Madame Fabienne
freundliches Gespräch. Gleich darauf sprang der Motor wieder an, und der Wagen verschwand aus ihrem Blickfeld.
Fabienne sah auf ihre Armbanduhr, "Es hat keinen Wert, noch länger zu warten."
"Gibt Acht, dass der Anruf kurz ist, ja?!"
Sie nickte nur, und sie gingen nach draußen. Manchmal kam ein kühler Wind auf und spielte mit ihren Haaren. Ein Passant war mit seinem Hund unterwegs, schien sie aber nicht zu beachten. Auf der anderen Straßenseite war diese kleine Bäckerei noch geöffnet, und durchs Schaufenster konnte man sehen, wie sich die Verkäuferin mit einer Kundin unterhielt. Am Himmel zogen graue Wolken, und wenn sie sich recht erinnerte, hatte es im Wetterbericht geheißen, dass es am Abend noch regnen würde.
Sie kamen nun zur Telefonzelle, und Fabienne gab gleich die Nummer ein. Wenn etwas schief ginge, brauchten sie vielleicht zwei Minuten, um zurück in den Bungalow zu kommen.
Was sollten sie machen, wenn Jean Claude sich wieder nicht meldete?
Wahrscheinlich wäre es dann notwendig, noch mal bei diesem Vacaro anzurufen. Ob der Mann mit ihnen spielte? Wenn ja, wusste er vielleicht nicht, zu was sie alles fähig waren. Könnte das sein? Nein, nein, der war nicht umsonst in seine Position gekommen, der kannte sich aus.
Véronique stand neben ihr, und man konnte auf ihrem Gesicht erkennen, dass sie angespannt war. Sie suchte mit ihrem Blick immer wieder die Straße ab, doch in ihrer Nähe waren sonst keine Passanten unterwegs.
Endlich, jetzt hob jemand ab, "Ja?!"
"Wer ist da?"
"Ich bin's." Es war Jean Claude. "Ich habe auf den Anruf gewartet... Man hat mir gesagt, dass du dich noch mal melden willst."
"Gut, ich möchte endlich ausbezahlt werden."
"An mir soll das nicht liegen." Er räusperte sich, "Ich glaube, es ist angebracht, dir zu sagen, dass man hier mithört. Ich bin in der Fabrik."
Eigentlich hätte sie sich das ja denken können, immerhin ging es um eine Menge Geld. "Hast du irgendwelche Dummheiten gemacht?"
"Bitte?"
"Dir ist doch kein Fehler unterlaufen, oder?"
Er zögerte ein wenig, "Nein, ganz bestimmt nicht."
Wahrscheinlich hatte er also niemand von den beiden Toten erzählt. "Ich möchte mein Geld haben, heute Abend."
"Man hat dich gehört."
"Gut. Um 21 Uhr werde ich noch mal anrufen und den Ort der Übergabe bekannt geben, ja?!"
"Von mir aus."
"Und..." Sie sprach extra langsam, "Ich möchte, dass du mir das Geld bringst."
"Bitte", seine Stimme wurde lebhafter. "Warum denn ausgerechnet ich?"
Sie musste ein bisschen grinsen, "Weil wir uns schon kennen. Wir haben die Sache angefangen, da ist es auch angebracht, wenn du das jetzt machst. Und ich möchte, dass sonst niemand dabei ist, hörst du?!"
Er schwieg.
"Du allein bringst mir das Geld. Ich melde mich wieder." Bevor er noch etwas sagen konnte, legte sie auf. Ob das so reichen würde? Hoffentlich.
Sie machten sich auf den Weg zurück, und diesmal kam ihnen ein schlanker Mann mit einem Stockschirm entgegen. Der Fremde schaute in ihre Richtung, doch sie mieden seinen Blick. Als sie wieder im Bungalow waren, lugten sie gleich hinterm Vorhang nach draußen. Da fuhr ein Citroën durch die Straße und parkte ein Stück weiter am Gehsteig. Zwei Personen saßen in dem Wagen, offenbar ein Mann und eine Frau.
Véronique fing an zu flüstern, "Wer ist denn das?"
"Keine Ahnung."
Jetzt ging bei dem Citroën die Tür auf der Beifahrerseite auf, und eine schlanke Frau stieg aus. Sie hatte asiatische Gesichtszüge und Haare, die in der Mitte gescheitelt waren und bis auf die Oberarme reichten. Sie trug einen Ledermantel und schob die Hände in die Taschen. Man konnte erkennen, dass sie nach etwas suchte, denn sie sah sich um.
Nun stieg auch die zweite Person aus dem Wagen: Es war ein Mann, dessen Alter schwer zu schätzen war. Wegen seiner athletischen Gestalt wirkte er noch jugendlich, aber sein Stoppelbart war schon angegraut. Er schloss sein schwarzes Jackett und ging zu der Frau. Die beiden standen auf dem Gehsteig und fingen an, sich zu unterhalten.
Fabienne sprach extra leise, "Ob das ein Zufall ist?"
"Vielleicht."
"Gehören die beiden zum alten Gaston?"
"Es wäre schon möglich."
Die beiden gingen jetzt ein Stück weit auf die gelbe Telefonzelle zu, blieben dann aber auf dem Gehsteig stehen. Der Wind frischte auf und spielte mit den schwarzen Haaren der Frau. Der Mann zeigte mit dem Daumen in die andere Richtung, offenbar wollte er zurück zu ihrem Citroën gehen. Die beiden unterhielten sich wieder einen Moment,
Weitere Kostenlose Bücher