am besten gar nichts.
"Ich möchte mit meinem Assistenten sprechen, Didier Malvault. Sie wissen doch bestimmt, wo er sich aufhält."
Schweiß lief ihm nun über den Nacken. "Nein, d-das weiß ich nicht."
"Das wissen Sie nicht? Tatsächlich?!" Der alte Gaston fing an zu grinsen, es sah gespielt aus. "Aber wie es der Zufall so will, stand Didiers Wagen hier in Ihrer Straße. Und rein zufällig wollten Sie über den Hinterhof in die Nacht verschwinden. Ich glaube, Sie sollten mir etwas Besseres erzählen."
"Ich w-weiß nicht, was für ein Auto Sie meinen."
"Ich habe den Eindruck, Sie möchten sich dumm stellen. Das kann nicht gut gehen... Wann haben Sie zum letzten Mal mit Didier gesprochen?"
Er musste ein bisschen lachen, es klang gekünstelt. "Ich weiß nicht, was Sie meinen."
"So?" Der alte Gaston musterte ihn mit seinen grauen Augen. "Versuchen wir es mal anders: Wo ist Madame Fabienne?"
Sollte er die Villa auf der Schwanthaler Allee erwähnen? Lieber nicht. "Ich weiß nicht, wo sie ist."
Es entstand eine Pause, offenbar überlegte der alte Gaston. "Wissen Sie eigentlich, wer das ist?"
"Wer denn?"
"Fabienne Durif."
Er sah den anderen fragend an.
"So heißt sie. Durif, das ist ihr Nachname. Und ihre rothaarige Gefährtin werden Sie wohl auch kennen gelernt haben. Véronique Saingarraud."
"Wie?"
"Saingarraud."
"Ah", Jean Claude nickte, "jetzt hab ich's verstanden. Saingarraud."
"Genau.
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