Madame Fabienne
dabei aber Abstand. Es fing an zu nieseln, und Bikem schaltete die Wischer ein. Die Laternen brannten links und rechts auf der Straße, überall standen geparkte Autos. Manchmal frischte auch der Wind auf und blies durch die kahlen Bäume, die auf dem Gehsteig standen, dann fing es an zu rauschen.
Jean Claude zeigte die Richtung an, "Hier entlang."
Bikem folgte seiner Anweisung und fuhr mit den BMW auf den Feldweg. Vacaro beugte sich nun ein Stück nach vorne, damit er leise sprechen konnte, "Halten Sie hier."
Sie tat es, lies den Motor aber eingeschaltet, und die Scheinwerfer schnitten durch die Nacht. Im Licht konnte man sehen, wie es nieselte. Hier zog sich in der Höhe Nebel zusammen, und einzelne Schwaden reichten sogar bis zum Boden. Die beiden andere Wagen schlossen nun zu ihnen auf und hielten ebenfalls. Vacaro wandte sich ihm ein Stück weit zu, "Von hier an fahre ich. Sie bleiben sitzen, wo Sie sind, verstanden?!"
Er nickte nur.
Bikem Taschkan stieg aus und öffnete den Kofferraum, aber leider konnte er nicht sehen, was sie da machte. Offenbar kramte sie etwas hervor. Luigi Vacaro zog sich nun Handschuhe an, dabei blieb sein Gesicht völlig starr, und man konnte die Kälte spüren, die von ihm ausging. Er prüfte auch noch mal seinen Revolver und glitt dann hinters Lenkrad. Schließlich wandte er sich an Jean Claude, "Ist es noch weit?"
"Schwer zu sagen."
"Was heißt das?"
Er zeigte in die Nacht hinein, "Dort muss es irgendwo sein."
"Tatsächlich?!" Vacaro sah ihn an, "Was haben Sie und Madame Fabienne dort draußen gemacht?"
Vor seinem geistigen Auge konnte er wieder sehen, wie er und Véronique einen der Toten ins offene Grab gleiten ließen. Ihm fiel auf, dass ihm der Mund ein wenig offen stand. Er musste einmal schlucken und schwieg dann.
Bikem Taschkan machte nun eine der hinteren Türen auf und setzte sich auf die Rückbank. Sie hatte eine graue Wolldecke bei sich und verhüllte damit einen langen Gegenstand. Leider konnte er nicht erkennen, was es war. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, und er schaute schnell wieder weg.
Vacaro legte nun den Gang ein und fuhr weiter. Die Scheinwerfer schnitten durch die Nacht und erhellten hin und wieder kahle Bäume: Die Äste und Zweige sahen aus Finger, die nach etwas greifen wollten, um es zu verschlingen. Sonst war da nur das offene Feld und der Nebel, der sich immer weiter ausbreitete. Die Schwaden kamen aus der Höhe und bildeten immer wieder neue Gestalten und Formen.
Auf der linken Seite konnte man in der Ferne noch die BASF erkennen. Dort gab es etliche Laternen, Silos und qualmende Schornsteine.
Es nieselte immer noch, und auf der Windschutzscheibe platzten die Regentropfen. Vacaro ließ bei sich die Scheibe ein Stück nach unten, und man hörte, wenn draußen der Wind auffrischte. Jean Claude drehte sich auf dem Beifahrersitz um und sah noch mal nach zurück: Nun waren sie allein, die beiden anderen Autos waren nämlich in Oppau geblieben. Bestimmt hatte Vacaro ihnen die Anweisung dazu gegeben, wahrscheinlich schon in der Fabrik, aber warum?
Wollte Vacaro keine Zeugen dabei haben? Was würde hier draußen in der Nacht passieren? Wenn Fabienne tot wäre, könnte sich die Fabrik eine Menge Geld sparen. Wie hoch war wohl die Summe, die sich in dem grauen Reisekoffer befand? Es könnte sein, dass er das schon bald erfahren würde.
Auf einmal fing sein Handy an zu klingeln, und er sah zu Vacaro, ohne etwas zu sagen.
"Ich glaube, Sie melden sich besser."
Er drückte die Taste für den Lautsprecher und nahm das Gespräch entgegen, "Ja?!"
"Das reicht." Es war Fabiennes Stimme, "Nicht weiter."
Vacaro hielt an, und im Licht der Scheinwerfer konnte man den Nieselregen sehen und die Nebel, die sich drehten.
Jean Claude sprach leise ins Handy, "Und jetzt?"
"Jetzt bringst du mir mein Geld. Nur du allein, hörst du?!"
Er schwieg.
"Die beiden anderen sollen beim Wagen bleiben. Ich kann euch sehen."
Jean Claude wollte noch etwas sagen, aber da unterbrach Fabienne schon die Verbindung. Wie still es auf einmal war. Man hörte, wie der Wind aufkam, und es rauschte für einen Moment. Durch die geöffnete Scheibe trieb ein bisschen Nieselregen, und man konnte die Feuchtigkeit spüren. Sollte er jetzt etwas sagen? Aber was? Er schwieg besser.
Luigi Vacaro wandte sich ihm zu und fing an zu flüstern, "Madame Fabienne hat getan, was die Fabrik von ihr wollte. Jetzt werden wir sie auszahlen. Aber die Sache hat einen Haken, nicht wahr?!"
"Welcher
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