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Madame Fabienne

Madame Fabienne

Titel: Madame Fabienne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnny70
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Irgendwie war das unangenehm. Was sollte er jetzt machen? Er sah vorsichtig über die Schulter: Bikem Taschkan stand hinter ihm und beobachtete ihn; auf ihrem Gesicht blieb alles starr, und es war unmöglich zu sagen, was ihr durch den Kopf ging.
    Vacaro holte nun eine kleine Schachtel hervor und öffnete sie. Es brauchte einen Moment, bis man erkennen konnte, was sich darin befand: Es waren Kugeln. Vacaro zog eine nach der anderen aus der Verpackung und lud damit den Revolver.
    Endlich, sein Handy fing an zu klingeln. Er kramte es aus seinem Jackett hervor und drückte die Taste für den Lautsprecher. "Ja?!"
    Fabienne meldete sich, "Ist alles vorbereitet?"
    "Ich weiß nicht."
    "Was soll das heißen?"
    "Ich... sage das mal lieber. Die anderen hören mit."
    Sie lachte ein bisschen, "Das habe ich erwartet... Egal, wir treffen uns, nur du und ich."
    "Und wo?"
    "Du weißt wo."
    "Was soll das heißen?" Er zögerte ein wenig, "Du meinst in der Villa auf der Schwanthaler Allee?"
    "Nein, nicht dort", ihre Stimme bekam einen scharfen Unterton. "Du bringst mir das Geld zu der Stelle, die nur wir kennen."
    "Das ist zu vage."
    "Fahr gleich los. Ich warte auf dich."
    Er wollte noch was sagen, aber da hatte sie schon die Verbindung unterbrochen. Schweiß stand ihm nun auf der Stirn, und er hätte gern etwas getrunken. Wie stickig es hier drinnen war. Luigi Vacaro prüfte noch mal seinen Revolver und ließ die Waffe dann unterm Jackett verschwinden. Einen Moment geschah nichts, dann stand er auf und kam zu Jean Claude, "Wo ist der Treffpunkt?"
    Er fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht, "Ich weiß auch nicht."
    "Tatsächlich?"
    Wahrscheinlich meinte Fabienne die Stelle, wo sie die beiden Typen begraben hatten. Daran wollte er gar nicht mehr denken... Er schwitzte nun so sehr, dass ihm das Hemd auf dem Rücken klebte. Er musste einmal schlucken, weil sein Mund so trocken war. "Es ist in Oppau. Der Treff ist in Oppau. Ein bisschen außerhalb."
    Vacaro sah zu Bikem Taschkan, und sie verschwand nach nebenan. Die Tür stand halb offen, und man konnte deswegen hören, dass sie telefonierte. Vacaro wandte sich wieder ihm zu und fing an zu flüstern: "Sibel Gündesch hat heute Morgen den Vertrag unterschrieben, nun gehört GMN zur Öl- & Reifenfabrik. Damit hat Madame Fabienne ihren Auftrag erfüllt. Die Konzernspitze ist zufrieden und hat beschlossen, sich an die Abmachung zu halten und Madame Fabienne auszuzahlen."
    Vacaro zeigte auf einen grauen Schalenkoffer, der neben dem Schreibtisch stand. "Sie werden das übernehmen. Aber denken Sie daran, dass ich immer in Ihrer Nähe sein werde. Wenn Sie versuchen, irgendwelche Dummheiten zu machen, dann... dann wird das ungut für Sie enden."
    Was sollte er nun sagen? Am besten gar nichts. Er nickte also nur.
    Vacaro wies noch mal auf den Koffer: Das hieß wohl, er solle das Ding tragen. Jean Claude tat es, und sie gingen nach nebenan zu Bikem Taschkan. Sie war gerade dabei, sich eine kugelsichere Weste anzuziehen. Jean Claude zeigte darauf und sprach zu Vacaro: "Vielleicht brauche ich auch so was?!"
    Vacaro fing an zu grinsen, es sah hämisch aus. Er wandte sich an Bikem Taschkan, "Es geht los."
    Sie verließen zu dritt das Büro und folgten dem halbdunklen Flur. Jean Claude musste in der Mitte gehen und sah hin und wieder zu den beiden anderen: Ihre Gesichter waren ganz starr und angespannt. Sie schwiegen, und es war so still, dass man ihre Schritte hören konnte.
    Die zwei Aufpasser waren auch noch da, hielten aber Abstand zu ihnen.
    Wie er schwitzte. In dem Koffer musste wohl das Geld für Fabienne sein, das hieß, wenn Vacaro es ehrlich meinte und ihn nicht angelogen hatte. Was wollte dieser Mann wirklich? Wenn Fabienne, Véronique und er tot wären, dann könnte die Fabrik eine Menge Geld sparen.
    War Vacaro so kaltblütig?
    Vielleicht könnte er irgendwie fliehen, aber wie?

    *

    Fabienne saß auf dem Fußboden und meditierte. Sie konnte nun die Toten hören, die draußen unter der Erde lagen. Sie hatten feine Stimmen und wisperten. Leider gelang es ihr nicht, alles zu verstehen. Aber vielleicht war das auch ganz normal, denn sie wollte doch leben, heute Nacht und auch noch danach.
    Es war jetzt notwendig, dass sie sich entspannte, so gut es ging. Sie lauschte ihrem Atem und ließ ihre Gedanken treiben. Ob die Toten ihr helfen würden, wenn sie darum bat? Aber vielleicht wäre das gar nicht nötig, vielleicht könnte sie die Sache auch allein bewältigen.
    Nun konnte man ein

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